bK-Gruen, Sara
Weißblau, das an den Rändern der glühenden Feuerzungen in
Gelbrot überging. John sah zu Boden. Zu seinen Füßen lagen Glasscherben - die
Fenster waren mit derartiger Wucht herausgeschleudert worden, dass es einzelne
Splitter bis auf die andere Straßenseite geschafft hatten. In beiden
Stockwerken des Motels wurden Türen aufgerissen, und die Gäste stürmten ins
Freie - die Stripperinnen, die Hawaii-Kleid-Frau und ihr Unterhemd tragender
Ehemann, eine verängstigt dreinschauende asiatische Großfamilie. Einige der
Umstehenden hatten bereits die Handys am Ohr und versuchten, sich über den
Höllenlärm hinweg zu verständigen. John drehte sich wieder zu dem brennenden
Gebäude um.
Durch
das, was vom Schaufenster übrig war, sprang ein menschlicher Feuerball und
schoss die Straße hinunter. Über John fing eine Frau an zu kreischen - es war
Ivanka, und die Vertrautheit ihrer zeternden Stimme inmitten des Chaos riss ihn
aus der Schockstarre.
Die
lebende Fackel rannte und rannte, mit wedelnden Armen und Händen verzweifelt
auf die lodernden Flammen einschlagend, die wie ein Kometenschweif hinter ihr
herzogen. John sah sich an der Motelfassade nach einem Feuerlöscher um, doch da
war keiner. Er hechtete in sein Zimmer zurück, riss die Tagesdecke vom Bett und
rannte die Straße hinunter.
Der
brennende Mensch brach auf dem Asphalt zusammen wie eine Marionette, der man
die Schnüre durchgeschnitten hatte. John holte auf und warf die Tagesdecke über
die gekrümmte Gestalt, versuchte, sie völlig zu bedecken und den Stoff auch
seitlich darunterzustopfen, um die Flammen zu ersticken. Er schlug auf
vereinzelt auflodernde Feuerzungen und rollte den brennenden Körper hin und
her, damit die Tagesdecke nicht auch noch Feuer fing. Als die Flammen endlich
gelöscht waren, zog John dem Opfer die Decke vom Gesicht. Er kniete sich
schwankend hin. Er konnte nicht sagen, ob die Person - er nahm an, dass es ein
Mann war, obwohl sich das schwer sagen ließ - noch am Leben war. John hielt das
Ohr an den verkohlten Mund. Er versuchte zu erkennen, ob der Brustkorb sich
noch hob und senkte. Er hörte Sirenen, die zum Glück schnell näher kamen.
«Halt
durch, Kumpel. Halt durch. Hilfe ist schon im Anmarsch.» Er fühlte sich
hilflos. Er hätte gern die Hand des Typen genommen, um irgendwie einen
beruhigenden Kontakt herzustellen, aber John sah keine Körperstelle, die nicht
verbrannt war, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als neben ihm zu knien
und tröstend auf ihn einzureden. Er hatte keine Ahnung, ob das, was er tat,
richtig war. Er hatte keine Ahnung, ob der Typ überhaupt mitbekam, dass er da
war.
Zwei
Feuerwehrfahrzeuge schlingerten um die Ecke.
John
sprang auf, schwenkte die Arme und schrie: «Hier! Wir brauchen Hilfe!» Doch die
Fahrzeuge rasten an ihnen vorbei und kamen erst vor dem brennenden Gebäude zum
Stehen.
John
starrte ihnen verzweifelt hinterher, als ein Polizeiwagen neben ihm anhielt.
John gestikulierte wild. Der Polizist musterte John durchs geschlossene
Fenster und stieg aus. Er hatte es nicht besonders eilig.
«Was ist
passiert?», fragte er, den Blick auf den verbrannten Mann gerichtet.
«Ich war
in meinem Zimmer, da drüben» - John deutete mit zitterndem Finger auf das
Buccaneer -, «und auf einmal hörte ich etwas, wie eine Bombe. Ich kam raus, um
nachzusehen, was los war, und da kam dieser Typ zum Fenster rausgeflogen,
brennend. Ich bin ihm nachgelaufen, bis er umgefallen ist, und dann habe ich
das Feuer mit meiner Bettdecke erstickt. Hat inzwischen endlich jemand einen
Krankenwagen gerufen? Wieso haben die Feuerwehrleute nicht hier angehalten?»
Die
gekrümmte Gestalt gab ein tiefes, jaulendes Stöhnen von sich, das sich zu
lautem Geheul steigerte. Als er einmal angefangen hatte, hörte der Mann nicht
wieder auf. Er flehte und bettelte, er fluchte und betete, er weinte und schrie
nach seiner Mutter, ohne dass sein verwüstetes Gesicht sich regte.
Kurz
darauf fuhr ein Krankenwagen vor. John beobachtete, wie die Sanitäter die
verkohlte Decke abnahmen und den Mann auf eine Trage hievten. Sein Ausbruch war
zu leisem Wimmern versiegt.
«Ich muss
wissen, womit wir es zu tun haben», sagte einer der Sanitäter mit einem Blick
in das schwarze Gesicht. «Können Sie mich hören? Wenn Sie wollen, dass ich Ihr
Augenlicht rette, muss ich wissen, ob Sie gerade dabei waren, Crystal zu
kochen. Verstehen Sie mich?»
«Ja, war
er», sagte John. «Zumindest bin ich mir ziemlich sicher.» Er hatte die Arme
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