Black CATS - Parrish, L: Black CATS
zurück. Schließlich hielt er es nicht mehr aus. Er musste sich vergewissern, dass alles in Ordnung war.
Leise schlich er durch das Haus und die Treppe hinunter, in der Erwartung, sie in der Küche zu finden. Doch die Küche war leer, genau wie das Wohnzimmer.
»Ich bin hier draußen«, kam eine Stimme aus der Dunkelheit.
Erst jetzt bemerkte er, wie kühl es drinnen war – und dass die Terrassentür offen stand. Er trat hinaus und sah sie am Geländer stehen, den Blick auf den Strand unter sich gerichtet. Sie trug eine einfache kurze Baumwollhose und ein T-Shirt und hätte in der nächtlichen Brise eigentlich frieren müssen, doch die schien sie gar nicht wahrzunehmen. Sie wirkte völlig versunken in das Rauschen der Wellen, eine frisch angezündete Zigarette in der Hand.
»Immer noch nicht aufgehört, wie?«
Sie deutete zum Tisch, ohne hinzusehen. »Das ist dieselbe Packung, die ich im Mai gekauft habe.«
Die kleine Schachtel war immer noch halb voll. Sie lag neben ihrem Laptop, der aufgeklappt und eingeschaltet war. Auf dem Monitor leuchtete eine Nachrichten-Website.
»Bevor die Albträume kamen, habe ich in meinem ganzen Leben kein einziges Mal geraucht.«
»Ich weiß.«
Sie hatte ihm früher einmal erzählt, dass sie sich in den schlimmsten Nächten eine Zigarette angezündet oder ein paar Gläser Wodka hinuntergekippt hatte. Da sie damals noch Schmerzmittel und Antidepressiva genommen hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass Rauchen das geringere Übel darstellte. Offensichtlich hatte sie an dieser Angewohnheit festgehalten.
»Im Haus rauche ich nie.«
»Auch das weiß ich.« Wenn es Lily wieder gut ging und sie das Haus nicht mehr brauchte, wäre es ihm gleichgültig, ob ein Streichholz zufällig die Hütte in Brand steckte.
Während der letzten Jahre hatte er die Sache mit dem Streichholz auf jeden Fall in Betracht gezogen. Aber irgendetwas hatte ihn zurückgehalten. Vielleicht war es einfach nur das Wissen darum, dass seine Großeltern das Haus für ihn behalten hatten – ohne ihn bis zu ihrem Ableben überhaupt darüber aufzuklären, dass es ihm gehörte, dass es immer noch auf diesem Felsvorsprung stand, stumm und tot.
Bis zum letzten Winter war er kein einziges Mal hier gewesen. Allerdings hatte er es auch nicht verkauft.
Sie warf noch einen Blick nach unten, dann zerdrückte sie wortlos die halb gerauchte Zigarette am Geländer. Schließlich drehte sie sich zu ihm um und gab zu: »Mit einem Gespräch kann eine Kippe wohl nicht mithalten.«
Er lächelte leise. »Jetzt willst du reden?«
»Na ja, beim Abendbrot warst du ja nicht sehr gesprächig.«
Das stimmte. Beim Abendessen hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, wie er Brandon die Nachricht unterbreiten sollte, dass Lily sich an den Firewalls und sonstigen Barrieren, mit denen der IT -Spezialist die Daten ihres Teams schützte, vorbeimanövriert hatte. Und darüber, wie er Lily dazu bekommen sollte, sich ihm zu öffnen und ihm zu erzählen, warum sie das alles tat.
Vorhin im Bett war ihm dann ein Licht aufgegangen. »Du weißt, dass ich es dir sagen würde, wenn wir irgendetwas über den Kerl in Erfahrung bringen.«
Eine Augenbraue schoss in die Höhe, doch ihre Stimme klang nicht weiter überrascht. »Wie bitte?«
»Die Ermittlung gegen Lovesprettyboys ist ins Stocken geraten. Aber das bedeutet nicht, dass der Fall ungelöst bleiben wird. Du musst mir vertrauen.«
Er konnte sich nicht vorstellen, wie entmutigend es für sie sein musste, zu wissen, dass ihr Entführer davongekommen und nie identifiziert worden war. Lily war immer noch der festen Überzeugung, dass ihr Peiniger weiter nach ihr suchte und beenden wollte, was er angefangen hatte. Nicht nur, weil er ihr die Schuld an seiner Beinahe-Verhaftung gab, sondern auch, weil sie ihn vielleicht irgendwie wiedererkennen könnte.
»Verflucht, Wyatt – es sind sieben Monate vergangen«, erwiderte sie mit unverhohlenem Zorn. Ihre Stimme, ihr Gesicht, die ineinander verkrampften Hände, die zitternden Arme, all das verriet ihm, wie ungehalten sie tatsächlich war – und dass sie vielleicht doch etwas Verrücktes unternehmen würde, zum Beispiel ein bisschen Computerspionage, um an Antworten zu gelangen. »Wie zum Teufel kann es sein, dass ihr immer noch nicht wisst, wer er ist?«
Es gab Hinweise und Vermutungen, aber bisher hatten sie nicht das Geringste beweisen können. »Du weißt, wie so was läuft. Du hast selbst gesagt, dass es dir nahezu unmöglich wäre, sein
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