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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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John und Amanda eintrafen. Es war die «gesellige Stunde» des Hotels,
und Cat ließ sich den Gratiswein schmecken, während sie Wellen der Unnahbarkeit
ausstrahlte. Es war, als hätte sie einen unsichtbaren Abwehrmechanismus: Andere
Gäste, die zu dicht herankamen, wichen plötzlich wie vor den Kopf geschlagen
zurück.
    «Cat.»
    «John.»
    «Amanda
kennst du ja, nicht?»
    «Natürlich»,
sagte Cat; sie musterte Amanda und reichte ihr eine schlaffe Hand. «Nett, Sie
wiederzusehen. Haben Sie hier Verwandte?» Sie warf den Kopf ein wenig in den
Nacken und lächelte.
    «Nein»,
sagte Amanda.
    Cat
blinzelte mehrmals, eine Aufforderung an Amanda, eine Erklärung zu liefern.
Amanda blinzelte zurück.
    Schließlich
riss Cat ihren Blick los. «Schön, dann lass ich euch mal einchecken», sagte sie
und spazierte davon, um sich nachschenken zu lassen.
    John
seufzte. Zweifellos würde Elizabeth bis zum Abend erfahren, dass er Amanda
mitgenommen hatte, und demgemäß seine Spesenabrechnung genau prüfen.
    Nach
einer sehr kurzen Besprechung, ob sie Cat einladen sollten mitzukommen, machten
sie sich auf die Suche nach einem Lokal, wo man preiswert essen konnte
(Elizabeth hatte erklärt, da die Hotelzimmer mit Kochnischen ausgestattet
seien, werde die Zeitung nicht für Restaurantmahlzeiten aufkommen).
    «Du»,
sagte Amanda, als sie bei Margaritas beisammensaßen, «weißt du, was meine
Mutter gestern Abend zu mir gesagt hat?»
    John
säbelte an seinem zu stark durchgebratenen Steak. «Dass ich ein nichtsnutziger
Lümmel bin und du mich verlassen sollst?»
    «Ganz im
Gegenteil. Sie hat gesagt, ich soll mich ranhalten, weil bei meinen Eiern bald
das Verfallsdatum abläuft. Ist das zu glauben?»
    «Ja.
Unbedingt.»
    Amanda
riss die Augen auf. «Was?»
    John
korrigierte seinen Lapsus. «Nein», sagte er nachdrücklich. «Nein, natürlich
nicht. Ich meine, ich glaube, dass deine Mutter das gesagt hat. Ist doch
typisch für sie, nicht?»
    Amanda
seufzte zustimmend und griff in den Korb mit den Chicken Wings. Sie nahm einen
Flügel heraus und hielt ihn zwischen den Fingern wie einen Miniatur-Maiskolben.
Nach einer prüfenden Betrachtung biss sie hinein.
    «Du
glaubst es also nicht?»
    «Was? Das
mit deinen Eiern? Nein.»
    Sie kaute
einen Moment, blickte in die Ferne, zog dann ihr Glas zu sich heran. Es war von
grotesker Größe, wie ein Goldfischglas. Sie rührte mit dem kleinen roten
Strohhalm zwischen den Eiswürfeln herum. «Wenn wir Kinder haben, meinst du, ich
werde dann wie meine Mutter?»
    «Du
kannst gar nicht werden wie deine Mutter», sagte er, den Mund voller Steak.
«Deine Mutter ist der Horror. Deine Mutter ist Godzilla. Und du, mein Schatz,
bist die Vollkommenheit in Person.» Er deutete mit seiner Gabel auf sie. In
dieser Art von Lokal konnte man das tun.
    «Aber das
sagen die Leute doch immer, nicht? Dass jede Frau am Ende wie ihre Mutter
wird?» Sie schlürfte den Rest von ihrer Margarita, sah sich verstohlen nach
allen Seiten um und leckte hastig mit der Zunge den Salzrand ab. «Gott, hoffentlich
nicht.» Sie ließ den Strohhalm wieder kreisen.
    «Bestimmt
nicht.»
    «Ich
glaube, ich will eins», sagte sie. «Ein Baby.»
    John sah
sie aufmerksam an. Spuren von Barbecue-Soße hafteten an Kinn und Mund. War das
der Doppeleffekt von Fran und Tequila an einem Tag, oder meinte sie es ernst?
Das Thema war im Laufe der Jahre regelmäßig zur Sprache gekommen, meistens
dann, wenn Amanda von einer schwangeren Freundin oder einem Familientreffen
kam. Bisher war die Angelegenheit danach zu Johns Erleichterung jedes Mal
ziemlich schnell wieder ad acta gelegt worden. Babys machten ziemlich viel
Arbeit, und er fürchtete, ein Kind könnte zwischen ihm und Amanda etwas
verändern. Außerdem würde ein Baby sehr viel mehr Fran in sein Leben bringen,
von seiner eigenen Mutter gar nicht zu reden.
    «Hältst
du das für eine gute Idee, wo du gerade dabei bist, ans andere Ende des Landes
zu ziehen?», fragte er vorsichtig.
    «Bis es
so weit ist, bin ich entweder wieder in Philly, oder du bist in L. A. Und was,
wenn meine Mutter recht hat? Wenn wir all die Jahre um den heißen Brei
geschlichen sind, und jetzt zeigt es sich, dass wir zu lange gewartet haben?»
    «Heute
kriegen Frauen noch mit über sechzig Kinder.»
    «Ja,
Freafe-Frauen.» Nach einer Pause fügte sie hinzu: «So eine will ich nicht sein.
Ich will keine Uraltmutter sein.»
    John
griff über den Tisch nach ihrer Hand.
    Es
stimmte, sie waren beide sechsunddreißig. Er fühlte

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