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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Anwesenheit könnte sich vorteilhaft auswirken, wenn er Detective Mendenhall gegenübersaß.
    »Klar, gern«, sagte Jackson. »Was soll ich tun?«
    »Am besten, wir treffen uns um sieben im Dining Car. Wir frühstücken, und ich spreche alles mit dir durch.«
    »Okay.«
    Bosch setzte sich an seinen Schreibtisch und merkte, dass er Chu gekränkt haben könnte, weil er ihn nicht gefragt hatte, ob er sein Rechtsbeistand sein wollte. Er drehte sich zu seinem Partner um:
    »Ach, übrigens, Chu … äh, David.«
    Chu drehte sich um.
    »Du kommst als Rechtsbeistand nicht in Frage, weil Mendenhall wahrscheinlich über den Fall mit dir sprechen muss. Sie wird dich als Zeugen brauchen.«
    Chu nickte.
    »Das verstehst du doch, oder?«
    »Klar, Harry. Verstehe ich.«
    »Und dass ich dich die ganze Zeit mit dem Nachnamen angesprochen habe, war keine Respektlosigkeit. Das mache ich immer.«
    Jetzt schien Chu etwas verwirrt über Boschs halbherzige Entschuldigung.
    »Klar, Harry«, sagte er noch einmal.
    »Sind wir uns also wieder gut?«
    »Klar sind wir uns gut.«
    »Gut.«

Texte und Bilder

16
    B osch hatte begonnen, sich durch die Art-Pepper-Aufnahmen zu hören, die seine Tochter ihm zum Geburtstag geschenkt hatte. Inzwischen war er bei der dritten CD angelangt, und es lief gerade eine fantastische Version von »Patricia«, die dreißig Jahre zuvor in einem englischen Club in Croydon aufgenommen worden war. Sie stammte aus der Zeit von Peppers Comeback nach den Jahren der Drogenabhängigkeit und Haft. An diesem Abend des Jahres 1981 hatte alles gepasst. Allein mit dieser Nummer bewies Pepper in Boschs Augen, dass niemand je besser spielen würde. Bosch war sich der Bedeutung des Wortes »ätherisch« nicht ganz sicher, aber es war das Wort, das ihm in den Sinn kam. Die Nummer war perfekt, das Saxophon war perfekt, und das Zusammenspiel und das aufeinander Eingehen zwischen Pepper und seinen drei Mitspielern war so perfekt und exakt abgestimmt, wie die Bewegungen der Finger einer Hand. Um Jazzmusik zu beschreiben, wurden viele Wörter verwendet. Bosch hatte sie im Lauf der Jahre in einschlägigen Zeitschriften und auf CD - und Plattencovern gelesen. Er hatte sie nicht immer verstanden. Er wusste nur, was ihm gefiel, und das traf hier zu. Kompromisslos und voller Power, und manchmal traurig.
    Es fiel ihm schwer, sich auf den Computermonitor zu konzentrieren, während die fast zwanzig Minuten lange Nummer lief. Er hatte »Patricia« auch auf anderen Platten und CD s. Es war eine von Peppers Standardnummern. Aber nirgendwo sonst hatte er es mit derselben kraftvollen Leidenschaft gespielt. Bosch schaute zu seiner Tochter, die auf der Couch lag und ein Buch las. Eine weitere Hausaufgabe. Dieses hieß
Das Schicksal ist ein mieser Verräter.
    »Das ist über seine Tochter«, sagte er.
    Maddie sah ihn über das Buch hinweg an.
    »Was ist über seine Tochter?«
    »Das Stück, das gerade läuft. ›Patricia‹. Er hat es für seine Tochter geschrieben. Er war immer wieder lange von ihr getrennt, aber er hat sie geliebt, und sie hat ihm gefehlt. Das hört man doch, oder?«
    Sie dachte kurz nach, dann nickte sie.
    »Ich glaube schon. Es klingt fast so, als würde das Saxophon weinen.«
    Bosch nickte ebenfalls.
    »Ja, du hörst es.«
    Er wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Er ging die zahlreichen Links zu Anneke Jespersens Reportagen durch, die Bonn ihm gemailt hatte. Darunter waren sowohl ihre letzten vierzehn Fotoreportagen für die
Berlingske Tidende
als auch der 2002 , also zehn Jahre nach ihrem Tod erschienene Zeitungsartikel über sie. Es war ziemlich mühsam, denn die Artikel waren auf Dänisch, und er musste sie ständig, zwei oder drei Abschnitte gleichzeitig, von einem Internet-Übersetzungsprogramm ins Englische übertragen lassen.
    Anneke Jespersen hatte in Wort und Bild und aus allen möglichen Blickwinkeln über den kurzen Zweiten Golfkrieg berichtet. Ihre Texte und Fotos kamen aus Kampfzonen, Kommandozentralen, von Rollfeldern und sogar von dem Kreuzfahrtschiff, das die Alliierten als schwimmende Fronturlaubseinrichtung genutzt hatten. In ihren Reportagen für die
BT
schilderte die Journalistin eine neue Art von Kriegsführung, blitzschnelle, aus dem Himmel erfolgende Hightech-Einsätze. Das tat Jespersen jedoch nicht aus sicherer Entfernung. Als sich bei Operation Desert Sabre das Kampfgeschehen auf den Boden verlagerte, fand sie ihren Weg direkt an die alliierte Front und berichtete über die Kämpfe bei der Rückeroberung

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