Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
standen in voller Blüte und waren sorgfältig mit Rindenstücken abgedeckt, die den Wildwuchs des Unkrauts eindämmen sollten. Während Alafair sich mit den beiden kleinen Töchtern des Gastgebers auf einer Wippe vergnügte, saßen wir auf der Terrasse aus Rotholz, die an der Hinterfront angebaut und durch eine Glasschiebetür mit dem Haus verbunden war. Die Kohlen auf dem Grill waren schon vor unserer Ankunft durchgeglüht, und Mrs. Nygurski brachte ein Tablett mit gemischtem Salat und eine Kanne Eistee aus der Küche und legte eine Reihe Rehstücke und Elchsteaks auf den Rost. Das Fett zischte, von der Holzkohle stieg Dampf auf, und der Duft war wundervoll.
Seine Frau war attraktiv, betont höflich und hatte denselben Akzent wie er. Sie hatte Make-up aufgelegt, das zu ihrem Kleid paßte, und wenn man sie zu direkt ansah, wandte sie scheu den Blick ab. Sie ging zurück in die Küche, wo sie ein Baguette in Scheiben schnitt.
»Sie fragen sich sicher, warum eine so schöne Frau einen Kerl geheiratet hat, der wie ich aussieht«, sagte er.
»Nicht im geringsten.«
»Geben Sie’s zu, Robicheaux.«
»Frauen sind gutherzige Geschöpfe.«
»Ja, das sind sie«, sagte er, erhob sich von seinem Stuhl und zog die Schiebetür zu. »Lassen Sie uns ein ungestörtes Plätzchen suchen, damit niemand hören kann, was ich Ihnen zu sagen habe. Oder wollen wir lieber warten, bis wir gegessen haben?«
»Bringen wir’s hinter uns.«
Er führte mich in den hintersten Winkel des rückwärtigen Gartens, wo Apfelbäume wuchsen und rote Kletterrosen sich an Gitterkonstruktionen emporrankten, die in runden Beeten standen. An den Bäumen hingen grüne Äpfel. Ein Bretterzaun trennte sein Grundstück vom Swimmingpool des Nachbarn. Es war inzwischen fast dunkel, und das Spiegelbild der Verandalampe des Nachbarn erweckte den Eindruck, als befinde sich unter der Wasseroberfläche des Pools ein gelber Luftballon. Er nahm zwei Gartenstühle, die an der Hauswand lehnten, und klappte sie auf. Als er zu erzählen begann, zuckten seine Mundwinkel, und die Sehnen und Adern an seinem Hals strafften sich.
»Woher hat Ihr Anwalt seine Informationen über Mapes?«
»Von einem Privatdetektiv.«
»Sagen Sie ihm, daß er sein Geld zurückverlangen soll. Der Schnüffler hat Mist gebaut. Ich vermute mal, er hat in Mapes' Heimatort beim Sheriff und bei der Stadtpolizei nachgefragt und dort was über die Verhaftung wegen Körperverletzung gehört, diese Sache mit dem Golfschläger, als Mapes siebzehn war. Dann hat er Ihrem Anwalt eine Rechnung für zwei volle Tage geschickt, was schätzungsweise so um die sechshundert Dollar ausmachen dürfte. Das dürfte alles sein, was er getan hat.«
»Und wie lautet Ihre Geschichte?«
»Schauen Sie, Sie waren doch lange genug bei der Polizei. Da müßten Sie eigentlich wissen, daß man ab und zu an Typen gerät, die jeder für ganz normal hält, Typen, die meinetwegen einen ordentlichen Schulabschluß haben, einen soliden Arbeitsplatz und eine ehrenhafte Entlassung vom Militär, Typen, denen gemeinhin keine besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. Jedenfalls liefern sie der Polizei keinen Anlaß, sie mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Aber irgendwas an ihnen stimmt nicht. Sie haben kein Gewissen, vielleicht können sie auch überhaupt nicht mitfühlen. Aber es gibt sie überall, auch in so biederen Wohngegenden wie dieser hier, und sie sind es, die die Verbrechen begehen, die wir nie aufklären. Ich denke, Harry Mapes ist einer von dieser Sorte.
Im Jahr 1965 holte ein achtzehnjähriger, in Fort Polk stationierter Soldat während des Wochenendausgangs seine Freundin in Tyler, Texas, ab und besuchte mit ihr ein Autokino. So wie es aussieht, fuhren sie danach in eine abgelegene Seitenstraße und parkten hinter einem alten Gewächshaus, in dem früher mal jemand Rosen gezogen hatte. Zumindest fanden der Sheriff und seine Leute dort das Kleid und die Unterwäsche des Mädchens. Das Auto fanden sie fünf Meilen entfernt in einem Bach. Jemand hatte die Benzinleitung rausgerissen und den Wagen in Brand gesetzt. Die Leichen der beiden jungen Leute lagen im Kofferraum. Der pathologische Befund ergab, daß sie noch gelebt hatten, als das Auto angezündet wurde.«
Ich lehnte mich vor und pflückte von einem der Rosenbüsche ein Blatt ab. Meine Kehle fühlte sich an wie zugeschnürt. Ich konnte hören, wie die Kinder im Garten auf der Wippe herumturnten.
»Mapes hatte damit zu tun?« fragte ich.
»Das ist die große Frage.
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