Black Box: Thriller (German Edition)
Vorfällen auf der
Saudi Princess
verschaffte es ihm die Möglichkeit, die anderen vier Verschwörer unter Druck zu setzen. Vor allem Carl Cosgrove, der reich und mächtig war und Drummond bei der Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne helfen konnte.
Bosch schaute auf sein Handy. Es nahm weiterhin auf und zeigte einundneunzig Minuten an. Einen Themenbereich musste er noch mit Banks klären.
»Was können Sie mir über Alex White erzählen?«
Banks schüttelte verständnislos den Kopf.
»Wer soll Alex White sein?«
»Einer Ihrer Kunden. Sie haben ihm vor zehn Jahren einen Traktor verkauft.«
»Aha. Und was soll das …«
»An dem Tag, als er den Traktor geliefert bekam, haben Sie beim LAPD angerufen und sich unter seinem Namen nach dem Jespersen-Fall erkundigt.«
Bosch sah, wie endlich Begreifen in Banks’ Augen aufflackerte.
»Ach so, jetzt weiß ich, was Sie meinen. Klar, das war ich.«
»Warum? Warum haben Sie angerufen?«
»Weil ich wissen wollte, ob bei den Ermittlungen zu dem Fall etwas herausgekommen ist. In einer Zeitung, die jemand im Aufenthaltsraum hat liegen lassen, habe ich zufällig einen Artikel darüber gelesen, was in den zehn Jahren seit den Unruhen alles passiert ist. Deshalb habe ich in L.A. angerufen und mich erkundigt. Zunächst wurde ich ständig weiter durchgestellt, aber dann hat endlich jemand mit mir geredet. Allerdings wollte er gleich als Erstes meinen Namen wissen, weil er mir sonst nichts sagen dürfte. Na ja, und dann habe ich wahrscheinlich auf einem Blatt Papier oder sonst wo diesen Namen stehen sehen und mich einfach als Alex White ausgegeben. Meine Telefonnummer oder sonst was musste ich ja nicht angeben, und deshalb bestand auch keine Gefahr, dass jemand der Sache weiter nachgehen würde.«
Bosch nickte. Ihm wurde klar, dass er den Zusammenhang zu Modesto vermutlich nie hergestellt hätte und der Fall immer noch kalt wäre, wenn Banks diesen Anruf nicht gemacht hätte.
»Ihre Telefonnummer wurde aber registriert«, sagte er Banks. »Nur aus diesem Grund bin ich hier.«
Banks nickte niedergeschlagen.
»Eines verstehe ich allerdings immer noch nicht«, fuhr Bosch fort. »Warum haben Sie damals bei uns angerufen? Sie hatten doch nichts mehr zu befürchten. Warum haben Sie riskiert, Verdacht zu erregen?«
Banks zuckte mit den Achseln und schüttelte den Kopf.
»Keine Ahnung. Einfach so, nehme ich an. Wahrscheinlich hat der Zeitungsartikel Erinnerungen an das Mädchen und diese ganze Geschichte in mir wachgerufen. Ich war neugierig, ob sie noch, na ja, nach einem Täter suchten.«
Bosch sah auf die Uhr. Es war zehn Uhr. Es war spät, aber er wollte nicht bis zum Morgen warten, um Banks nach Los Angeles zu bringen. Er wollte den Schwung nicht verlieren.
Er stoppte die Aufnahme und speicherte sie. Und dann tat Bosch, der modernen Technologien grundsätzlich misstraute, etwas Ungewöhnliches. Für den Fall, dass sein Handy kaputt ging oder versehentlich ins Klo fiel oder die Datei beschädigt wurde, mailte er die Audiodatei seinem Partner. Er wollte sichergehen, dass Banks’ Aussage nicht verlorenging.
Er wartete auf das leise Geräusch, das anzeigte, dass das Handy die Datei gesendet hatte, dann stand er auf.
»So«, sagte er. »Das wär’s fürs Erste.«
»Bringen Sie mich jetzt zu meinem Auto?«
»Nein, Banks, Sie kommen mit mir.«
»Wohin?«
»Nach Los Angeles.«
»Jetzt?«
»Ja, jetzt. Stehen Sie auf.«
Banks rührte sich nicht.
»Ich will aber nicht nach L.A. Ich will nach Hause. Ich habe Kinder.«
»Aha, und wann haben Sie Ihre Kinder zum letzten Mal gesehen?«
Banks machte ein dummes Gesicht. Darauf wusste er keine Antwort.
»Sehen Sie? Deshalb, los jetzt. Stehen Sie auf.«
»Warum jetzt? Lassen Sie mich nach Hause fahren.«
»Nur damit das klar ist, Banks. Sie kommen jetzt mit mir nach L.A., und dort führe ich Sie morgen früh einem Deputy DA vor, der Ihre offizielle Aussage aufnehmen und Sie dann wahrscheinlich vor die Grand Jury bringen wird. Wann Sie nach Hause können, wird dann er entscheiden.«
Banks machte immer noch keine Anstalten, aufzustehen. Er war ein Gefangener seiner Vergangenheit. Selbst wenn er einer strafrechtlichen Verfolgung entging, war sein bisheriges Leben zu Ende. Jeder von Modesto bis Manteca würde erfahren, welche Rolle er gespielt hatte – damals und jetzt.
Bosch begann, die Fotos und Dokumente zusammenzupacken und in den Ordner zurückzustecken.
»Wenn wir jetzt nach L.A. fahren, kann ich Ihnen Folgendes
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