Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
Vom Netzwerk:
fest, wo er die meisten seiner Filme mit minderjährigen Mädchen produziert hatte. Die italienischen Kriminalbeamten fanden aber nicht nur Filmmaterial, sondern Dateien mit Kunden aus ganz Europa, darunter Lehrer, Fitnesstrainer, Manager und Militärs. Die Italiener gaben ihren Fund weiter nach Den Haag. Dort wurden die Kunden identifiziert, was meist einfach war, weil viele Sammler von kinderpornografischen Darstellungen ihre E-Mails unverschlüsselt verschickt hatten oder in ihrer Gier so dumm waren, dem Produzenten ihre Postadresse mitzuteilen. In der Ukraine konnten sie gegen entsprechenden Aufpreis auch eigens für sie gedrehte Filme bestellen, in denen ihre besonderen Wünsche berücksichtigt wurden – bestimmte sexuelle Stellungen, bestimmte Kleidung oder gar am Ende des gefilmten Missbrauchs ein persönlicher Gruß des Kindes an den Kunden, der die Ware bestellt hatte.
    Sobald die Kunden identifiziert waren, übermittelte EUROPOL Namen und Adressen an die Polizeibehörden der entsprechenden Staaten. Mehr als hundert Männer wurden bei einer in mehreren europäischen Ländern gleichzeitig durchgeführten Razzia festgenommen: Kinderschänder ebenso wie Produzenten des Materials oder Händler, die es im Internet verbreiteten. Wichtiger war die Befreiung der Opfer. Viele blieben dennoch unauffindbar, weil der Missbrauch in der Ukraine produziert worden war. Die Methode dort war in allen Fällen die gleiche: Mit dem Versprechen, ihnen eine Karriere als Model in Westeuropa zu ermöglichen, waren Teenager zu Modeaufnahmen gelockt worden. Je mehr Haut die jungen Mädchen bereit waren zu zeigen, bis hin zu Nacktaufnahmen, desto mehr Honorar bekamen sie oder ihre Eltern. Beweise für einen sexuellen Missbrauch wie in Belgien, wo der Vater seine minderjährige Tochter vor der Kamera vergewaltigte,
aber waren auf den Filmchen mit den jungen ukrainischen Mädchen nicht zu sehen.
    Mit Hardcore-Produktionen dagegen, für die in vielen Fällen die Väter ihre eigenen Kinder anboten, wird das große Geld verdient. Die Bedürfnisse der Pädosexuellen trieben die Preise in die Höhe. Bezahlt wurde anfangs zum Beispiel via Western Union, doch als die Firma nach Hinweisen der Ermittler die Konten sperrte, wechselten die Hintermänner über Nacht zu anonymisierten Zahlungssystemen mittels E-Commerce-Konten in Ländern, die nicht zu EUROPOL gehörten.
    Beim Thema Menschenhandel sind selbst erfahrene Fahnder wie Valerio Papajorgji auf Schätzungen angewiesen, wonach es jährlich ungefähr hunderttausend Frauen trifft, die aus Osteuropa oder Afrika nach Westeuropa gelockt werden, mit dem falschen Versprechen, dass es dort Jobs für sie geben würde. In Wahrheit werden sie aber von Schleuserbanden nach ihrer Ankunft zur Prostitution gezwungen. Selbst wenn die Opfer bei einer Razzia befreit werden, sind sie vor der möglichen Rache ihrer Peiniger nicht mal dann sicher, falls die dank ihrer Aussagen verurteilt werden. Die bis zu ihrem Prozess gewährte Aufenthaltserlaubnis ist befristet, gilt nur für die Dauer der Gerichtsverhandlung. Danach werden sie abgeschoben. Zurück in der Heimat, der sie einst voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft entflohen sind, warten meist schon Verwandte und Freunde des Mannes, den sie der Justiz ausgeliefert haben. Kein Wunder also, dass sie Angst haben und lieber die Aussage verweigern. Ein Kartell des Schweigens schützt die Kriminellen, von denen sie missbraucht wurden.
    Diese Angst teilen sie mit Opfern einer anderen Geschäftsidee der Menschenhändler. Sie holen sich dreizehn-, vierzehnjährige Mädchen aus den Flüchtlingslagern Afrikas, vermitteln sie an Familien vorzugsweise in England oder Frankreich, wo die rechtlosen Mädchen in den Häusern reicher Bürger wie Sklaven gehalten und behandelt werden. Falls es je zu einem Prozess kommt, weil sich ein Mädchen retten konnte in die Arme einer Hilfsorganisation des betreffenden Landes, lesen sich die Vernehmungsprotokolle
wie Aufzeichnungen aus Dantes Höllenkreisen: Die Flüchtlinge mussten kochen, putzen, die Kinder beaufsichtigen, täglich zwölf bis vierzehn Stunden, durften das Haus nicht verlassen, bekamen keinen Lohn, nur zu essen und zu trinken, und sobald sie aufmuckten, gab es Prügel mit dem Holzstock. Zu selten werden solche Fälle bekannt, und nur selten werden die verurteilt, die unter der Tarnung ihrer gesellschaftlichen Position als wohlhabende Bürger die Mädchen ausbeuten.
    Seit das Organisierte Verbrechen auf Diversifizierung

Weitere Kostenlose Bücher