Black Box: Thriller (German Edition)
gewusst habe ich davon nichts.«
»Hielten Sie den Überfall für reinen Zufall?«
»Nein, ich dachte, es sollte eine Botschaft sein. Wissen Sie, ich glaube, dass Chris dachte, er wäre aus dem Schneider und hätte jetzt etwas, womit er Carl unter Druck setzen konnte. Wahrscheinlich ist er zu ihm gegangen und hat ihm das Messer auf die Brust gesetzt und gesagt: du finanzierst mir jetzt dieses Lokal oder … und dann kam es zu diesem Raubüberfall, und er wurde umgelegt. Nicht umsonst hat die Polizei wegen dieser Sache nie jemanden ins Visier genommen und wird das auch nicht mehr.«
»Wer war es dann also?«
»Woher soll ich das wissen, Mann? Carl hat jede Menge Geld. Wenn er irgendwas erledigt haben will, wird es auch erledigt, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Bosch nickte. Er verstand es. Er griff nach der Akte und begann darin zu blättern in der Hoffnung, etwas zu finden, das ihn auf die nächste Frage brachte. Er kam zu einer Reihe von Fotos von Kameras, wie Anneke Jespersen sie bei sich gehabt hatte. Die RCTF hatte die Fotos nach den Unruhen in den lokalen Leihhäusern verteilt, allerdings ohne Erfolg.
»Was ist aus ihren Kameras geworden? Sie wurden gestohlen. Haben Sie jemanden mit den Kameras gesehen?«
Banks schüttelte den Kopf. Bosch ließ nicht locker.
»Was ist mit den Filmen passiert? Hat Cosgrove irgendetwas erzählt, dass er die Filme aus ihren Kameras genommen hat?«
»Mir jedenfalls nicht. Ich weiß absolut nichts über das, was in dieser Durchfahrt passiert ist. Wie oft soll ich Ihnen das noch sagen?
Ich war nicht dabei.
«
Plötzlich fiel Bosch ein wichtiges Thema ein, das er noch nicht angeschnitten hatte, und er machte sich insgeheim Vorhaltungen, es beinahe vergessen zu haben. Er war sicher, dass er keine zweite Gelegenheit mehr bekäme, Banks auf den Zahn zu fühlen. Sobald die Ermittlungen weiter voranschritten, würde sich Banks einen Anwalt nehmen. Selbst wenn er mit Einverständnis seines Anwalts weiterhin kooperierte, war es unwahrscheinlich, dass Bosch eine zweite Chance erhielt, sich ohne den Rechtsbeistand mit ihm zusammensetzen und ganz allein den Ablauf des Gesprächs bestimmen zu können. Er musste jetzt versuchen, so viel wie möglich aus Banks herauszubekommen.
»Wie war das mit dem Hotelzimmer des Mädchens? Jemand hat sich nach ihrem Tod Zutritt dazu verschafft, und der Betreffende hatte ihren Schlüssel. Jemand hat ihn aus ihrer Tasche genommen, als sie ermordet wurde.«
Bosch hatte seine Frage noch nicht annähernd zu Ende gestellt, als Banks bereits den Kopf zu schütteln begann. Bosch fasste das als ein verräterisches Zeichen auf.
»Darüber weiß ich nichts«, sagte Banks.
»Wirklich nicht? Wenn Sie mir etwas verheimlichen, ist das gleichbedeutend mit einer Lüge. Sollte ich das herausfinden, gilt unsere Abmachung nicht mehr, und ich verwende alles, was Sie sagen, um Sie fertigzumachen. Ist das klar?«
Banks knickte ein.
»Na ja, ich weiß jedenfalls so gut wie nichts darüber. Aber als wir damals in L.A. waren, bekam ich mit, dass Drummer wegen einer Verletzung ins Krankenhaus musste. Er hatte, glaube ich, eine Gehirnerschütterung und musste über Nacht im Krankenhaus bleiben. Später hat mir Drummer allerdings erzählt, das hätte gar nicht gestimmt. Er und Carl hätten sich das nur ausgedacht, um sich von der Einheit entfernen zu können. Und dann sind sie mit ihrem Schlüssel in ihr Hotel gefahren und haben in ihrem Zimmer nachgesehen, ob sie dort irgendwas hatte, was uns wegen des Schiffs belasten könnte.«
Die offizielle Version dieser Geschichte kannte Bosch bereits. Kriegsheld Drummond war der einzige Angehörige der 237 th gewesen, der bei dem Einsatz in Los Angeles verletzt worden war. Das war jedoch nur Schwindel gewesen, Teil eines Plans, um eine Gruppenvergewaltigung und einen Mord zu vertuschen. Und jetzt kandidierte er nach zwei Amtszeiten als Sheriff mit der finanziellen Unterstützung eines der Männer, die er gedeckt hatte, für den Kongress.
»Was haben Sie sonst noch gehört?«, fragte Bosch. »Was hat er in dem Zimmer gefunden?«
»Ich habe nur gehört, dass er ihre Aufzeichnungen mitgenommen hat. Es war eine Art Tagebuch ihrer Suche nach uns und wie sie herauszufinden versucht hat, wer wir sind. Anscheinend wollte sie ein Buch darüber schreiben.«
»Hat er diese Aufzeichnungen noch?«
»Keine Ahnung. Ich habe sie nie gesehen.«
Bosch nahm an, dass Drummond dieses Tagebuch noch hatte. Zusammen mit seinem Wissen von den
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