Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Er mag’s nicht, wenn du in Schwierigkeiten steckst.«
»Aber genau die krieg ich, wenn ich von dir nicht höre, was ich wissen muß. Mapes mach ich fertig, so oder so. Und wenn ich dich dazu als Belastungszeugen einlochen lassen muß, dann passiert das eben. Ich kann dir nicht versprechen, daß ich damit durchkomme, aber ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, um dich unter Druck zu setzen, Dixie.«
»O Mann, hör auf, mir solches Zeug zu erzählen. Jedenfalls nicht heute morgen. Mir zittern sowieso schon alle Knochen im Leib.«
»Das ist auch so ein Punkt. Ich will nichts mehr von deinem Alkoholproblem hören, nichts von deiner Glaubenskrise und auch nichts von all dem andern Scheiß, den du den Leuten vor ’n Kopf knallst, wenn’s dir dreckig geht. Haben wir uns verstanden?«
»Jetzt redest du aber Tacheles, alter Freund.«
»Du hast mir den Schlamassel eingebrockt. Das sollte dir klar sein, Partner.«
»Geht in Ordnung. Trinken wir jetzt ’n Bier, oder willst du lieber hier rumsitzen und mich auseinandernehmen?«
Ich ließ den Motor an und fuhr zwischen den Kiefern auf dem Feldweg bis zur Hauptstraße, an deren andere Seite eine schmale Kirschplantage grenzte, hinter der sich jäh die Berge erhoben. Am See entlang steuerten wir das auf Pfeilern über dem Wasser errichtete Restaurant an. Dixie Lee hielt den Kopf in den Fahrtwind und blickte wehmütig auf den dicht mit Kiefern bewachsenen Sandstrand und die Segelboote, die auf dem dunkelblau leuchtenden Wasser kreuzten.
»Wie wär’s, wenn ich dir hier ein Stück Land besorge?« sagte er.
»Um dir die Wahrheit zu sagen, Dixie, ich hab auf mein Haus und das Geschäft eine Hypothek aufgenommen, um die Kaution stellen zu können.«
»Oh.«
»Warum kauft sich Dios Sippschaft hier oben ein?«
»Der Staat steckt tief in der Rezession. Die Grundstückspreise fallen in den Keller. Die Dios machen später mal ’n Haufen Geld.«
Ich bog auf den Parkplatz des Restaurants ein. Eine schmale Anlegestelle, an der Skiffs und Segelboote vertäut waren, ragte hinter dem Gebäude hervor. Auf dem Wasser schimmerten Benzin und Öl, und Seemöwen kreisten über dem offenen Köderbecken auf einem der Boote und stießen dann hinein. Ich stellte den Motor ab.
»Dixie, ich glaube kaum, daß du verstanden hast, was ich meine«, sagte ich.
»Was?«
»Ich bin’s echt leid, von dir zum Narren gehalten zu werden. Wir nähern uns allmählich der äußersten Grenze meiner Geduld.«
»Was hab ich denn gesagt?«
»Der Mob macht sein Geld nicht mit Grundstücksspekulation. Hör also auf, mich anzulügen.«
»Mann, du beleidigst mich. Ich mag ja ein Säufer sein, aber deshalb bin ich noch lange kein Lügner.«
»Dann sag mir endlich, warum sie das Land aufkaufen.«
»Dave, wenn du ins Gefängnis mußt, und ich bete zu Gott, daß das nicht passiert, dann wirst du dort zwei Dinge lernen. Man geht dem Boß möglichst aus dem Weg, und man versucht auf keinen Fall rauszufinden, was Typen wir Sal zu laufen haben. Mach dein Ding, dann kommst du zurecht. Als du noch bei den Bullen warst, wolltest du da auch immer alles wissen, was in deiner Abteilung vor sich geht? Wer sich alles schmieren läßt? Wer bei 'ner Razzia ’n paar Gramm Heroin oder Koks verschwinden läßt, um sie später zu verkaufen? Schau, in drei oder vier Wochen krieg ich ’n paar Gigs in einem von Sals Läden in Tahoe. Nix Sensationelles, bloß mit Klavier, Stehbaß und vielleicht 'ner Gitarre. Aber Mann, es ist halt Tahoe. Der alte Blues und ’ne Rückkehr ins Rampenlicht. Ich muß bloß die Schluckerei in den Griff kriegen, die Sache ’n bißchen kontrollierter angehen.«
»Warum zum Teufel hörst du nicht ganz damit auf?«
»Jeder so gut, wie er kann. Ich geh jetzt rein und trink ’n Bier. Kommst du mit?«
Ich sah ihm zu, wie er über eine Bretterrampe in die Bar des Restaurants, ging. Ich hatte den ganzen Vormittag nutzlos vergeudet, den halben Nachmittag dazu, hatte nichts erreicht, und langsam hing mir Dixie Lee ebenso zum Hals heraus wie die Situation, in der ich mich befand. Ich ging ihm nach.
Er saß am hinteren Ende der Bar neben dem Fenster, und im Sonnenlicht, das auf den See fiel, nahm ich nur seine Silhouette wahr. Die Wände des Barraums waren mit Rettungsringen, Fischernetzen und anderem nautischen Kram dekoriert. Dixie trank aus einer Flasche Great Falls, daneben stand ein Whiskey.
Der Barmann kam auf mich zu, doch ich gab ihm Zeichen zu verschwinden.
»Willst du nichts?« sagte
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