Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
machen wir uns noch nicht verrückt. Wir sollten uns ein Beispiel an Tripod nehmen. Du weißt doch, was er macht, wenn der Hund hinter ihm her ist?«
Sie schaute kurz in die Luft, dann sah ich, wie sich ihre Miene aufhellte.
»Er krabbelt auf den Kaninchenstall«, sagte sie.
»Und dann?«
»Er haut dem Hund mit der Kralle auf die Nase.«
»Richtig. Weil er nämlich klug ist. Und weil er klug und vorsichtig ist, braucht er sich wegen dem Hund auch keine Sorgen zu machen. Und wir sind ganz genauso, und wir brauchen uns auch keine Sorgen zu machen, oder?«
Sie lächelte mich an, und ich zog sie dicht an mich und küßte sie auf den Scheitel. Ihr Haar duftete nach der Hitze der Sonne.
Ich stellte den Track im Schatten der Pecanobäume ab, und sie brachte ihren Frühstücksbeutel in die Küche, spülte ihre Thermosflasche und zog dann ihre Nachmittagsklamotten an. Wir gingen zur Anlegestelle runter, wo ich ihr den Verkauf der Softdrinks und der Würmer anvertraute. In einer Ecke hinter den Bierkästen sah ich Batists alte automatische Winchester an der Wand lehnen.
»Hab ein paar Sechser rein für die Schlange, die hat die Fisch gefressen von meiner Schnur«, sagte er. »Komm heut nacht schauen. Kannst dann die Schlange vom Baum kratzen.«
»Ich bin vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Bring Alafair zum Abendessen ins Haus«, sagte ich. »Ich schließe ab, wenn ich zurückkomme.«
»Du, mach dir keine Sorgen, du«, sagte er, zündete ein Küchenstreichholz an einem der Holzpfosten an, steckte die Zigarre in Brand und stieß den Qualm zwischen den Zähnen hervor.
Alafair tippte eine Einnahme in die Registrierkasse und strahlte, als das Münzfach klingelnd aufsprang.
Ich verstaute den Inhalt des Briefkastens in einer großen Papiertüte und fuhr zum Büro des Sheriffs vom Bezirk Iberia. Im vergangenen Jahr hatte ich kurze Zeit als Zivilfahnder für den Sheriff gearbeitet und ihn als ehrbaren und vertrauenswürdigen Mann kennengelernt. Aber als er sich für das Amt beworben hatte, waren seine einzigen Qualifikationen gewesen, daß er Präsident des Lions Clubs war und eine gutgehende Reinigung besaß. Er hatte etwas Übergewicht, ein Gesicht, in dem alle Kanten weich wirkten, und in seiner grünen Uniform sah er wie der Verkaufsleiter eines Gartenbaugeschäfts aus. Wir unterhielten uns in seinem Büro, während ein Hilfssheriff das Packpapier, die Schachtel, den Brief und die Spritze im Nebenzimmer auf Fingerabdrücke untersuchte.
»Zwei identifizierbare Abdrücke«, sagte er. »Der eine stammt von Dave, der andere von diesem Schwarzen, wie heißt er doch gleich?«
»Batist«, sagte ich.
»Genau. Wir haben seine Abdrücke noch von damals in unserer Kartei ...« Er wich meinem Blick aus und lief plötzlich rot an. »Wir haben seine Abdrücke noch von unserem letzten Besuch in Daves Haus. Dann ist da noch so ein Geschmier auf dem äußeren Verpackungsmaterial.«
»Der Briefträger?« fragte der Sheriff.
»Hab ich auch schon dran gedacht«, sagte der Hilfssheriff. »Ich wünschte, ich könnte was Genaueres feststellen.«
»Ist schon gut.«
Der Hilfssheriff nickte uns zu und schloß die Tür.
»Wollen Sie damit zum FBI in Lafayette gehen?« sagte der Sheriff.
»Vielleicht.«
»Für Drohbriefe, die mit der Post zugestellt werden, sind die Bundesbehörden zuständig. Warum nicht denen die Sache überlassen?«
Ich schaute ihn an, ohne zu antworten.
»Warum hab ich nur immer das Gefühl, daß Sie ein Mann sind, der nicht das geringste Vertrauen in unser Rechtssystem hat?«
»Wahrscheinlich, weil ich viel zu lange drin gearbeitet habe.«
»Wir könnten diese beiden Typen vernehmen, wie waren ihre Namen noch mal?«
»Vidrine und Mapes.«
»Vidrine und Mapes. Wir könnten sie spüren lassen, daß ihnen jemand auf die Finger schaut.«
»Sie hängen zu tief drin.«
»Was wollen Sie also tun?«
»Keine Ahnung.«
»Dave, halten Sie sich aus dieser Sache raus. Überlassen Sie sie den entsprechenden Leuten.«
»Werden Sie mein Haus von einem Hilfssheriff beobachten lassen? Wird einer auf Alafair aufpassen, während sie auf dem Spielplatz ist oder auf den Bus wartet?«
Er seufzte und schaute dann aus dem Fenster auf eine Gruppe von Eichen, die im prallen Sonnenlicht auf einem unbebauten Grundstück standen.
»Da ist noch was, das mir Sorgen macht«, sagte er. »Ist Ihr Daddy nicht auf 'ner Bohrinsel umgekommen, die Star gehört hat?«
»Ja.«
»Haben Sie vielleicht vor, die beiden Kerle in die Mangel zu
Weitere Kostenlose Bücher