Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Schlafzimmer schob. Auf dem Bett lag ein Haufen rosa Kissen mit dunkelroten Rüschen. Ich verfolgte, wie das Mädchen die Tür schloß.
»Ich muß tun, was Pop sagt. Auf ein andermal, Mr. Robicheaux«, sagte Sally Dio und unterstrich seine Worte mit einem Trommelwirbel.
»Dixie, komm mit mir runter zum Auto«, sagte ich.
»Die Sprechzeit ist abgelaufen, Mr. Robicheaux.«
»Er wird doch wohl selber antworten dürfen, oder?« sagte ich.
Doch bevor ich es ausgesprochen hatte, legte Sally Dio wieder ein Solo hin.
»Kommst du, Dixie?«
Wieder drosch er mit dem Besen auf die Trommel und sah mir mit einem Grinsen im Mundwinkel fest in die Augen.
»Noch ein Wort zu ihrem Verwandten in Angola«, sagte ich. »Ich habe nicht nur dazu beigetragen, daß er eingebuchtet wird, sondern ihm auch das Gesicht mit Reizgas gewaschen, nachdem er einen Justizbeamten angespuckt hat.«
»Clete, bring den Mann zu seinem Wagen«, sagte er.
Clete nahm das Glas vom Mund. Sein Gesicht war rot angelaufen. Hinter ihm im Pool knutschten die anderen auf den Luftmatratzen zwischen den Dampfschwaden.
»Sal, er ist ’n anständiger Kerl. Wir sind heut bloß mit dem falschen Fuß aufgestanden«, sagte er.
»Clete, Mr. Robicheaux hat sicher noch was vor.«
Clete sah aus, als habe er eine Reißzwecke verschluckt.
»Keine Aufregung. Ich geh schon. Nimm’s nicht schwer, Clete«, sagte ich.
»Im Ernst, Sal, er ist in Ordnung. Manchmal geht eben was schief, und keiner kann was dafür«, sagte Clete.
»He, Robicheaux, eins will ich Ihnen noch mit auf den Weg geben«, sagte Sally Dio. »Sie haben sich an einen meiner Mitarbeiter gehängt und sind einfach hier reingeplatzt. Dann haben Sie sich gegenüber einem alten Mann reichlich ungebührlich benommen. Aber dies ist mein Haus, und ich lasse Sie unbehelligt wieder gehen. Sie sind zuvorkommend behandelt worden. Aber lassen Sie sich davon nicht täuschen.«
Ich trat hinaus in die Sonne. Der Wind kräuselte auf dem See kleine Wellen, die blaugrünen Hügel am Horizont waren nur schemenhaft zu erkennen, und auf beiden Seiten der Steinstufen, die zu Cletes Unterkunft und meinem Truck hinunterführten, wuchsen Rosenbüsche und dunkelrote Waldreben.
»Dave, warte mal ’nen Moment«, hörte ich Clete hinter mir sagen.
Er hatte seinen zerdrückten Hut auf dem Kopf, und als er in Bermudashorts die Steinstufen hinunterstieg, sah man, wie übel zugerichtet seine Beine waren, wo sich über den Knien weißlich schimmernde Narben ausbreiteten.
»He, tut mir leid«, sagte er.
»Vergiß es.«
»Nein, es war furchtbar da drin. Tut mir ehrlich leid.«
»Du hast ja nicht mitgemacht. Mach dir keine Sorgen.«
»Jeder hat einfach das Falsche gesagt.«
»Ja, wahrscheinlich.«
»Daß es so läuft, wollte ich nicht. Das weißt du.«
»Ich glaube dir, Cletus.«
»Aber warum mußt du ihnen auch so Zunder geben?«
»Ich dachte immer, ich wüßte mich zu benehmen.«
»Teufel noch mal, ja. Absolut. Ein halbes Dutzend von deiner Sorte hier, und der ganze Staat fackelt ab.«
»Was zieht Dio hier ab?«
Er schnaubte durch die Nase.
»Ich nehm Geld von ihm. Ich kümmer mich nicht drum, was er macht. Thema beendet«, sagte er.
»Bis zum nächsten Mal. Noch mal besten Dank fürs Essen. Grüß Darlene von mir.«
»Ja, jederzeit. Ist immer ’n besonderes Erlebnis. Wie wenn einem ’n Auto durchs Haus rast.«
Ich lächelte ihn an und ging zu meinem Pick-up.
»Wart ein paar Minuten in deinem Truck. Dixie kommt runter«, sagte er, als er schon auf dem Kiesweg in Richtung seines Hauses ging.
»Woher willst du das wissen?«
»Weil er dir helfen will, auch wenn er sich wie ein versoffenes Arschloch aufführt. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm die Scheiße aus dem Leib prügel, wenn er’s nicht tut.«
Ich saß zehn Minuten in meinem Pick-up und wollte schon aufgeben, als ich Dixie Lee aus Sally Dios Haus kommen sah. Er hatte eine gelbe Windjacke und eine braune Hose übergezogen, und der Wind wehte ihm Strähnen seines blonden Haars aus der Stirn. Er öffnete die Beifahrertür und stieg ein.
»Wie wär’s, wenn wir auf ’n Bier zum Restaurant unten am Wasser fahren?« sagte er. »Ich bin im Moment so ausgetrocknet, daß ich ’ne Waldbrandgefahr darstelle.«
»Einverstanden, aber zunächst mal sollst du wissen, daß du nicht mit mir reden mußt, bloß weil Clete es dir gesagt hat.«
»Clete hat nix gesagt.«
»Hat er nicht?«
»Na ja, er regt sich manchmal schnell auf. Ich achte aber nicht weiter auf ihn.
Weitere Kostenlose Bücher