bK-Gruen, Sara
Aufzugtür.
Ein Dong verkündete,
dass sie das Erdgeschoss erreicht hatten. Sie gingen um das turmhohe
Blumenarrangement herum in Richtung Restaurant. «Da drüben sitzt er. In der
Ecke», sagte Celia.
«Hab ich
mir schon gedacht», antwortete Isabel. «Er ist ja schlecht zu übersehen.»
Nathan
stand auf und ging los. Eigentlich stürmte er fast, die Hände tief in die Hosen
seiner Jeans vergraben, die Schultern nach vorne gebeugt.
«Was tut
er denn da? Hat er uns gesehen?», wollte Isabel wissen.
«Keine
Ahnung», sagte Celia.
Vor einem
Tisch blieb Nathan stehen. Der Mann, der dort saß, sah zu ihm auf. Er hielt ein
Stückchen Schinken zwischen Daumen und Zeigefinger wie eine Zigarre.
«Fleischfresser
sind Mörder, du Schwein», sagte Nathan. Er fasste mit der Hand unter den
Tellerrand und ließ mit einer gekonnten Bewegung aus dem Handgelenk heraus das
Frühstück des Gastes hoch in die Luft fliegen. Die Speise klatschte verkehrt
herum auf dem Boden auf und verteilte dottergelbe Soßenspritzer auf Schuhen und
Hose des Mannes.
Celia
packte Isabels Arm und zerrte sie hinter eine der korinthischen Säulen, die den
Eingang zum Restaurant flankierten.
Nathan
stürmte an ihnen vorbei und durch die Vordertür aus dem Hotel, ohne auch nur
einen Blick zurückzuwerfen.
«O
Mann!», sagte Celia. «Das war uncool.»
Isabel
saugte die Luft durch die Zähne ein. «Celia!», sagte sie.
«Was
denn?»
«Der Typ.
Das ist John Thigpen. Der Journalist, den Bonzi küssen wollte. Der, mit dem ich
sprechen möchte.»
Celia
drehte sich um. John Thigpen stand mit erhobenen Handflächen da und blickte dem
Angreifer entgeistert nach.
«Oooooh!»,
machte Celia. «Das ist Pigpen?»
«Ja»,
sagte Isabel mit gesenkter Stimme. «Das ist Pigpen.»
***
John war
im Grunde nicht abergläubisch, aber für den unwahrscheinlichen Fall, dass der
Vorfall beim Frühstück doch auf sein schlechtes Karma zurückzuführen war, eilte
er auf direktem Weg ins Motel zurück, um die Musik abzustellen.
Er warf
unwillkürlich einen Blick auf die andere Straßenseite und sah vor Jimmy's
tatsächlich einen der Rowdys eine Zigarette rauchen, während Pupser auf den Gehweg
schiss. Der Typ sah John an; John winkte ihm lasch zu, wurde aber ignoriert.
Als er
sich seinem Zimmer näherte, fiel ihm auf, dass die Tür angelehnt war. Er blieb
stehen und lauschte. Er wollte sich ungern mit einem Einbrecher in Aktion
anlegen. Die Frauen im oberen Zimmer quiekten und lachten, was es unmöglich
machte, irgendetwas zu hören. Vorsichtig stieß er die Tür mit dem Fuß auf.
Es sah
nicht so aus, als wäre jemand im Zimmer, aber John sah vorsichtshalber trotzdem
unter dem Bett und im Bad nach, zog sogar den Duschvorhang zurück. Die Milchglasscheiben
des Lamellenfensters waren geöffnet, und die vergilbte Gardine wehte in der
Brise hin und her. Die toten Fliegen waren in die Badewanne gerutscht.
Niemand.
Mit
klopfendem Herzen ging er zurück ins Schlafzimmer. Erst da fiel ihm auf, dass
Jefferson Starship nicht mehr spielte. Auf dem Bett lag anstelle seines
Computers ein himmelblaues Post-it: Zimmer 242.
Seufzend
sah John zur Decke. Zimmer 242 war das
Zimmer über ihm.
Er stieg
die Betontreppe hinauf. Die abblätternde Rostschutzfarbe des Geländers war
diverse Male überpinselt worden, und das Metall fühlte sich an wie ein
Reibeisen.
Die Tür
zu Zimmer 242 stand weit offen. John hatte freie
Sicht auf seinen Laptop, der aufgeklappt auf dem Bett lag und etwas abspielte,
das nach E-Gitarre und Wah-Wah-Pedal klang.
Die
Rothaarige saß auf einem Stuhl, die Füße samt Plateauschuhen hatte sie auf dem
Bett abgelegt. Neben ihr stand eine blonde Frau und machte sich mit einem
schnurlosen Lockenstab die Haare, ein paar Klämmerchen im Mund. Die Brünette
verfolgte von der anderen Seite des Zimmers aus mit Interesse das Geschehen auf
dem Computerbildschirm und legte ab und zu den Kopf in den Nacken, um eine
Rauchwolke zur Decke zu blasen. Keine der Frauen reagierte auf Johns
Anwesenheit.
«Was zum
Teufel machen Sie da?», fragte er.
Die
Rothaarige beugte sich ganz nah zum Bildschirm hin und wedelte mit verklärtem
Blick mit der Zigarette. «Das sind gewesen Zeiten», sagte sie wehmütig. «Schaut
euch das an. Meine Erfindung! Teebeuteln!»
Die
anderen beugten sich kichernd vor.
«Ganz
toll, Ivanka», sagte die eine. «Echt genial.»
«Ja. Ich
war Star. Ich bin in Limos gefahren. Den ganzen Tag Champagner, ach, und das
Koks! Wo man hinschaute, die
Weitere Kostenlose Bücher