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Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition)

Titel: Black Box BER: Vom Flughafen Berlin Brandenburg und anderen Großbaustellen. Wie Deutschland seine Zukunft verbaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meinhard von Gerkan
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Januar   2010 einen absoluten Änderungsstopp   –   mit dem Ergebnis, dass sich die Änderungswünsche nun erst recht häuften, zumeist in Form von Änderungsanweisungen. Im Anhang dieses E-Books veranschaulicht eine Grafik mit dem Titel »ZEITSTRAHL DER ÄNDERUNGSEXPLOSION« die Fahrlässigkeit der Bauherrschafft.
    Mitverantwortlich für die Explosion der Änderungen war die Verhängung eines neunmonatigen Baustopps im Zusammenhang mit einer weiteren massiven Umplanung, die sich dann erstmals auf den Eröffnungstermin   –   vorgesehen war der 31.   Oktober   2011   –   auswirkte. Der zentrale Terminalbereich musste komplett umgeplant werden, um der neu erlassenen EU-Verordnung Nr.   297/2010 vom 9.   April   2010 gerecht zu werden, die abfliegenden Passagieren ab April 2013 das Mitführen von Flüssigkeiten, Aerosolen und Gelen im Handgepäck wieder erlaubte, sofern Kontrollen durchgeführt worden waren. Die geforderten Kontrollen erhöhten den Platzbedarf im Sicherheitsbereich auf mehr als das Doppelte. Damit man nicht etwas baute, das später womöglich wieder eingerissen werden musste, wurde besagter Baustopp verhängt, der Eröffnungstermin jedoch nur um sieben Monate auf den 3.   Juni   2012 verschoben. Das heißt, man sollte im zentralen Terminalbereich während des Baustopps zwei Monate Bauzeit einholen. Wir hatten eine Verschiebung von 12 bis 15   Monaten dringend nahegelegt.
    Mit dem Baustopp ließ der Bauherr offenbar alle Hemmungen fallen. Mittlerweile ragten die unterschiedlichen Planungsphasen bis in die Zeit des Probebetriebs hinein, eine neuerliche Änderung des Bauantrags zur erneuten Fortschreibung wurde erforderlich. Es gab konkreten Bedarf an einer wundersamen Fügung. Die trat aber nicht ein. Stattdessen kam es zum Eklat, als auch der zweite Eröffnungstermin platzte. Die Genehmigung zur neuerlichen Fortschreibung des Bauantrags wurde am 19.   November   2012 erteilt, ein halbes Jahr nach unserer Kündigung und immerhin fünf Monate nach der geplatzten Eröffnung. Eine Baugenehmigung ist aber Grundlage der Ausführungsplanung und aller behördlichen Abnahmen. Daran kann man ermessen, wie weit das Wunschdenken der Realität enteilt war. Mittlerweile ist der nochmalig neue Eröffnungstermin vom 27. Oktober 2013 wieder verschoben. Ein neuer Termin wird nicht mehr genannt.
    Kurz: Gleich zu Beginn des Vorhabens verordnete der Bauherr Anweisungen, die sich kontraproduktiv auf die bauliche Umsetzung auswirkten. Alles sollte hier und jetzt zur Verfügung stehen, am besten schon gestern fertig sein, und das zum halben Preis! Mit solchen Einstellungen und Methoden gönnt man Entwicklungen keinen Raum und keine Zeit mehr, baut Drucksituationen auf, provoziert Provisorien, entmutigt Willenskraft und sät Unfrieden. Das Potenzial der Möglichkeiten wird abgewürgt, der Witz und die Lässigkeit gehen verloren, vieles reduziert sich auf eine Schmalspurvariante oder wird auf das falsche Gleis gesetzt. Das kann und sollte nicht Ziel eines Bauvorhabens und schon gar nicht unserer gesellschaftlichen Entwicklung sein.

Schürmannbau
    Bonn, Deutschland (1983–2007 inkl. Rechtsstreit)
    Der sogenannte Schürmannbau, benannt nach seinem Architekten Joachim Schürmann, war für die noch junge Berliner Republik ein Fanal. 1993 schwemmte das Rheinhochwasser den Rohbau der Abgeordnetenbüros bis zu 70   Zentimeter auf, er verkantete und musste teuer saniert werden. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit entstand der Eindruck eines »Paradebeispiels für Schlamperei und Geldverschwendung«, wie damals eine deutsche Tageszeitungschrieb. Die unausweichliche Folge war ein zehnjähriger Rechtsstreit. Es endete, wie es enden musste: in einem Vergleich zwischen den Baufirmen und dem Bauherrn, der Bundesrepublik Deutschland. Mit Schürmann einigte man sich außergerichtlich. 2004 erhielt Schürmann für seinen Bau, in den inzwischen die Zentrale der Deutschen Welle eingezogen war, einen Baupreis vom Bund Deutscher Architekten (BDA) Bonn-Rhein-Sieg.
    FAZIT : Ein öffentlicher Bauherr ist ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Architekten.

Millennium Bridge
    London, Großbritannien (1996–2002)
    Millionen Menschen sind inzwischen über die »Wobbly Bridge« (Wackelbrücke) gegangen, ohne jemals den kleinsten Schaden genommen zu haben. Am Tag der Eröffnung setzten Tausende in Gleichschritt verfallene Besucher die Brücke in Querschwingungen. Daraufhin sperrte die Bauaufsicht die Brücke sofort. Der

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