Black Box: Thriller (German Edition)
vorerst.
»Klar, natürlich.«
Er begann zu essen und bemerkte, dass gerade »Helen’s Song« lief. Es war eine fantastische Nummer, und er konnte die Liebe spüren, die George Cables hineingelegt hatte. Bosch war immer davon ausgegangen, dass Helen eine Ehefrau oder Freundin war.
Das perfekt sautierte Schweinefleisch harmonierte hervorragend mit dem Apfel. Aber er hatte sich getäuscht in seiner Annahme, es sei lediglich Apfelmus. Das wäre zu einfach gewesen. Es war noch warm, und Maddie hatte es auf dem Herd selbst eingekocht. Wie die Füllung der Apple Pie von Du-par’s.
Sein Lächeln kehrte zurück.
»Es schmeckt wirklich ganz hervorragend, Mads. Vielen Dank.«
»Warte erst, bis du den Kuchen probiert hast. Es ist Marmor, wie du.«
»Wie ich?«
»Nicht wie richtiger Marmor, sondern, du weißt schon, wie Marmorkuchen eben, hell und dunkel miteinander vermischt. Wegen dem, was du machst und was du erlebt hast.«
Darüber dachte Bosch eine Weile nach.
»Das ist wahrscheinlich das Treffendste, was jemals jemand in Zusammenhang mit Essen über mich gesagt hat. Ich bin wie ein Marmorkuchen.«
Sie lachten beide.
»Ich habe auch Geschenke!«, rief Maddie. »Aber ich bin nicht mehr dazu gekommen, sie einzupacken. Deshalb musst du noch ein wenig Geduld haben.«
»Da hast du dich aber schwer ins Zeug gelegt. Danke, mein Schatz.«
»Du legst dich doch auch für mich schwer ins Zeug, Dad.«
Das machte ihn gleichzeitig glücklich und nachdenklich.
»Hoffen wir mal.«
Nach dem Essen beschlossen sie, erst ein wenig zu verdauen, bevor sie sich über den Marmorkuchen hermachten. Madeline zog sich in ihr Zimmer zurück, um die Geschenke einzupacken, und Bosch holte das Mordbuch aus dem Bücherregal. Als er sich damit aufs Sofa setzte, sah er, dass seine Tochter neben dem Couchtisch ihren Schulranzen auf dem Boden hatte liegen lassen. Er überlegte kurz, ob er warten sollte, bis sie schlafen ging. Aber vielleicht nahm sie den Rucksack dann in ihr Zimmer mit.
Deshalb beschloss er, gleich nachzusehen. Er beugte sich vor und öffnete den Reißverschluss des Außenfachs. Ganz oben war die Geldbörse seiner Tochter. Dass sie dort war, wusste er, weil Maddie keine Handtasche hatte. Rasch klappte er die mit einem Peace-Zeichen bestickte Börse auf und inspizierte ihren Inhalt. Sie enthielt eine Kreditkarte, die er ihr für Notfälle gegeben hatte, und ihren vor kurzem erworbenen Führerschein. Er sah nach dem darin eingetragenen Geburtsdatum, und es stimmte. Außerdem fand er ein paar Quittungen und Shoppingcards von Starbucks und iTunes sowie eine Lochkarte, auf der die Smoothies registriert waren, die sie in einem Shop in der Mall gekauft hatte. Nach dem zehnten bekam sie einen kostenlos.
»Dad, was machst du da?«
Bosch blickte auf. Seine Tochter stand vor ihm, in jeder Hand ein Geschenkpäckchen. Sie hatte das Marmormotiv beibehalten. Das Papier war mit schwarzen und weißen Wirbeln gemustert.
»Ich, äh, wollte nur sehen, ob du noch genügend Geld hast, und du hast keins mehr.«
»Ich habe es fürs Essen ausgegeben. Es ist wegen des Biers, oder?«
»Schatz, ich möchte nur nicht, dass du Ärger bekommst. Wenn du dich für die Akademie bewirbst, darfst du keine …«
»Ich habe keinen gefälschten Ausweis, ja? Ich habe Hannah gebeten, das Bier zu besorgen. Bist du jetzt zufrieden?«
Sie ließ die Geschenke auf den Tisch fallen, wirbelte herum und rauschte den Flur hinunter. Bosch hörte die Tür ihres Zimmers zuschlagen.
Er wartete kurz, dann stand er auf. Er ging den Flur hinunter und klopfte behutsam an ihre Tür.
»Es tut mir leid, Maddie, das war blöd von mir. Wir essen jetzt den Kuchen und vergessen das Ganze einfach.«
Es kam keine Antwort. Er versuchte den Türgriff, aber es war abgeschlossen.
»Komm schon, Maddie, mach auf. Es tut mir leid.«
»Geh deinen Kuchen essen.«
»Ohne dich will ich den Kuchen aber nicht essen. Hör, es tut mir wirklich leid. Ich bin dein Vater. Ich muss doch auf dich aufpassen und dich beschützen, und ich wollte nur sichergehen, dass du dich nicht selbst in Schwierigkeiten bringst.«
Nichts.
»Seit du deinen Führerschein hast, hast du mehr Freiheiten. Ich hab dich immer so gern zur Mall gebracht – jetzt fährst du selber hin. Ich wollte nur sichergehen, dass du keine Dummheiten machst, die dir später mal schaden könnten. Tut mir leid, dass ich es falsch angepackt habe. Ich bitte dich um Entschuldigung. Okay?«
»Ich setze jetzt meine Kopfhörer auf. Ab
Weitere Kostenlose Bücher