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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Sals Geheimnummer geben, und du sprichst mit ihm persönlich. Wenn ich hier bloß rumspinne, läßt sich die ganze Angelegenheit schnell aufklären.«
    »Warum macht sich Dio denn Gedanken um mich? Ich hab den Typ doch bloß zweimal getroffen.«
    »Das mußt du ihn schon selber fragen. Vielleicht hättest du dich nicht in seine und Dixie Lees Grundstücksgeschäfte einmischen sollen. Wahrscheinlich ist er nicht ganz zurechnungsfähig. Ich hab jedenfalls so meine Zweifel, daß seine Überlegungen von Vernunft zeugen.«
    Seine Augen wirkten wie auf einen Gedanken konzentriert, der ein paar Zentimeter von seinem Gesicht durch die Luft schwebte. Dann richtete er sie wieder auf mich.
    »Wo hast du das gehört?« fragte er.
    »Halte dich von meiner Tochter fern. Wage es nicht, dich noch mal in der Nähe der Schule blicken zu lassen. Ist mir völlig egal, ob der Sohn deiner Lady auch dort hingeht oder nicht«, sagte ich, stieg wieder in den Truck und fuhr davon.
    Im Rückspiegel sah ich, wie er mitten auf dem Hof stand und mir hinterherschaute. Im Hintergrund hielt die Frau die Fliegengittertür auf.
    Ich fuhr nach Hause, besuchte die Mittagssitzung der Anonymen Alkoholiker, kaufte Lebensmittel für unser Abendessen ein und setzte mich dann auf der Hintertreppe in den Schatten und versuchte mich in Harry Mapes' Lage zu versetzen. Er war ein gerissener Bursche. Er hatte im Lauf der Jahre eine ganze Reihe von Menschen getötet – den ersten, als er siebzehn war, und nur Gott wußte, wie viele in Vietnam – und deswegen nicht einen einzigen Tag im Gefängnis verbracht. Er war nicht impulsiv; er überlegte genau, was er tat, und er schreckte vor keiner Drohung und keiner Gewalt zurück, um möglichst schnell ans Ziel seiner Wünsche zu kommen. Seine Emotionen waren so grobgestrickt wie bei allen Soziopathen, sie drehten sich ausschließlich um die Befriedigung seiner Begierden, sein Überleben und die Vernichtung seiner Feinde. Er verhielt sich möglichst passiv, zweckbetont und unauffällig, bis er sich bedroht fühlte. Dann schlug er rücksichtslos zu.
    Bei unserer Begegnung östlich der Wasserscheide, auf der unbefestigten Straße zwischen der Indianerkneipe und dem Haus von Clayton Desmarteaus Mutter, mußte ich ihm irgendwie Angst eingejagt haben. Auf dem Schulgelände hatte er sich herumgedrückt, um mich abzulenken oder mich zu provozieren, damit ich etwas gegen ihn unternahm. Irgendwie mußte er auch herausbekommen haben, daß Darlene mich auf die andere Seite der Berge geschickt hatte, daß sie dafür verantwortlich war, daß ich mich auf der staubigen Straße südlich des Reservats der Schwarzfuß-Indianer herumtrieb; und er fürchtete, ich könnte in dieser rauhen Gegend herausfinden, was Clayton Desmarteau und seinem Cousin zugestoßen war.
    In den letzten beiden Tagen war es mir gelungen, sowohl Dio als auch Mapes in Zugzwang zu bringen, sie mit etwas Bluff und ihren eigenen Methoden unter Druck zu setzen, so daß sie aller Wahrscheinlichkeit nach mich und Alafair erst einmal in Ruhe lassen würden. Aber die Situation, in der ich mich gegenüber der Justiz befand, war noch unverändert, so als hätte ich Louisiana nie verlassen. Mein Sieg bestand in der Aufrechterhaltung des Status quo. Als meine Niedergeschlagenheit immer stärker wurde, legte ich mich aufs Wohnzimmersofa, bedeckte mein Gesicht mit den Händen und schlief ein.
    Das Bild, das ich im Traum sah, war kaum greifbar und nur von kurzer Dauer, wie Lichtnadeln im Dunstschleier des Nachmittags. Darlene am Ufer eines Gewässers und ein Weißschwanzhirsch, der über die feuchte Erde ins Seidenholz flüchtet.
    Ich spürte Federn, die mich an den Unterarmen und im Gesicht kitzelten. Ich öffnete die Augen und sah in Alafairs grinsendes Gesicht. Vor ein paar Tagen hatte sie im Haus einen alten Staubwedel gefunden.
    »Wie geht’s dir, du süßes kleines Kerlchen?« sagte ich.
    »Wie geht’s dir, du süßer kleiner Dave«, sagte sie. Sie hatte Jeans an und ihr Baby-Orca-T-Shirt.
    Ich setzte mich auf.
    »Wie bist du nach Hause gekommen«, sagte ich.
    »Dixie Lee ist zur Schule gekommen und hat mich abgeholt. Bist du eingeschlafen, Dave?«
    »Was?« Ich rieb mir das Gesicht und versuchte, in den Nachmittag zurückzufinden.
    »Wir haben nur noch zwei Tage Schule. Fahren wir dann nach Hause?«
    »Vielleicht, kleines Kerlchen.«
    »Dann sollten wir Batist anrufen und ihm Bescheid sagen.«
    »Alafair, wenn wir nach Hause fahren, dann möglicherweise nur für ein

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