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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Angestellten des »Ocean Club«, zweifelsfrei ergeben hatte, wann er sich in dieser Nacht wo aufgehalten hatte. »Zweifelsfrei« lautet das Stichwort. In keiner einzigen protokollierten Aussage der Gärtner, Kellner, Zimmermädchen des Clubs gibt es auch nur den geringsten Hinweis auf eine mögliche Täterschaft von Maddies Vater.
    Selbst mit einem lediglich auf handschriftlichen Notizen beruhenden Schaubild, wie es einst beim Bundeskriminalamt Max-Peter Ratzel und seine Kollegen in Bezug auf Tathergänge und Tatorte erstellten, als es noch keine Computer und virtuellen Tatortskizzen gab, hätte man das aufgrund aller Aussagen aller Beteiligten darstellen können, ja müssen. Wenn Gerry McCann nämlich unter fröhlichen Weintrinkern in der zur Ferienanlage gehörenden Tapas-Bar saß, als seine Frau Maddies Verschwinden bemerkte, konnte er nicht jener Mann gewesen sein, der etwa um die gleiche Uhrzeit mit einem schlafenden oder gar toten Kind auf dem Arm den heimkehrenden Iren entgegenkam.
    »In welchem Abstand ging der Mann an diesem Abend an Ihnen vorbei?«, wurde Martin Smith damals gefragt, als die Begegnung auf der Rua da Escola Primaria rekonstruiert wurde, und der Ire meinte, » allenfalls zwei Meter, eher weniger«. Die Straße ist insgesamt nur fünf Meter breit. Wer da parken will, muss sein Auto direkt an einer Hauswand abstellen, damit andere noch Platz zur Durchfahrt haben. In dieser Nacht stand da kein Pkw, die Straße war, bis auf die Iren und jenen Mann mit dem Kind, menschenleer. Und wie spät war es genau, als sie ihn trafen? Auf die Uhr, sagte Smith, habe er nicht geschaut, aber später als fünf nach zehn dürfte es nicht gewesen sein, denn von »Kellys Pub« an der Strandpromenade waren sie kurz vor 22 Uhr aufgebrochen.

    Im Garten des »Ocean Club«, einer bei Briten beliebten Ferienanlage, die umgeben ist von öffentlichen Straßen, eher fahrlässig als streng bewacht von einem Sicherheitsdienst, achtete um diese Zeit niemand mehr darauf, wie spät es war. In einem einzigen Augenblick war die bis dahin herrschende gelöste Stimmung verflogen, war die Zeit stehen geblieben. Nichts mehr würde ab jetzt so sein, wie es vorher war.
    Nur wenige Minuten zuvor hatte die englische Ärztin Kate McCann, Urlauberin aus der Grafschaft Leicestershire, durch ihre Schreie die Ferienanlage aufgeschreckt. »They have got her, they have got her« – sie haben sie geschnappt –, schrie sie, als sie entdeckte, dass ihre Tochter Madeleine, genannt Maddie, aus ihrem Ferienappartement verschwunden war. Jetzt liefen aufgeregte Gäste durch den Garten und die anliegenden Straßen und riefen nach Maddie. Das zumindest steht fest. Doch ab dann gibt es nur noch viele einander widersprechende Aussagen. Die wesentliche Aufgabe der Ermittler, sagt mir ein Profi des Bundeskriminalamtes, hätte es sein müssen, herauszubekommen, welche der unterschiedlichen Aussagen der Wirklichkeit entsprechen und welche nicht stimmen konnten. Nur so hätte sich die Tatzeit eingrenzen lassen.
    Gerald McCann attackiert bis heute bei jeder sich bietenden Gelegenheit die portugiesischen Ermittler. Die hätten sich nur darauf konzentriert, Indizien dafür zu sammeln, dass er und seine Frau Kate eine Entführung vorgetäuscht haben, statt sich der Suche nach den wahren Tätern zu widmen. Deshalb seien indirekt diese Kriminalbeamten schuld daran, dass es seit dem 3. Mai 2007 keine konkrete Spur von Maddie gebe, dass niemand wisse, ob sie noch lebt oder ob sie irgendwo gefangen gehalten wird. Die portugiesische Polizei, so McCann, hätte auf ganzer Linie versagt und ihr Versagen zu überspielen versucht, indem sie gezielt ihn und seine Frau verleumdete und verdächtigte. Deshalb habe er die Hilfe von Privatdetektiven in Anspruch nehmen müssen, insbesondere die von einer Agentur namens »Melodo 3« aus Barcelona, die ein halbes Jahr lang für ein monatliches Honorar
von 50 000 Pfund, bezahlt aus den seit 2007 im »Find Madeleine Fund« angesammelten Spenden, weltweit jeder noch so vagen Spur nachgegangen ist. Allerdings hatten die Katalanen außer einer großspurigen Ankündigung im Mai 2008, kurz vor der Lösung des Falles zu stehen, nichts Konkretes geliefert und nie mehr vorweisen können als die hart kritisierte portugiesische Polizei.
    Deshalb gab und gibt es bis heute, vier Jahre nach dem Ereignis, noch immer offene Fragen: Kam Kate McCann schreiend in die Tapas-Bar, wo sie und ihre Freunde zu Abend gegessen hatten und wo die anderen immer

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