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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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seine Tochter kochte nach einem Rezept aus einem Kochbuch Abendessen.
    »Mmm, riecht ja schon gut«, sagte er.
    Er hatte das Jespersen-Mordbuch unter dem Arm.
    »Aber lass mich bitte allein hier machen«, sagte sie. »Geh noch solange auf die Terrasse, bis ich dich zum Essen rufe. Und vor allem: keine Arbeit – wenigstens bis nach dem Essen. Leg lieber ein bisschen Musik auf.«
    »Zu Befehl, Chef.«
    Der Esszimmertisch war für zwei Personen gedeckt. Nachdem er das Mordbuch ins Bücherregal gestellt hatte, machte er die Stereoanlage an und öffnete das CD -Fach. Seine Tochter hatte es bereits mit fünf seiner Lieblingsalben bestückt. Frank Morgan, George Cables, Art Pepper, Ron Carter und Thelonious Monk. Er drückte die Random-Funktion und ging auf die Terrasse.
    Dort stand ein mit Eis gefüllter Blumentopf mit einer Flasche Fat Tire auf dem Tisch. Er stutzte. Fat Tire war eins seiner Lieblingsbiere, aber er hatte selten etwas Alkoholisches im Haus und war sicher, dass er in letzter Zeit kein Bier gekauft hatte. Wenn sie sich schminkte, sah seine sechzehnjährige Tochter zwar älter aus, als sie war, aber nicht alt genug, um Bier kaufen zu können, ohne ihren Führerschein vorlegen zu müssen.
    Er machte die Flasche auf und nahm einen kräftigen Schluck. Das eiskalte Bier fühlte sich großartig an, als es prickelnd durch seine Kehle zischte. Eine willkommene Entspannung nach einem Tag, an dem er der Spur der Tatwaffe gefolgt und schließlich bei Charles Washburn gelandet war.
    Daraufhin waren mit Unterstützung Jordy Gants erste Maßnahmen eingeleitet worden. Bei den Einsatzbesprechungen des nächsten Tages würden sämtliche Streifenpolizisten und Gang-Einheiten des South Bureau ein Foto Washburns zu sehen bekommen und den Hinweis erhalten, dass seine Festnahme von hoher Dringlichkeit war. Als rechtliche Grundlage für seine Verhaftung diente der wegen unterlassener Unterhaltszahlungen ausgestellte Haftbefehl. Sobald sich Washburn in Polizeigewahrsam befand, würde umgehend Bosch verständigt, der dann allerdings über etwas völlig anderes mit 2 -Small reden würde.
    Dennoch durfte sich Bosch nicht ausschließlich mit diesem im Polizeijargon als BOLO bezeichneten Hinweis auf die Dringlichkeit von Washburns Verhaftung begnügen. Es gab noch einiges andere für ihn zu tun. Ohne daran zu denken, dass er Geburtstag hatte, hatte er das Mordbuch mit nach Hause genommen, um dort jede Seite nach einem Hinweis auf Washburn oder sonst irgendetwas zu durchforsten, das er übersehen hatte oder was nicht weiter verfolgt worden war.
    Doch jetzt stieß er seine Pläne um. Seine Tochter kochte ihm ein Geburtstagsessen, und das hatte Vorrang. Es gab nichts Schöneres, als ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit zu haben. Mit der Bierflasche in der Hand blickte Bosch über den Canyon, wo er über zwanzig Jahre gelebt hatte. Er kannte seine Farben und Konturen. Er kannte das Rauschen des Freeway unten im Tal. Er kannte den Weg, auf dem sich die Kojoten in dichteres Gestrüpp zurückzogen. Und er wusste, er wollte diesen Ort auf keinen Fall verlassen. Hier würde er bis zum Ende bleiben.
    »Essen ist fertig. Hoffentlich schmeckt es dir.«
    Bosch drehte sich um. Ohne dass er es gehört hatte, hatte Maddie die Tür aufgeschoben. Er lächelte. Für ihr gemeinsames Abendessen war sie in ein Kleid geschlüpft.
    »Da bin ich aber gespannt«, sagte er.
    Das Essen stand bereits auf dem Tisch. Schweinekoteletts mit Apfelmus und Röstkartoffeln. Daneben wartete ein selbstgebackener Kuchen.
    »Hoffentlich schmeckt’s dir«, sagte sie, als sie sich setzten.
    »Riecht super und sieht super aus«, sagte Bosch. »Und bestimmt schmeckt es auch super.«
    Er strahlte. An den beiden anderen Geburtstagen, die sie miteinander gefeiert hatten, seit sie bei ihm lebte, hatte sie sich nicht annähernd so viel Mühe gegeben.
    Sie hob ihr Weinglas mit Dr. Pepper.
    »Zum Wohl, Dad.«
    Er hielt sein Bier hoch. Es war fast leer.
    »Tolles Essen und tolle Musik und vor allem tolle Gesellschaft.«
    Sie stießen miteinander an.
    »Wenn du noch ein Bier möchtest, im Kühlschrank ist mehr«, sagte sie.
    »Okay. Wo hast du es übrigens her?«
    »Mach dir deswegen mal keine Sorgen, ich habe da so meine Quellen.«
    Sie kniff verschwörerisch die Augen zusammen.
    »Genau das ist es ja, was mir Sorgen macht.«
    »Dad, fang jetzt bloß nicht damit an. Könntest du bitte das Essen genießen, das ich gemacht habe?«
    Er nickte und ließ die Sache auf sich beruhen –

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