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Black Bottom

Black Bottom

Titel: Black Bottom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Keune
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Blender, der sich wichtigtat mit Dingen, von denen er gar keine Ahnung hatte. Sondern einer, der eine Bombe bauen konnte, wenn er es wollte.
    So begann das Verhör mit ausufernden Ausführungen über die Konstruktion von Gasbomben, ihre Eigenarten und Verwendbarkeiten als einzelne Sprengkörper ohne Abschuss durch einen Granatwerfer. Sándor hatte neulich Belfort gegenüber das Gespräch nicht auf die Schwarze Reichswehr bringen können, aber aus genau diesen Kreisen – die gewaltbereit, wohlausgerüstet, aber finanziell chronisch klamm waren, wenn nicht irgendeine noble Spende aus sympathisierenden Industriellenkreisen die Kriegskasse gerade wieder aufgebessert hatte –, genau aus diesen Kreisen stammten die Granaten, die dieser Mann, Robert Schreyer, verbaute. Mitten in einem Land an der Grenze zum politischen Zusammenbruch, zum Scheitern der Idee einer gewählten Regierung, florierten die Geschäfte mit Kriegswaffen, und Zigtausende der tödlichsten Geschosse waren mehr oder weniger auf dem freien Markt zu haben.
    Robert Schreyers Erläuterungen waren selbstverliebt und ausufernd, es ging um Bimetalle, kleine Rädchen, Federn und Hebelchen, und irgendwann wurde es Sándor zu bunt. Er sprang auf, packte den Festgenommenen am Kragen und brüllte ihn an:
    Â»Wie deine Scheißzünder funktionieren, haben wir inzwischen begriffen, du Arschgeige! Uns interessiert jetzt nicht, mit welcher Technik deine Bombe in der Femina die Leute umgebracht hat – sondern wem du kurz vor dem Femina-Attentat diese zwei Mordwerkzeuge verkauft hast. Oder willst du ganz alleine unter dem Galgen stehen für diesen verdammten Mist; die Bombe, die schon hochgegangen ist, und die zweite, die noch irgendwo da draußen unterwegs ist?«
    Das wirkte. Der Mann blinzelte kurzsichtig durch das dicke Glas und machte ein erschrockenes Gesicht.
    Â»Aber – ich bin nicht schuld an dem, was einer mit diesem Zeug macht. Es waren schon vorher Gasgranaten, ich habe sie nur technisch verbessert; ich habe …«
    Â»Verbessert? Einen Scheißdreck hast du!«, fuhr Sándor den Mann ein zweites Mal an. »Ohne deine Bombe wäre in der Femina niemand gestorben. Und wenn du nicht endlich anfängst, über deinen Auftraggeber zu plaudern, mein Freundchen, dann garantiere ich für nix! Für gar nix!«
    Robert Schreyer schien die Welt nicht mehr zu verstehen, er blinzelte gegen das helle Licht und bewegte ruckartig den Kopf hin und her wie ein Hahn, der eben erst den Schlachtklotz entdeckt hatte.
    Sándor legte nach:
    Â»Los jetzt, raus mit der Sprache. Wer hat die Bomben bei dir bezahlt und abgeholt?«
    Schreyer räusperte sich, setzte sich kerzengerade auf – wirklich ein langer Mensch und schmal wie ein Bügelbrett – und knöpfte sich das alberne, an den Ellbogen verschlissene Wolljäckchen zu, das seinen knöchernen Körper umhüllte. Wo anderen Delinquenten immer die Hitze im Gesicht stand, fror dieser hier.
    Â»Ein … ein Musiker. Ein Jazzmusiker.«
    Sándor lachte erfreut auf. Ein Jazzmusiker! Diese Wendung gefiel ihm. Mit Jazzmusikern kannte er sich aus.
    Â»Aha, ein Jazzmusiker, sag bloß! Woran hast du den Kerl als Musiker erkannt, hat er dir ein bisschen was vorgespielt? Hatte er ein Klavier unterm Arm? Ein Neger mit Notenständer vielleicht?«
    Er lachte noch einmal, aber Robert Schreyer lachte nicht mit. Er stotterte vor plötzlichem Eifer.
    Â»Das ha-ha-hat er mir so ges-sagt. Jazzmusiker. Auch ein Künstler, wie ich, nur auf der Bühne und mit Musik. Er wollte sicher jemandem einen Schrecken einjagen, wirklich nur einen Schrecken. Und er hatte ein Etui mitgebracht.«
    Sándor hatte einen verkaterten Geschmack im Mund, gab es hier unten eigentlich keinen Kaffee? Und was faselte dieser Mensch da gerade?
    Â»Ein Instrumentenetui, da sollte sie hinein, die Gasgranate. Ein schmales, langes Etui für diese schwarzen Holzinstrumente … für eine Kla-Kla-Klarinette.«
    Sándor schüttelte den Kopf und lachte noch einmal laut los, aber es klang sogar für ihn selbst eher erschreckt als belustigt. Ein Klari nettenspieler? In Gedanken ging er die Klarinettisten der anderen Jazzcombos durch, die er kannte, eine bunte Truppe, Alkoholiker, ein Kriegsinvalide, zwei oder drei notorische Pferdewetter … aber einen Gasmörder gab es nicht dabei. Definitiv nicht.
    Â»Wie sah er denn aus, dein …«, er

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