Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Fristen für Planung, Ausschreibung und Angebotseinholung.
Auswertung und Verhandlung über die Angebote sowie Auftragserteilung.
Angemessene Lieferfristen für benötigte Baustoffe; Bereitstellung von Gerät, Maschinen und ausreichend Arbeitspersonal.
Angemessene Fristen für die Erbringung der Bauleistungen im Rahmen des vereinbarten Personaleinsatzes und unter Berücksichtigung des deutschen Arbeitsrechts.
Berücksichtigung von wetterbedingten Behinderungen wie Frost oder Schnee.
Zu beachten ist außerdem die planerische Synchronisierung der unterschiedlichen Gewerke.
    Die genannten Faktoren legen es zwingend nahe, dass die Ausarbeitung eines Terminplans fachkundigen Planern und Bauleitern übertragen werden sollte, weil diese über die nötigen Kenntnisse und Erfahrungen hinsichtlich der Arbeitsdauer und der spezifischen Arbeitsabläufe verfügen. Im Falle des Hauptstadtflughafens indes wurden   –   unabhängig von einem sachverständig ausgearbeiteten Terminplan   –   Eröffnungstermine nach dem politischen Kalender gesetzt, zumeist mit verkürzten oder zu kurz bemessenen Fristen und gegen den Einspruch der Bauleitung.
    Selbstverständlich ist es unter veränderten Bedingungen, zum Beispiel Wochenend- und Nachtarbeit, Mehrschichtbetrieb und dergleichen, durchaus möglich, Arbeitszeiten zu akkumulieren und Fertigungstermine zu verkürzen. Das setzt jedoch entsprechende Vereinbarungen und einen beträchtlichen Mehraufwand an Kosten voraus. Die beim Vergleich der Baufertigstellungszeiten in Ostasien und in Europa immer wieder hervorgehobene schnellere Taktung der ostasiatischen Länder beruht auf deren Niedriglohnpolitik, die es erlaubt, dass ohne Rücksicht auf die Arbeitsdauer pro Tag und ohne Rücksicht auf Wochenenden oder Feiertage oftmals im Dreischichtbetrieb ohne großen Lohnkostenaufwand gearbeitet werden kann.
    Demgegenüber verbindet die Lohnstruktur in der Bundesrepublik Deutschland eine schnellere Taktung mit höheren Kosten. Oftmals gibt es äußere Umstände, die eine Zeitverkürzung notwendig machen. Beim Hauptstadtflughafen war ein übergeordneter Bedarfsdruck aber nicht zu erkennen. Die nunmehr größte Verzögerung durch mehr als ein Jahr Baustillstand und die Wiederaufnahme des Betriebes inTegel belegen vielmehr, dass es wohl richtiger gewesen wäre, von vornherein mit angemessenen Fristen zu operieren, statt zwanghaft Termine zu veröffentlichen, die anschließend gecancelt und wieder neu gesetzt werden müssen.

Überfallartige Änderungswünsche
    Nach Abschluss der Entwurfsplanung konfrontierte uns der Bereich Non-Aviation mit dem Wunsch nach zusätzlichen Bauten im neuen Einzelhandelskonzept. Nun musste die komplette Abflugebene des Terminals umgeplant werden. Die Sicherheitskontrollen und der Zugang zur Luftseite (das ist jener Bereich, der nur noch für Passagiere zugänglich ist, welche die Sicherheitskontrolle bereits passiert haben) wurden zentralisiert, die luftseitigen Flächen für Geschäfte und Restaurants zulasten der Check-in-Halle vergrößert. Dadurch erhöhte sich auch die zu berücksichtigende Brandlast (der flächenbezogene Heizwert im Brandfall).
    Üblicherweise macht man erst eine Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Mit den Erkenntnissen aus der Baugenehmigung fertigt man dann eine Ausführungsplanung und fängt anschließend an zu bauen. So lautete im Übrigen auch unsere Vertragsgrundlage. Am Flughafen Berlin Brandenburg liefen diese Abläufe allerdings schnell aus dem Ruder. Die genehmigte Planung stimmte nicht mehr mit den bei der Realisierung verlangten Änderungen überein; die neugefertigten und zur Genehmigung eingereichten Pläne entsprachen nicht mehr der baurechtlich geprüften Grundlage. Falls man sich in Berlin und Brandenburg der preußisch-deutschen Geradlinigkeit und Gesetzestreue rühmt, sollte man sich auch den gelegentlich allzu bürokratischen Regeln unterordnen, den Versuchungen bauherrlicher Allmacht widerstehen und, im Interesse der Gemeinschaft, die demokratischen Regeln respektieren, die sich unsere Gesellschaft und allen voran deren politische Repräsentanten gegeben haben.
    Als die Vergabe an einen Generalunternehmer nicht ein Mal, nein, zwei Mal scheiterte, wollte man die verlorene Zeit scheinbar sinnvoll nutzen und initiierte die erste große Umplanung: die Verdichtung der Verkaufsflächen auf der Luftseite. Dies führte zwar zu erhöhten Mieteinnahmen aus den Non-Aviation-Flächen, aber auch zur Reduktion von Check-in-Schaltern und