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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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die Sache zu klären. Er öffnete die mittlere Schreibtischschublade und nahm das alte ledergebundene Adressbuch heraus, das er schon dreißig Jahre hatte. Er fand die Nummer, an die er sich nicht mehr erinnern konnte, und rief die Hotline der Rechtsabteilung der League an. Er nannte Namen, Dienstgrad und Dienststelle und verlangte, einen Rechtsberater zu sprechen. Der Sachbearbeiter sagte ihm, es sei gerade keiner verfügbar, aber der nächste freie Mitarbeiter werde ihn umgehend zurückrufen. Bosch bedankte sich und legte auf.
    Fast im selben Moment legte sich ein Schatten über seinen Schreibtisch, und als er aufblickte, stand O’Toole da. Er hatte seine Anzugjacke an, woraus Bosch schloss, dass er auf dem Weg in den zehnten Stock war.
    »Wo waren Sie, Detective?«
    »Im Schusswaffenlabor. Wegen einer ballistischen Untersuchung.«
    O’Toole zögerte, als wollte er sich Boschs Antwort einprägen, um sie später auf ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
    »Bei Pete Sargent«, sagte Bosch. »Rufen Sie ihn an. Wir haben auch zusammen Mittag gegessen. Ich hoffe, das war nicht gegen die Vorschriften.«
    O’Toole tat die Spitze achselzuckend ab, beugte sich vor und tippte mit dem Finger auf Mendenhalls Visitenkarte.
    »Rufen Sie sie an. Sie muss einen Gesprächstermin festlegen.«
    »Klar. Sobald ich dazu komme.«
    Bosch sah Chu über den Gang herankommen. Als er O’Toole in ihrem Abteil sah, blieb er stehen, tat so, als fiele ihm plötzlich ein, dass er etwas vergessen hatte, machte kehrt und ging wieder nach draußen.
    O’Toole bekam es nicht mit.
    »Es war ganz und gar nicht meine Absicht, es so weit kommen zu lassen«, sagte er. »Eigentlich hatte ich gehofft, ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis zu den Ermittlern meiner Einheit aufzubauen.«
    Bosch antwortete, ohne zu O’Toole aufzublicken.
    »Wie es scheint, hat das aber nicht geklappt. Und es ist nicht
Ihre
Einheit, Lieutenant. Es ist nur
die Einheit
. Sie war schon da, bevor Sie gekommen sind, und sie wird noch da sein, wenn Sie weg sind. Vielleicht ist gerade deshalb so manches schiefgelaufen, weil Sie das nicht kapiert haben.«
    Das sagte er so laut, dass es einige der anderen im Bereitschaftsraum hören konnten.
    »Käme diese Einschätzung von jemandem, über den es nicht einen ganzen Aktenschub voller Dienstaufsichtsbeschwerden und interner Untersuchungen gibt, hätte ich das als Beleidigung aufgefasst.«
    Bosch lehnte sich zurück, und jetzt schaute er endlich zu O’Toole hoch.
    »Tja, so viele Beschwerden, und trotzdem sitze ich immer noch hier. Und ich werde auch noch hier sitzen, wenn Ihre vom Tisch ist.«
    »Das werden wir ja sehen.«
    O’Toole wollte schon gehen, aber er konnte einfach nicht anders. Er legte seine Hand auf Boschs Schreibtisch und sagte mit leiser, giftiger Stimme: »Sie sind die schlimmste Sorte Polizist, die es gibt, Bosch. Sie sind arrogant, Sie sind rücksichtslos, und Sie glauben, für Sie gelten Gesetze und Vorschriften nicht. Ich bin nicht der Erste, der versucht, das LAPD von Ihnen zu befreien. Aber ich werde der Letzte sein.«
    Nachdem er das losgeworden war, nahm O’Toole seine Hand vom Schreibtisch und richtete sich zu voller Größe auf. Er korrigierte den Sitz seines Jacketts, indem er es am Saum energisch nach unten zog.
    »Sie haben nur eins vergessen, Lieutenant«, konterte Bosch.
    »Und das wäre?«, fragte O’Toole.
    »Sie haben vergessen, dass ich Fälle zum Abschluss bringe. Aber nicht für die Statistiken, die Sie für Ihre PowerPoint-Präsentationen im zehnten Stock brauchen, sondern für die Opfer. Und für ihre Angehörigen. Und das ist etwas, was Sie nie begreifen werden, weil Sie nicht wie der Rest von uns in der Welt da draußen unterwegs sind.«
    Bosch deutete auf den Bereitschaftsraum. Jackson verfolgte das Gespräch unverhohlen und sah O’Toole an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Wir machen die Arbeit, wir lösen die Fälle, und Sie fahren im Lift nach oben, um sich auf die Schultern klopfen zu lassen.«
    Bosch stand auf, so dass er sich auf Augenhöhe mit O’Toole befand.
    »Und deshalb habe ich keine Zeit für Sie und Ihren Scheiß.«
    Damit verließ er das Abteil und ging zu der Tür, durch die Chu verschwunden war, während O’Toole auf die Tür zusteuerte, die zu den Aufzügen führte.
     
    Bosch ging durch die Tür und auf den Gang hinaus, dessen eine Seite aus Glas bestand, durch das man auf den Platz vor dem PAB und das Herz des Civic Center hinaussah. Chu stand an der

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