BKA - Die Jaeger des Boesen
der nationalen Antiterroreinheit einen hoch begabten Ermittler namens Rob Wainwright? – ein Hinweis darauf ein, dass jemand in London via
Western Union eine hohe Geldsumme aus dem Jemen empfangen hatte. Der Jemen ist inzwischen ein Land, das islamistische Terroristen gerne als Rückzugsgebiet benutzen und von dem aus sie weltweite Aktionen planen, zum Beispiel Sprengstoff in scheinbar harmlosen Luftfrachtpaketen verstecken, um dann per Fernzündung Flugzeuge in die Luft zu jagen, möglichst über dicht besiedelten Gegenden Europas oder über amerikanischen Metropolen wie Chicago. Ein Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamtes, stationiert in Saudi-Arabien, bekam zum Beispiel Anfang Oktober 2010 in Riad erste Hinweise, aber man wusste noch nichts Genaueres. Als sich die Warnungen häuften, als die Gefahr eines Anschlages nicht nur eine Frage von Tagen, sondern von Stunden war, alarmierte der Beamte seine Dienststellen in Deutschland. Da befand sich das Paket mit dem hochgefährlichen Sprengstoff Nitropenta, versteckt in einer Druckerpatrone, bereits in der Luft. Landete zunächst auf einer Zwischenstation in Köln, bevor die Maschine nach London weiterflog und die Fracht dort entschärft werden konnte. In Deutschland werden die Erkenntnisse der Sicherheitsbehörden vom Verfassungsschutz in der »Operation Mondschein« koordiniert, unterstützt von der BKA-Einheit »Sterne«. Die Amerikaner vom CIA und dem Militärgeheimdienst DIA sind stets zugeschaltet oder auch persönlich bei den Lagebesprechungen in Berlin dabei.
Damals vor ein paar Jahren in England, beim verdächtigen Geldtransfer, hatte man nichts Greifbares, doch lag der Verdacht nahe, dass es sich bei der Überweisung möglicherweise um die Finanzierung eines Attentats in England handeln könnte und terroristische Aktivitäten bevorstanden; außerdem war der Absender aus dem Jemen schon mal in anderen Zusammenhängen aufgefallen. Die Briten, die als beste Ermittler Europas gelten, hatten zwar das Gefühl, dass auch der Empfänger zu einem bestimmten Netzwerk gehörte, sie hatten einen dringenden Verdacht, aber sie hatten keine Hard Evidences , keine Fakten, mit denen sie den hätten festigen können. Eine Telefonüberwachung wurde deshalb nicht gestattet.
Einer der Ermittler hatte aus seiner Tätigkeit als Verbindungsbeamter noch beste Kontakte bei EUROPOL. Es gehört schließlich zum Mehrwert der Behörde, dass die Beamten, die wieder zurückkehren in ihre jeweiligen Heimatländer, für ihre Kollegen in anderen Staaten die natürlichen Ansprechpartner bleiben. Der Engländer rief also einen ehemaligen Kollegen an, der noch in Den Haag saß, erzählte ihm, was sie gesammelt hatten, und bat um Hilfe. Streng juristisch nach Dienstvorschrift hätte er wahrscheinlich einen Brief schreiben und das Gesuch begründen müssen, stattdessen wählte er eine auf seinem Handy gespeicherte Nummer. Der Adressat in Den Haag fand den Fall ebenfalls höchst interessant, schlug ihm spontan vor, ins nächste Flugzeug zu steigen, die CD mit den gespeicherten Daten mitzubringen, um sie mit denen bei EUROPOL zu vergleichen und eventuell Übereinstimmungen festzustellen.
Treffer. Der Fall aus Großbritannien glich einzelnen Sachverhalten in den Niederlanden und in Belgien, die bisher nicht miteinander verknüpft werden konnten. Ab dann war es ein Fall für EUROPOL. An einer operativen Arbeitsgruppensitzung nahmen Ermittler aus den drei Ländern teil. Von ihren belgischen und holländischen Kollegen bekamen die Briten Informationen über einen anderen Mann, den die im Visier gehabt hatten wegen ähnlicher verdächtiger Geldtransfers in die Niederlande und nach Belgien. Aber vor der Festnahme war er ihnen entwischt und hatte sich abgesetzt nach Syrien. Von dort aus war er legal nach England eingereist.
Da wiederum wusste man nicht, dass er bereits durch merkwürdige Finanztransaktionen in Holland aufgefallen war. Ohne die Möglichkeit, via EUROPOL die im nationalen Rahmen gewonnenen Erkenntnisse miteinander zu verknüpfen, über alle Grenzen hinweg, wäre es beim bloßen Verdacht geblieben. So aber ahnte man, was der Verdächtige mit dem Geld aus dem Jemen vorhatte. Einen Anschlag, in London. Die Telefonüberwachung wurde jetzt genehmigt, ebenso eine Observation rund um die Uhr. Seine Verbindungsleute sollten gefunden werden. Erst
dann wurde er verhaftet und wegen der Planung eines Attentats zu einer Haftstrafe von zehneinhalb Jahren verurteilt.
In jedem Mitgliedsstaat steht
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