Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Tor, es steht offen. Dann geh zum Aufzug an der Ostseite des Gebäudes. Du kannst ihn gar nicht verfehlen – ich habe ein Licht für dich brennen lassen .«
Sie zögerte, die Nervosität kroch wieder in ihr hoch. Vor Rafe fürchtete sie sich nicht; dieser Mann liebte sie. Aber sie musste zugeben, dass ihr die Aussicht, in die schwindelerregenden Höhen dieses instabil wirkenden, kaum fertigen Bauwerks hinaufzusteigen, Angst einjagte. »Ist es denn auch sicher ?«
»Ach Süße, natürlich ist es sicher! Ich würde dich niemals einer Gefahr aussetzen. Eigentlich würde ich auch hinunterkommen und dich holen, allerdings bin ich hier noch nicht ganz fertig; alles soll genau an seinem Platz sein. Aber ich bin da, um dich über die Schwelle zu tragen, wenn du oben ankommst .«
Um sie über die Schwelle zu tragen. Ihr wurden beinahe die Knie weich.
Trotz der kalten nächtlichen Brise, die ihr über den Körper fuhr und ihre bestrumpften Beine frösteln machte, spürte sie seine Wärme und Herzlichkeit, als er hinzufügte: »Ich habe etwas ganz Besonderes für dich .«
Einen Ring? Die Haut kribbelte ihr am ganzen Körper vor Aufregung. »Also gut, dann gehe ich jetzt los .«
»Ich und deine Zukunft erwarten dich .«
Die Verbindung wurde getrennt. Wendy drückte sich das Handy an die Brust. Sie war so dankbar, so voller Vorfreude, dass sie es kaum aushielt. Der heutige Abend würde ihr all das bescheren, wovon sie immer geträumt hatte. Ihre perfekte Zukunft mit ihrem perfekten Ehemann.
Sie zog den Mantel fester um sich, denn der Wind hatte zugenommen und peitschte über das aufgewühlte Hafenwasser. Wendy lief über die Straße. Das Licht der Bushaltestelle reichte nicht besonders weit – und Rafes Lampe dort oben war ihr hier unten auch keine große Hilfe. Aber sie fand das Tor auf Anhieb. Es war nicht abgesperrt, genau wie er versprochen hatte. Dahinter beleuchteten Sicherheitslampen einen Weg durch den Baustellenbereich.
Sie trat ein und machte nur wenige Schritte, als ihr ein gellendes Geräusch an die Ohren drang – ein Kreischen, das sie zusammenzucken und abrupt stehen bleiben ließ. Einen Moment lang rührte sie sich nicht von der Stelle. Hart pochte ihr das Herz in der Brust. Aber dann begriff sie, dass es nur der Wind war, der an den Baugerüsten entlangpfiff, durch das Gebäude sauste und auf der anderen Seite wieder hinausfuhr.
Mach dir doch nicht immer gleich in die Hosen!
Sie musste über sich selbst lachen. Das Geräusch hatte sie erschreckt, es klang unheimlich. Aber es war ganz sicher nichts Übersinnliches – und nichts, wovor sie sich fürchten musste. Dennoch wünschte sie sich, es wäre windstill gewesen. Wenn die Böen hier unten schon so stark waren, musste es dort oben noch viel schlimmer sein.
»Er würde dich niemals da hochholen, wenn es zu schlimm wäre « , flüsterte sie.
Vorsichtig ging sie weiter, einsam und fast blind in dieser Welt aus nacktem Stahl und hartem Beton. Nägel lagen überall verstreut auf dem Boden, scharfe Metallstücke mit zerklüfteten Kanten, Schutthaufen und zerbrochene Gipskartonplatten säumten ihren Weg; immer wieder musste sie sich an schweren Gerätschaften vorbeischlängeln. Sie durchlief einen Parcours aus Baumaterialien und rief sich dabei immer wieder in Erinnerung, dass all ihre Mühe reichlich belohnt werden würde.
Als sie den käfigartigen Fahrstuhl entdeckte, ging sie einen Schritt schneller – der Lichtschein aus seinem Inneren lockte sie an wie ein Leuchtturm an einem felsigen Ufer. Endlich angekommen, stieß sie einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, auch wenn es einer von diesen offenen Baustellenaufzügen war. So einen hatte sie noch nie benutzt; besonders sicher schien er ihr nicht.
Dann lachte sie. »Du Charmeur .« Denn das Licht, von dem er gesprochen hatte, kam von zwei hohen Kerzen in Glasgefäßen. Obwohl der Wind durch das Gitter wehte und die Flammen aufflackern ließ, gingen sie nicht aus, sondern warfen einen sanften Lichtschein um sich und vertrieben die Schatten. Was für eine romantische Geste!
Das war noch nicht alles. Wendy blickte auf den Gitterboden und sah, wie die schmalen Ströme aus rotem Wachs an den Kerzen hinabrannen und über den Strauß roter Rosen liefen, die davorlagen. Noch nie hatte ihr jemand rote Rosen geschenkt.
»Du bist wunderbar « , flüsterte sie. Und als sie den flauschigen Plüschteddy neben den Blumen entdeckte, flossen ihr die Freudentränen über die Wangen.
Sie wollte sich beeilen,
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