Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

ihren abgearbeiteten Händen deplatziert.
    »Sie ist mein bestes Stück, in meinem ganzen Leben«, sagte er, immer noch mit dem Mund in ihrem Haar herumwühlend. »Wegen ihr steh ich tief in Dixie Lees Schuld. Sie hat diesen versoffenen Depp beim Arsch gepackt, von der Tanzfläche einer Bierpinte im Reservat gezerrt und den langen Weg zum Flathead zurückgefahren. Wenn sie’s nicht getan hätte, hätten ’n paar von den Rothäuten mit seinem Kopf die Kloschüssel geschrubbt. Dixie hat eben so eine Art. Er sagt bloß guten Morgen, und schon tritt er in die Scheiße.«
    Sie befreite sich aus Cletes Klammergriff.
    »Willst du draußen auf der Veranda essen?« sagte sie.
    »Nein, es ist noch zu kühl. Der Frühling hat’s schwer, sich hier durchzusetzen«, sagte er. »Wie warm wird’s jetzt wohl in New Orleans sein, fünfunddreißig Grad oder so?«
    »Ja, könnte hinkommen.«
    Seine Freundin deckte uns den Tisch neben der Schiebetür und ging dann zurück in die Küche, um das Essen zu holen. Über dem See wehte eine frische Brise, und bei jedem Windstoß kräuselte sich das dunkelblaue Wasser im Licht.
    »Ich weiß selber nicht, warum sie sich mit mir zusammengetan hat, aber warum das Schicksal hinterfragen?« sagte er.
    »Scheint ’n nettes Mädchen zu sein.«
    »Das kannst du glauben. Ihr Mann ist in der Nähe von Lincoln beim Holzfällen ums Leben gekommen. Ein Raupenschlepper hat ihn beim Zurückstoßen erfaßt und auf 'nem Felsen plattgewalzt. Danach hat sie fünf Jahre in Portland als Muschelschälerin in 'nem Restaurant gearbeitet. Hast du ihre Hände gesehen?«
    Ich nickte.
    »Danach war sie Serviererin in dieser Indianerpinte. Du mußt dir mal ’ne Bar in 'nem Reservat anschauen. Die Typen da wären die idealen Piloten für die japanische Luftwaffe.«
    »Die schicken mich auf ’ne lange Reise, wenn ich Mapes nicht zu fassen kriege.«
    Er stieß den Finger an die große Narbe über seinem Auge.
    »Die Sache bringt dich ganz schön ins Schwitzen, was?«
    »Was glaubst du denn?«
    »Ich kann’s dir nicht verdenken. Ein Excop, der Knast abreißt. Schlimme Vorstellung, alter Freund. Aber ich bin ihnen auch durchs Netz geschlüpft, voll durch die Maschen gezischt sozusagen, und wenn einer auf die lange Reise gehört hätte, dann ich. Sag deinem Anwalt, er soll auf Zeit spielen. Zeugen verschwinden irgendwohin, Leute vergessen, was sie gesehen haben, der Staatsanwalt verliert das Interesse. Streak, es gibt immer 'nen Ausweg.«
    Sein Mädchen brachte ein Tablett mit Schinkensandwiches, gekühltem Eistee, einem Salat aus roten Beten und Zwiebeln und einen frischgebackenen Apfelkuchen heraus. Sie setzte sich zu uns und aß, ohne etwas zu sagen.
    »Meinst du wirklich, daß Dixie dir weiterhelfen kann?« sagte Clete.
    »Er muß.«
    »Viel Glück. Mir hat er nämlich mal erzählt, daß es sein Lebensziel ist, hundert Jahre alt zu werden und dann wegen Vergewaltigung gelyncht zu werden. Er ist ja ’n ganz netter Kerl, aber im Kopf hat er bloß ’nen nassen Korken.«
    »Mir hat er erzählt, daß Mapes und Vidrine ein paar Leute umgelegt und irgendwo im Wald verscharrt haben. Siehst du da irgendwelche Zusammenhänge?«
    Sein breites Gesicht wirkte unsicher. »Nein, beim besten Willen nicht.«
    Ich sah, daß Darlene den Blick auf ihren Teller senkte, als ob sie ihre Miene verbergen wollte. Aber ich bemerkte auch, wie ihre Augen dunkler wurden.
    »Entschuldigen Sie meinen Ton«, sagte ich. »Ich glaube, Clete und ich waren zu lange bei der Polizei. Manchmal merken wir gar nicht, was wir vor anderen Leuten so daherreden.«
    »Es macht mir nichts aus«, sagte sie.
    »Ihre Einladung zum Essen weiß ich wirklich zu schätzen. Es schmeckt ausgezeichnet.«
    »Vielen Dank.«
    »Ich bin vor Jahren mal mit 'nem Freund zum Angeln hier gewesen«, sagte ich. »Montana ist herrlich, nicht wahr?«
    »Manche Gegenden schon. Wenn man einen Job hat. Es ist schwer, hier Arbeit zu finden«, sagte sie.
    »Alles liegt hier darnieder«, sagte Clete. »Öl, Landwirtschaft, Viehzucht, Bergbau. Sogar die Holzwirtschaft. Unten im Süden ist es billiger, Bäume anzupflanzen. Diese bekloppten Mistkerle haben für Reagan gestimmt und dann ein zweites Loch in den Arsch gebohrt gekriegt.«
    »Warum treibt sich dann dein Kumpel hier oben rum? Und all diese Landerschließer?«
    Der Blick aus seinen grünen Augen streifte über mein Gesicht, dann fing er an zu grinsen.
    »Du konntest dir’s noch nie verkneifen, jemand die Austern zu zerquetschen«,