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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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hatte.
    Alec fügte dieses Einzelteil dem Puzzle in seinem Kopf hinzu und spulte die Szene wie den Abschnitt eines Films vor seinem geistigen Auge ab. Die Telefonistin war hierhergekommen, weil ein wunderbarer Mann sie per E-Mail dazu aufgefordert hatte, ihn hier zu treffen. Vielleicht hatte er sie sogar angerufen, falls der Professor tatsächlich derjenige gewesen war, der Ryan Smiths Handy letzte Nacht benutzt hatte. Alec würde es diesem Kerl zutrauen, die Behörden so zu verhöhnen.
    Sie stieg in den Aufzug; alles war schon vorbereitet. Kerzen. Wie romantisch! Sie war nicht mehr auf der Hut, trank irgendetwas. Sie verlor das Bewusstsein. Der Professor wartete, bis sie zusammengebrochen war, trat in den Aufzug, zog sie heraus und richtete alles her.
    Den Mann, mit dem du verabredet warst, hast du keine Sekunde zu Gesicht bekommen, nicht wahr?
    »Wie hat er ihre Kleidung hinterlassen ?« , fragte er den Kriminaltechniker, der sie gerade eingetütet hatte. »Fein säuberlich zusammengelegt ?«
    »Ja, ganz sorgfältig « , antwortete der und bestätigte Alecs Vermutungen. »Die Strumpfhose steckte in den Schuhen, die Unterwäsche im Kleid. Alles ordentlich hingelegt. Was ziemlich eigenartig ist, schließlich hatte er ihr die Sachen vom Körper geschnitten .«
    Nach Schnittwunden suchen. Alec war nicht sicher, ob das möglich war – angesichts des Zustands, in dem sich die Leiche vermutlich befand. Aber er musste es wissen. Hatte der Professor sie verletzt, als er ihr die Kleidung weggeschnitten hatte? Wenn sie bei Bewusstsein gewesen war, hätte sie sich gewehrt; das würde man sehen, es gäbe Kratzer.
    Aber es gab keine Blutspuren. Sie war nicht bei Bewusstsein. Sie hat sich nicht gewehrt. Etwaige Wunden hätte der Täter ihr aus Unachtsamkeit zugefügt – oder zu seinem eigenen Vergnügen.
    Der Professor war niemals unachtsam.
    Außerdem zeugten die ordentlich zusammengelegten Kleider von so viel Zurückhaltung, so großer Gelassenheit.
    Du tust deinen Opfern nicht weh, stimmt’s? Kein einziger Tropfen Blut klebt an deinen Händen.
    Alec würde wetten, dass das Messer keine Spuren an dem Körper der Frau hinterlassen hatte. Was der Bauschutt, auf den sie gefallen war, angerichtet hatte, war eine andere Sache.
    »Ich glaube, ich seh mich mal ein bisschen um« , sagte er und schaute bereits an dem Techniker vorbei.
    »Klar. Sie wissen ja, wie’s geht .«
    Natürlich wusste er das. Er hielt sich immer am Rand, betrat nur die Bereiche, die freigegeben waren. Er betrachtete die Löcher, die in den Sicherheitsnetzen klafften, und die Muster, die die nackten Füße im Staub hinterlassen hatten – immer neue Kreise, bis ein Spurenpaar geradewegs auf eine Kante des Gebäudes zuführte und verschwand.
    Während der nächsten Stunde saß er tief in Gedanken versunken da, starrte auf die Kleidung, den Aufzug, die Fußabdrücke, das Wasser, die Küste. Nicht auf der Suche nach Beweisen, sondern nach Erkenntnis. Wenn er das Verbrechen in seinem Kopf nachstellte, konnte er alles ganz deutlich vor sich sehen. Ja, es gab Lücken, Leerstellen, aber zum großen Teil war das Bild bereits vollständig. Die Frau, der Köder, die romantischen Details, die Droge, die Falle, die Panik, der Sturz.
    Das Einzige, was undeutlich blieb, war der Mörder. Wo war er gewesen? Hatte er diesen grausamen Ablauf ins Rollen gebracht und war dann unbekümmert fortspaziert, ohne überhaupt zu wissen, ob sein Opfer in den Tod gestürzt war, wie er es geplant hatte, oder ob sie vielleicht irgendwie überlebt hatte, indem sie die Ruhe bewahrt und auf Hilfe gewartet hatte?
    Alec wusste es nicht. Sie konnten nicht in Erfahrung bringen, ob der Professor zugeschaut hatte, wie seine anderen Opfer gestorben waren. Konnten nicht sicher sein, ob er in jener kalten, verschneiten Nacht dageblieben war und den Schreien der beiden Jungen zugehört hatte, bis das ohrenbetäubende Krachen des brechenden Eises ihr tödliches Tauchbad angekündigt hatte.
    Eines allerdings vermutete Alec: Wahrscheinlich war der Professor nicht bis zum bitteren Ende auf dem Dach des Gebäudes geblieben. Irgendjemand hätte sehen können, wie sein Opfer herunterfiel, und ihm den Fluchtweg abschneiden können. Das musste nicht heißen, dass er sich nicht in der Nähe herumgetrieben hatte, um zuzusehen, wie seine kranke Fantasie Wirklichkeit wurde, und mit angehaltenem Atem darauf zu warten, dass eine bleiche Gestalt vom Himmel stürzte und ein gellender Schrei die Nacht zerriss.
    Alec

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