bK-Gruen, Sara
mit beiden Händen: Schaff
Sie Hier Raus, Schaff Sie Raus, Schaff Sie Raus. Tränen
strömten ihr übers Gesicht.
Peter
packte Cat am Oberarm und drehte sie vom Krankenbett weg.
«Finger
weg!», kreischte Cat. «Das ist Körperverletzung!»
Peter zog
sie nahe zu sich heran und legte seinen Mund an ihr Ohr. «Zeigen Sie mich doch
an», zischte er. Seine Augen funkelten, sein Lächeln war dünn. Sie hob das Kinn
und starrte ihm ins Gesicht. Er schubste sie so heftig, dass sie stolperte,
aber wegen seines Griffs um ihren Arm blieb sie aufrecht. «Rufen Sie die
Polizei», sagte er zu Beulah.
«Schon
gut, schon gut, ich gehe», sagte Cat. Sie hielt einen Augenblick inne, um sich
zu fangen, betrachtete die Finger, die ihren Arm umklammerten. Ihre Lider
flackerten, als sie die fehlenden Glieder seines Zeigefingers bemerkte.
«Und zwar
sofort», sagte Peter. «Los.» Er zerrte sie zur Tür.
***
Ein
halbes Dutzend Nachrichtenteams sowie eine Handvoll Reporter hatten sich vor
dem Verwaltungsgebäude der Universität versammelt. John entdeckte ein paar
bekannte Gesichter. Einer war ein ehemaliger Kommilitone von der Columbia-Uni,
der ein unscheinbares Mädchen mit altem Geld und einem Sommerhaus in den
Hamptons geheiratet hatte. Später hatte er einen Job bei der New York
Times an Land gezogen. Philip Underwood. Er war bei dem Vorfall
mit Ginette Passior dabei gewesen, hatte Johns Beine festgehalten, während ihm
jemand anders den Trichter an den Mund hielt. Das war alles sehr verschwommen und
würde auch nie an Kontur gewinnen. Nach all den Jahren war es John immer noch
so peinlich, dass er niemandem in die Augen sehen konnte, der es bezeugt hatte.
Ein weiterer Bekannter war ein alter Hase, mit dem John bei der New York
Gazette gearbeitet hatte, ein Mann, der dafür bekannt war,
abschreckende Parolen auf Kreppband zu schreiben und an seine Lunchpakete im Gemeinschaftskühlschrank
zu kleben, damit ja niemand auf die Idee kam, sich daran zu bedienen; außerdem
pflegte er seine Sprache mit altmodischen Wendungen wie «zu diesem Behufe» oder
«insonderheit» zu spicken. Er war hager, hatte aber einen Bauch und war grau
in jeder Hinsicht - Haare, Kleidung, Teint. Vor einigen Jahren hatte ein
Scheidungsverfahren Elan, Farbe und vielleicht sogar ein ganzes Lebensjahrzehnt
aus ihm gesogen. Er trug einen abgewetzten Trenchcoat und zog die Schultern
gegen den Wind nach vorn. John trat zu ihm. «Hey, Cecil.»
Cecil sah
John an, tat einen letzten Zug an seiner Zigarette und schnippte sie auf die
Erde. Sie kullerte davon, das Ende glühte noch. Er rieb die geröteten Hände und
pustete in die Handflächen. «Hey, John.»
«Ich
hoffe, du hast da drunter einen Pullover an», sagte John.
«Nö.»
Cecil zuckte die Achseln und blickte geradeaus. «Na, immer noch beim Inky?»
«Jepp. Immer
noch bei der Gazette?»
« Jepp.»
Das
Geplänkel, das nun folgte, war ein Ritual wie ein Balztanz - jeder versuchte
herauszufinden, was der andere wusste, ohne selbst etwas preiszugeben.
Schließlich
schob Cecil die Hände in die Taschen und wippte auf den Absätzen. «Du hast
nichts, oder?»
John
schüttelte den Kopf. «Nee. Du?»
«Gar
nichts.»
Sie
nickten langsam in einverständlichem Bedauern. John sah keinen Grund, Cecil
wissen zu lassen, dass er Isabel und die Affen am Tag der Explosion besucht
hatte, und er fragte sich, was Cecil ihm wohl vorenthielt.
Aufgeregtes
Gemurmel ging durch die wartende Menge, als die gläserne Flügeltür des Gebäudes
von zwei großen Männern aufgestoßen wurde. Eine zierliche Frau in geschäftsmäßiger
Kleidung und mit sehr hohen Absätzen ging die Treppe hinunter zum
Standmikrophon. Die Männer bauten sich rechts und links von ihr auf.
Sie schob
ihre Brille zurecht und strich sich die Haare glatt. Ihre manikürten Hände
zitterten in der Kälte. «Danke, dass Sie gekommen sind», sagte sie und blickte
in die Runde.
Die
Nachrichtenteams drängelten sich, um ihre Überkopfmikrophone in Stellung zu
bringen, dann ließen die Reporter einen Schwall an Fragen los:
«War die
Familie Bradshaw zum Zeitpunkt des Angriffs zu Hause?»
«Wie geht
es Isabel Duncan?»
«Sind die
Affen verletzt?»
«Hat man
schon jemanden verhaftet?»
Die Frau
musterte prüfend die Gesichter vor ihr. Ihre Brillengläser reflektierten die
Blitzlichtsalven der Fotokameras. Wuschelige schwarze Mikrophonüberzüge rahmten
ihren Kopf ein wie von der Decke hängende Monsterraupen. Sie schloss einen
Moment die Augen und holte
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