bK-Gruen, Sara
stramme Füße,
in Isotoner-Hausschuhe gepfercht, latschten in Sicht.
«Was soll
das heißen, ihr seid weg?» Sie blieb mit verschränkten Armen und blitzenden
Augen stehen. «Wo wollt ihr hin?»
«Kansas»,
sagte Amanda.
«L.A.»,
sagte John in genau demselben Moment. «Häuser angucken», fügte er hinzu. Amanda
stutzte kurz, ehe sie sich in ihren rosa Trenchcoat mühte. Ihre Augen waren
schon hinter einer großen Sonnenbrille versteckt.
Tim kam
durch den Flur geschlendert.
«Tschüs,
Tim! Danke fürs Kommen», rief John ihm fröhlich entgegen.
«Gern
geschehen», erwiderte der alte Herr verdutzt.
John
öffnete die Tür.
«Warte!»
Frans Stimme ließ John frösteln. Es war ein Reflex - ihr Ton verlangte
Gehorsam. Er machte sich bereit, drehte sich um, um ihrem wütenden Stahlblick
zu begegnen. «Ja?»
«Gestern
Abend habt ihr kein Wort davon gesagt.»
«Es hat
sich in allerletzter Minute ergeben. Ging nicht anders. Der Makler war sehr
beschäftigt...»
«Sehr
beschäftigt», bestätigte Amanda. Sie band den Gürtel ihres Mantels zu, bemüht,
sich hinter John versteckt zu halten.
«Ihr habt
nur gesagt, ihr überlegt, ob ihr umzieht, nicht, dass ihr es beschlossen habt.
Wann kommt ihr zurück?»
«Keine
Ahnung», sagte John und schob Amanda durch die Tür. Sie rannte beinahe zum
Auto. John folgte mit dem Koffer.
«Und was
sollen wir machen?», rief Fran auf der Veranda.
«Bleibt,
solange ihr wollt», sagte John. «Wiedersehen, Fran. Wiedersehen, Tim!»
«Wir
sehen uns bei der Hochzeit!», rief Amanda über die Schulter. Sie stieg ins Auto
und schlug die Tür zu.
John warf
einen Blick zurück. Fran marschierte den Gehweg auf und ab, eine
Eine-Frau-Armada, den Busen vor sich hertragend wie ein Geschütz, der ganze
Körper eine uneinnehmbare Festung aus Selbstgerechtigkeit.
***
Als John
sich auf den Fahrersitz setzte, hatte Amanda die Sonnenblende auf ihrer Seite
heruntergeklappt und tat, als krame sie in ihrer Handtasche. «Gib Gas, Baby»,
sagte sie, ohne aufzusehen.
John fuhr
quietschend rückwärts in die Straße, dann vorwärts und los. Ein Stück weiter,
als er sich angeschnallt hatte, fragte er Amanda: «Welche Hochzeit? Wovon
redest du?»
«Meine
Cousine Ariel heiratet in drei Wochen.»
«Das geht
aber schnell.»
«Ist eine
Mussheirat, was wir offiziell nicht wissen. Fliegen wir wirklich nach L. A.?»
«Nein.
Nach Kansas.»
«Oh.»
«Aber
danach kannst du ja nach L.A., wenn du's wirklich willst.»
«O Gott.»
Amanda warf den Kopf zurück und sah aus dem Fenster. Sie hielten an einer
Ampel, und Amanda schwieg während der ganzen Rotphase. «Meinst du das ernst?»,
fragte sie, als die Farbe schließlich wechselte.
«Wenn du
dir ganz sicher bist, dass es das ist, was du willst.»
John sah
sie zweimal hintereinander an, das zweite Mal erschreckt, weil ihr Tränen übers
Gesicht strömten. Als sie dann aber ihre Hand in seinen Nacken legte, schaute
sie beinahe glückselig drein.
«Ja, und
ob. Unbedingt. Aber ist das für dich wirklich in Ordnung?»
«Ja.»
Sie
hingen beide einen Augenblick ihren Gedanken nach. Dann tätschelte John ihr
Bein. «Ja, ist es.»
Johns und
Amandas einstündige Zwischenlandung in Cincinnati verlängerte sich zunächst um
zwanzig Minuten, dann um weitere zehn, dann noch einmal um fünfzehn, bis sie
sich am Ende auf unverschämte sechs Stunden ausdehnte. Die Wetterlage war die
erste vorgebrachte Entschuldigung, dabei war der Himmel vollkommen klar.
Verkehrsüberlastung in O'Hare wurde als Nächstes ins Feld geführt, was John
dazu veranlasste, am Gate darauf hinzuweisen, dass sie nicht in O'Hare waren.
Darauf kam es nicht an - der Rückstau von Urlaubsfliegern hatte offensichtlich
einen Dominoeffekt. John war stinkwütend: Er war jetzt mit dem Beginn seiner
Nachforschungen zwei Tage im Rückstand.
Hinzu kam
noch die Zumutung, dass es Cat irgendwie gelungen war, bereits am Vorabend in
Kansas einzutreffen, obwohl John doch den ersten verfügbaren Flug gebucht
hatte. Sie hatte Elizabeth unverzüglich per E-Mail über ihren Geniestreich
unterrichtet und John in Cc gesetzt: Bin an- und untergekommen. Werde
Kontakte knüpfen, während ich auf John warte. Sie
musste stand-by auf dem Nachtflug mitgekommen sein. John hatte eine Vision von
einem gefesselten und geknebelten, seiner Bordkarte beraubten unglücklichen
Handelsvertreter in einer Besenkammer am Flughafen.
Cat
lehnte an der Backsteinmauer bei dem gemütlichen Kamin im Foyer des Residence
Inn, als
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