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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wenn bei Sargents Öl-und-Eisen-Methode nichts herauskam. Da O’Toole vorhatte, ihn beim PSB hinzuhängen, konnte diese Verzögerung den Fortgang der Ermittlungen empfindlich bremsen – was O’Toole zu bewerkstelligen hoffte, um sich in der Anerkennung des Polizeichefs sonnen zu können.
    »Na, dann hoffen wir mal, dass es funktioniert«, sagte Sargent und riss Bosch aus seinen Gedanken.
    »Allerdings. Kann ich so lange warten, oder rufst du mich an?«
    »Es dürfte maximal vierzig Minuten dauern. Wenn du willst, kannst du warten.«
    »Nein, ruf mich lieber an, sobald du ein Ergebnis hast.«
    »Wie du meinst, Harry. Und danke noch mal für das Sub.«
    »Danke für deine Hilfe, Pete.«
     
    Es hatte Zeiten in Boschs Polizeilaufbahn gegeben, in denen er die Telefonnummer des Rechtshilfebüros der Police Protective League im Kopf hatte. Doch als er jetzt in seinem Auto sein Handy aufklappte, um wegen der Sache mit O’Toole mit einem Rechtsberater zu sprechen, merkte er, dass er die Nummer vergessen hatte. Er dachte kurz nach und hoffte, sie würde ihm wieder einfallen. Zwei jungen Kriminaltechnikern, die über den Parkplatz gingen, lüpfte der Wind die weißen Kittel. Weil er sie nicht kannte, nahm er an, dass sie Tatortspezialisten waren. Er hatte inzwischen kaum mehr an aktuellen Tatorten zu tun.
    Bevor ihm die Nummer der League wieder einfallen konnte, begann das Handy in seiner Hand zu summen. Die Anruferkennung zeigte eine lange Zahlenreihe mit einem Pluszeichen davor. Der Anruf kam aus dem Ausland.
    »Harry Bosch.«
    »Ja, Detective, hier Bonn. Ich habe Mr. Frej am Telefon. Wollen Sie mit ihm sprechen? Dann übersetze ich.«
    »Ja, einen Augenblick bitte.«
    Bosch legte das Handy auf den Sitz und holte Block und Bleistift heraus.
    »Okay, da bin ich wieder. Mr. Frej, können Sie mich hören?«
    Darauf folgte, was er für eine Wiederholung seiner Frage auf Dänisch hielt, und eine neue Stimme antwortete.
    »Ja, guten Abend, Inspector.«
    Frej hatte einen starken Akzent, aber er war zu verstehen.
    »Sie müssen meine Wörter entschuldigen. Mein Englisch ist sehr schlecht.«
    »Besser als mein Dänisch. Danke, dass Sie sich bereit erklärt haben, mit mir zu sprechen, Sir.«
    Damit begann ein dreißigminütiges Gespräch, bei dem Bonn dolmetschte und Bosch wenig erfuhr, was Licht in die Gründe von Anneke Jespersens Los-Angeles-Aufenthalt brachte. Frej ließ sich vor allem über den Charakter und die Befähigung der Fotojournalistin aus sowie über ihre Entschlossenheit, allen Risiken und Widerständen zum Trotz über ein brisantes Thema zu berichten. Als Bosch jedoch Näheres über die Kriegsverbrechen zu erfahren versuchte, über die sie Nachforschungen angestellt hatte, konnte ihm Frej nicht sagen, worum genau es sich handelte, wer sie begangen hatte oder was den Anstoß für die Reportage gegeben hatte. Er erklärte Bosch, dass Anneke Jespersen freie Journalistin gewesen war und deshalb einem Zeitungsredakteur nie mehr als unbedingt nötig über ihre Projekte verraten hatte. Zu oft war sie von Redakteuren hereingelegt worden, die sich ihre Vorschläge für eine Reportage angehört hatten, um dann dankend abzulehnen und die Story ihren eigenen fest angestellten Reportern und Fotografen zuzuschanzen.
    Neben Boschs Frustration über den zeitraubenden Übersetzungsprozess nahm auch seine Enttäuschung darüber zu, wie wenig er erfuhr, wenn Frejs Antworten ins Englische übertragen wurden. Ihm gingen die Fragen aus, und er merkte, dass nichts auf seinem Notizblock stand. Während er überlegte, was er noch fragen könnte, unterhielten sich die zwei anderen Männer weiter in ihrer Muttersprache.
    »Was sagt er?«, fragte Bosch schließlich. »Worüber sprechen Sie gerade?«
    »Er ist frustriert, Detective Bosch«, sagte Bonn. »Er mochte Anneke sehr und würde Ihnen gern helfen. Aber er weiß nichts über die Dinge, die Sie wissen möchten. Er ist frustriert, weil er weiß, dass auch Sie frustriert sind.«
    »Dann sagen Sie ihm doch, er soll es nicht persönlich nehmen.«
    Bonn übersetzte, und Frej gab ihm eine lange Antwort.
    »Zäumen wir das Pferd doch mal von hinten auf«, unterbrach Bosch die zwei dänischen Journalisten. »Ich kenne hier einige Reporter. Sie sind zwar keine Kriegsberichterstatter, aber ich bin sicher, dass Reporter ganz ähnlich vorgehen. Normalerweise führt eine Reportage zur nächsten und immer so weiter. Oder, wenn ein Journalist jemanden auftut, dem er vertraut, greift er immer wieder

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