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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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ungehemmtes Lachen, zu dem er sich im Laufe des
Interviews so sehr hingezogen gefühlt hatte, dass es ihn selbst erschreckte.
Ihre Aussage «Mit den Jahren sind sie menschlicher geworden und ich immer mehr
wie ein Bonobo», während sie auf dem Fußboden tollte und sich von Mbongo
kitzeln ließ, und John hatte es verstanden - wahrhaftig verstanden. Ein leicht
zugänglicher Abriss der Sprachforschung, ohne die sperrige Terminologie der
Linguistik, sondern in der Sprache der unmittelbaren Begegnung erklärt, Auge
in Auge mit einer anderen Spezies. Der Moment der Erkenntnis, dass jenseits
der Trennscheibe etwas existierte, das dem Menschlichen verdammt nahekam. Das
Wissen, dass sie nicht nur jedes einzelne Wort verstanden, das man sagte,
sondern auch antworten konnten - und zwar in der erlernten Menschensprache. Der
Versuch, die Verwunderung zu erfassen, den Meilenstein, den diese Erkenntnis
darstellte. John war nicht entgangen, dass die Bonobos eine menschliche Sprache
erlernt hatten, dass den Menschen andersherum jedoch nichts Vergleichbares
gelungen war. Es war ihm außerdem nicht entgangen, dass auch Isabel Duncan dies
erkannt hatte.
    Und dann
der schicksalhafte Wendepunkt: der grauenhafte Anschlag, die terroristische
Vorgehensweise, das Unvermögen, die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Das
plötzliche Verschwinden, die unerklärliche Abwesenheit, der Medienrummel und
die publicitysüchtigen Parasiten. In seiner Vorstellung hatte er die perfekte
Geschichte beisammen - hätte er doch nur einen Anschluss hinterm Ohr, in den
er einen USB-Stick stecken und sich die ganze Story aus dem Hirn direkt auf den
PC laden könnte. Doch das konnte er nicht. Ihm blieb nur das unvollkommene
Mittel des geschriebenen Wortes.
    Er tippte
den ersten Satz, dann den nächsten. Ein paar weitere kamen heraus, seine Finger
hämmerten wie wild auf die Tastatur. Er las, was er geschrieben hatte, und
löschte alles.
    Er
untersuchte die Pizza auf Rasierklingen, roch daran, saugte den orangefarbenen
Ölfilm mit einem Kosmetiktuch auf und fing an zu essen. Die Pizza war kalt und zäh,
aber auch nicht schlimmer als der Frühstücks-Hot-Dog.
    Er ging
ins Internet, stöberte auf den Seiten von LexisNexis und musste einsehen, dass
es mehr Stoff zu Joe Bidens miserablen Tischtennisergebnissen gab als zu einem
jüngst veröffentlichten Memo des Justizministeriums über Bushs Anweisung zur
Folter während seines letzten Regierungsjahrs.
    Er rief
sich die Artikel auf, die Kollegen bereits zu den Affen verfasst hatten, und
suchte dann im Netz nach den frei zugänglichen Online-Artikeln, die dafür
sorgten, dass richtige Zeitungen keine Mitarbeiter mehr einstellten. Er sah
sich den Webcast der ELL nochmal an und holte sich Faulks' Presseerklärung zur
Premiere von Affenhaus auf den Schirm. Er öffnete die
Datei mit den Notizen, die er sich auf dem Rückflug von Kansas gemacht hatte.
Er recherchierte die Kosten digitaler Anzeigen. Er tippte, er las, er löschte.
    Nach
einer Stunde hatte er nichts. Null. Nada.
    Das
konnte doch nicht so schwierig sein. Diese Geschichte reifte seit Neujahr in
seinem Kopf. Wieso konnte er nicht einfach den Hahn aufdrehen und es laufen
lassen?
    Gut, er
litt unter den Folgen von Schlafentzug und den Nachwirkungen von blankem
Terror. Das Bild von gefletschten Pitbull-Zähnen geisterte durch seinen Kopf.
Aus hängenden Wangen trieften Sabberfäden. Solchen Adrenalinmengen folgte
zwangsläufig der physische Kollaps. Vor nicht mal einer Stunde dachte er noch,
er würde als Hundefutter enden.
    Außerdem
ging ihm die Vorstellung nicht aus dem Kopf, dass Amanda wahrscheinlich just in
diesem Moment mit dem verhassten Sean unterwegs war und seine Avancen abwehrte.
John wählte ihre Nummer, landete aber direkt auf ihrer Mailbox.
    Es war
20:30 Uhr, und er hatte noch keine einzige Zeile zustande gebracht.
    Er holte
das Diktiergerät und drückte die Abspieltaste. Er hoffte, dass er während des
Interviews nicht die ganze Zeit lächelnd genickt hatte, denn Francesca De Rossi
hatte, wie ihm erst jetzt auffiel, erklärt, dass der Ausdruck wildgefangene
Affen im Klartext nichts anderes bedeutete als «Mutter
erschossen, Baby gefangen» und dass die Menschenaffen, die in der
Unterhaltungsindustrie zum Einsatz kamen, selbst wenn sie nicht wild gefangen
wurden, immer Entführungsopfer waren, weil Menschenaffenmütter ihre Kinder
ebenso wenig freiwillig hergeben wie Menschenmütter.
    John fing
an zu schreiben, doch ihm tat das Hirn weh, und die

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