Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Leere.
Aber als die Zeit verging, unbarmherzig die kalte Nacht hereinbrach und Taubheit ihre Glieder, ihren ganzen Körper erfasste, schwand ihre Hoffnung. Ihr Flehen erstarb. Sie konnte kaum noch ihre eigenen Gedanken hören. Auch ihr Herzschlag wurde schwächer, ihr Atem ging flach, ihr Puls pochte unregelmäßig.
Ihr Körper starb langsam, genau wie ihre Hoffnung auf Rettung.
Helfen Sie mir.
Sie hatte keine Kraft mehr, die Worte zu flüstern. Es ging nicht mehr. Das eine Mal musste reichen.
Selbst wenn sie noch verborgene Kraftreserven in sich entdecken sollte – ihr einziges Kommunikationsmittel war fort. Sie hatte ihr Handy aus einem Haufen blutiger Kleidung auf dem Boden der baufälligen, einsamen Hütte hervorgewühlt, wo sie gefangen gehalten worden war. Allein dass sie es überhaupt gefunden hatte, grenzte schon an ein Wunder. Noch wundersamer war die Tatsache, dass der Akku für einen Anruf gereicht hatte. Für einen verzweifelten Hilferuf an den einzigen Menschen auf der Welt, von dem sie wusste, dass er für sie da sein würde. Der eine, der sie davor gewarnt hatte, dem Pfad der Vergeltung zu folgen, der sie schließlich hierhergeführt hatte, gebrochen, dem Sterben nahe.
Ich hätte auf Sie hören sollen, Wyatt. Hätte die Finger von der Sache lassen sollen. Ich war ihr nicht gewachsen. Es tut mir leid. Unendlich leid.
Wenigstens hatte sie noch ein letztes Mal seine Stimme gehört, stark und beruhigend. So viel Gerechtigkeit gab es noch in der Welt, dass die letzte Stimme, die sie vernahm, nicht die des bösartigen Ungeheuers sein würde, das sie entführt hatte. Sondern die von Wyatt Blackstone.
Ich komme. Halten Sie durch.
Hatte er das gesagt? Hatte der Anruf ihn tatsächlich erreicht? Oder war das nur ein Hirngespinst gewesen, ein letzter verzweifelter Wunschgedanke, an den sie sich klammerte wie an einen rettenden Strohhalm? Hatte sie sich das Ganze vielleicht doch nur eingebildet? Seit jener schrecklichen Nacht, als der verdeckte FBI -Einsatz so furchtbar schiefgegangen war und sie von der Bestie in Menschengestalt gefangen genommen worden war, hatte sie ungeheure Qualen erleiden müssen, sowohl körperlich als auch emotional. Hatte diese Pein ihr Denken lahmgelegt, ihren Verstand zerschmettert?
Du hast ihn gehört. Und er hat dich gehört.
Daran musste sie einfach glauben. Doch die Stunden, die vergangen waren, seit sie diesen verzweifelten Versuch unternommen hatte, ihr eigenes Leben zu retten, ließen Zweifel in ihr aufsteigen.
Sie holte tief Luft und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, sich nicht der wirren Ohnmacht hinzugeben, die sie seit einer Woche in ihren Bann zu schlagen drohte.
Eine Woche? War es mehr? Oder weniger? Wie lange war es her, dass sie angeschossen und von dem gefühllosen Scheusal entführt worden war, das vor ihren Augen einen anderen Agenten ermordet hatte? Seit sie damals aufgewacht war, den skrupellosen Händen eines Mannes ausgeliefert, der sie nur am Leben halten wollte, um ihr noch mehr Schmerzen zuzufügen, hatte Zeit jede Bedeutung verloren.
Der blutrünstige Kinderschänder gab ihr die Schuld daran, dass er nicht auf seine Kosten gekommen war – und er wollte unbedingt entschädigt werden.
Die Nacht verging quälend langsam. Kalt. So verdammt kalt. Bevor sie losgerannt war, hatte sie wertvolle Sekunden damit verschwendet, sich mit zittrigen Händen ihre Kleider über den nackten Körper zu ziehen. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie lange er wegbleiben würde. Er hatte sie für ohnmächtig gehalten – aber das bedeutete nicht, dass er sich Zeit lassen würde, was auch immer er gerade Teuflisches trieb. Dennoch – wäre sie nackt aus diesem Drecksloch geflohen, hätte sie spätestens nach dreißig Minuten wegen Unterkühlung das Bewusstsein verloren. Daher war sie froh, die Sachen am Körper zu haben, auch wenn sie zerfetzt und blutbesudelt waren.
Doch sie würden sie nicht mehr lange am Leben halten. Selbst wenn keine der grob genähten Wunden an ihrem Körper wieder aufgerissen war, während sie taumelnd den Strand entlanggerannt war – irgendwann würde sie erfrieren.
Laura. Zach.
Die Gesichter ihrer Schwester und ihres Neffen tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Sie selbst würde nicht so qualvoll sterben wie die beiden. Sie würde einfach einschlafen. Würde auf dieser eiskalten, windgepeitschten Düne die Augen schließen. Und nie wieder aufwachen. Das war eigentlich gar nicht so schlimm. Sie würde lediglich schlafen,
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