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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ohne jede Dramatik, ohne dreitägige Sauftour, ohne Delirium tremens in der Ausnüchterungszelle, ohne Zwangsjacke, Thorazin oder einen Psychiater, der einem besorgt ins Gesicht schaut. Man starrt lediglich wie ein behindertes Kind in die gelben Flammen eines Kaminfeuers und fürchtet sich vor den eigenen Gedanken. Ich schloß die Augen und zog mir die Decke übers Gesicht. Ich spürte meine Schnurrbarthaare an der Wolle, den Schweiß, der mir über Brust und Rücken lief; ich roch die Ausdünstungen meines Körpers. Der Wind rüttelte am Haus, und ein nasser Ahornast kratzte am Fenster.
    Später hörte ich im Regen einen Wagen vorfahren und jemanden über den Gartenweg zur Veranda eilen. Ich hörte das Klopfen an der Tür und sah hinter dem beschlagenen Glas das Gesicht einer Frau, aber ich stand nicht auf. Sie trug einen hohen schwarzen Cowboyhut mit flacher Krempe, ihr Haar und das Gesicht waren voller Regenspritzer. Sie klopfte lauter und drückte das Gesicht an die Scheibe, dann öffnete sie die Tür und steckte den Kopf herein.
    »Ist was nicht in Ordnung?« fragte sie.
    »Alles in Butter. Entschuldigen Sie, daß ich nicht aufstehe.«
    »Irgendwas kokelt hier? «
    »Ich hab heut morgen den Kamin angezündet. Ist Clete draußen?«
    »Nein. Irgendwas in Ihrem Haus kokelt.«
    »Ich hab’s Ihnen doch gerade gesagt. Jemand hat hinten auf der Veranda einen Stapel Brennholz liegenlassen. Wahrscheinlich zieht der Ofen nicht richtig.«
    Ihre türkisen Augen musterten mich befremdet. Sie drückte sich an mir vorbei und ging in die Küche, von wo ich zunächst Metallgeklapper auf dem Herd vernahm und dann ein Scheppern in der Spüle. Sie drehte den Wasserhahn auf, worauf sie laut zischender Dampf von etwas Heißem ausbreitete. Sie kam zurück ins Wohnzimmer und starrte mich noch immer mit diesem befremdeten Blick an. Sie trug Gummistiefel, einen breiten Männergürtel, der durch die Schlaufen ihrer Levis gezogen war, und über einem roten Flanellhemd eine Feldjacke mit einem Aufnäher der Ersten Kavallerie.
    »Der Kessel war in der Mitte schon durchgeglüht«, sagte sie. »Ich hab ihn in den Ausguß gestellt, damit der Gestank nicht die ganze Bude verpestet.«
    »Danke.«
    Sie nahm den Hut ab und setzte sich mir gegenüber. Im trüben Licht des Kaminfeuers wirkten die drei Muttermale an ihrem Mundwinkel noch dunkler.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?« sagte sie.
    »Ja. Ich hab Malaria. Das kommt und geht. Rumort ’n bißchen im Blut rum. Ist aber nicht so schlimm. Jedenfalls nicht mehr.«
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie nicht alleine sind.«
    »Bin ich doch nicht. Ein kleines Mädchen lebt mit mir zusammen. Wo haben Sie die Kavalleriejacke her?«
    »Gehörte meinem Bruder.« Sie beugte sich vor und legte eine Hand auf meine Stirn. Dann griff sie nach meiner Hand und hielt sie kurz fest. »Ich weiß nicht recht. Sie sitzen zu nah am Feuer. Aber im Bett wären Sie besser aufgehoben. Stehen Sie auf.«
    »Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, aber es wird schon vorbeigehen.«
    »Klar, Sie haben alles im Griff, das sieht man. Ist Ihnen auch bewußt, daß das Haus hätte abbrennen können?«
    Sie half mir hoch und führte mich ins Schlafzimmer. Ich setzte mich auf die Bettkante und starrte wie in Trance zum Fenster hinaus, wo der Regen auf die Bäume und den Fluß fiel. Wenn ich die Augen schloß, begann sich in meinem Kopf alles zu drehen, und hinter den Lidern tanzten graue Würmer. Sie nahm die Decke von meinen Schultern, zog mir das Hemd aus, drückte meinen Kopf sacht aufs Kissen und deckte mich mit dem Laken und der Tagesdecke zu. Ich konnte hören, wie sie im Bad Wasser laufen ließ und in den Schubladen der Kommode herumsuchte; kurz darauf saß sie neben mir und wischte mir mit einem warmen, feuchten Handtuch den Schweiß von Gesicht, Brust und Rücken und zog mir danach ein frisches T-Shirt über.
    Erneut fühlte sie an meiner Stirn und schaute mir ins Gesicht.
    »Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie gut auf sich aufpassen«, sagte sie. »Und ich bin nicht der Meinung, daß Sie besonders klug sind.«
    »Warum sind Sie hergekommen?«
    »Lassen Sie Sally Dee und seinen Vater in Ruhe. Sie bringen sich und Clete in Teufels Küche.«
    »Clete hat sich aus freien Stücken mit diesem Pack eingelassen.« Ich stieß den Atem aus und öffnete kurz die Augen. Das Zimmer drehte sich wie früher, wenn ich versucht hatte, betrunken einzuschlafen, und den Kopf von der Matratze oder der Couch baumeln lassen mußte, damit das

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