Black CATS - Parrish, L: Black CATS
einen Fuß in den Gerichtssaal gesetzt hatten.«
»Absolut! Ich sag Ihnen, ich habe überhaupt niemanden umgebracht … «
Sie hob die Hand und unterbrach ihn. »Wir müssen nicht darüber diskutieren, was Sie getan oder nicht getan haben.«
Den Spruch kannte er. Seine anderen Anwälte hatten sich auch einen Dreck dafür interessiert. Wahrscheinlich dachten sieungern darüber nach, weil sie ständig irgendwelche Schweineverteidigen mussten, die tatsächlich Morde begangen hatten.
Im Gegensatz zu ihm, der einfach nur Opfer einer Kette unglücklicher Umstände geworden war.
»Allein die Tatsache, dass die Tante des Jungen FBI -Agentin war und ein Teil der Beweise im FBI -Kriminallabor untersucht wurde, hätte ausreichen müssen, um einen Ausschluss der Beweise zu fordern.«
Jesse schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und gluckste erfreut. »Genau das habe ich damals auch gesagt! Aber dieser Schlappschwanz von Pflichtverteidiger hat mir einfach nicht zugehört. Hat irgendwelchen Müll gelabert, von wegen Berufung einlegen, und nach dem ersten Versuch hat er aufgegeben.«
Sie presste die Lippen zusammen. Verdammt, das Weib war knallhart.
»Sorry. Bin’s nicht mehr gewohnt, mit anständigen Leuten zu reden.«
»Schon gut.« Sie schenkte ihm ein rasches, verkniffenes Lächeln. »Das wird sich bald wieder ändern. Vielleicht schon nächste Woche.«
Verblüfft und beinahe hoffnungsvoll fragte er: »Glauben Sie wirklich?«
»Ja, wirklich. Auf mein Bestreben hin wurde bereits eine Verhandlung anberaumt. Sie wird in einigen Tagen stattfinden, deswegen musste ich herkommen, um Sie darauf vorzubereiten. Bitte entschuldigen Sie, dass alles so schnell gehen muss, aber ich hatte nicht erwartet, dass der Richter eine Lücke in seinem Kalender finden und uns so bald schon einen Gerichtstermin geben würde. Mich hat es auch überrascht. Eigentlich wollte ich übers Wochenende wegfahren, aber jetzt werde ich mich stattdessen wohl auf unsere Verhandlung vorbereiten müssen.«
Jesse sank gegen die Stuhllehne und konnte nicht fassen, dass sein Leben in so kurzer Zeit eine solche Wendung genommen hatte. Noch vor einer Stunde hatte er sich gefragt, wie er die nächsten vierzig Jahre hier drin überleben sollte, und jetzt erfuhr er, dass er vielleicht schon in sieben Tagen rauskommen würde?
»Bilde ich mir das gerade alles nur ein?«, flüsterte er.
»Nein, Sie können es ruhig glauben. Eine Reihe von Ereignissen sind eingetreten, die neues Licht auf Ihren Fall werfen. Kein Gericht der Welt würde Sie schuldig sprechen, wenn es heute zu einem Prozess käme.«
»Was denn für Ereignisse?«
»Abgesehen von der Tatsache, dass die Tante des Opfers beim FBI gearbeitet hat, wurden zum Beispiel die Beweise für Ihren Fall in einem Kriminallabor untersucht, gegen das nur wenige Wochen später wegen interner Korruption ermittelt wurde. Viele andere Urteile wurden deswegen gekippt. Der Vorfall liegt zeitlich nah genug, um die Beweise für Ihren Prozess wenigstens in Zweifel zu ziehen.«
Vor Überraschung klappte ihm die Kinnlade herunter. »Wollen Sie mich verarschen?«
»Außerdem war der Agent, der die Beweisfälschung aufgedeckt hat, bis vor Kurzem noch der direkte Vorgesetzte der Tante des Opfers. Es spricht einiges dafür, dass seine Beziehung zu ihr ihn dazu verleitet hat, die Korruption erst später zu melden.«
»Verdammt, das glaub ich einfach nicht!«
Erneut ließ er die Handfläche auf die Tischplatte knallen, woraufhin Kildare rasch in seine Richtung schaute. Jesse schenkte ihm einen schuldbewussten Blick und lehnte sich wieder zurück.
»Die Sachbeweise – DNA -Spuren und so weiter – sollten wegen dieser beiden Fakten problemlos ausgeschlossen werden können.« Die Anwältin schaute auf ihren Notizblock, blätterte ein bisschen hin und her und las in ihren Aufzeichnungen. »Allem Anschein nach ist außerdem ein neuer Zeuge aufgetaucht, der Ihr Alibi bestätigen kann. Daran arbeite ich noch, damit seine Aussage vor Gericht auch standhält.«
Sein Alibi? Diese Geschichte, dass er in einer überfüllten Kneipe gesessen und Bier getrunken hatte – und zwar noch lange, nachdem der Junge gekidnappt worden war?
Wer würde diese Geschichte wohl bezeugen – wenn das Ganze doch völliger Schwachsinn war?
»Es sieht alles sehr gut für Sie aus, Mr Boyd.«
Jesse konnte nicht anders. Er fing an zu weinen. Heiße Tränen stiegen ihm in die Augen. »Sie meinen, ich werde endlich freigesprochen? Kann mein normales Leben
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