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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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ich etwas über Indianer höre, die im Reservat vermißt werden, lasse ich’s Sie wissen.«
    »Könnte es sein, daß Sie glauben, Sie hätten gegenüber Sally Dio irgendwelche Vorrechte?«
    »Ja, das könnte sein, mein Freund. Ich bin in West-Virginia aufgewachsen. Mir gefällt nicht, wie diese Scheißtypen versuchen, sich Gegenden unter den Nagel zu reißen, die noch intakt sind. Aber andererseits bin ich auch Agent einer Bundesbehörde. Ich werde dafür bezahlt, bestimmte Aufgaben zu erledigen, und die Auskunft spielen gehört nicht dazu. Ich glaube, ich habe Ihnen schon viel zuviel Zeit gewidmet. Leben Sie wohl, Mr. Robicheaux.«
    An diesem Abend ging ich bei Sonnenuntergang mit Alafair in die Stadt, wo wir uns in einem Restaurant am Fluß ein Brathähnchen gönnten. Anschließend schlenderten wir über die Brücke, die die Higgins Street überquert, wo ein paar alte Männer an der Brüstung lehnten und die Angelruten in die dunklen Strudel tief unter ihnen hielten. Die Berge im Westen zeichneten sich weich im purpurroten Licht der versinkenden Sonne ab, und über die Brücke blies ein kalter Wind. Die Luft war erfüllt vom Rauch aus den Schornsteinen, von Holzbrei und vom Dieselgestank eines vorbeifahrenden Abendzugs nach Burlington. Wie liefen bis zum Park, wo ein paar Jungs sich Mühe gaben, zu später Stunde mit einem Baseballmatch den Sommer herbeizuzaubern. Doch im grellen Licht der Straßenlaternen wirbelte der immer kälter werdende Wind Staub durch die Luft, und bald klatschten die ersten Regentropfen auf das Blechdach des Unterstands. Als wir zu Hause ankamen, war der Himmel über dem Tal pechschwarz.
    Auf der Veranda hinter dem Haus lag ein Stapel Brennholz, und so zerbrach ich eine Orangenkiste in handliche Späne, die ich mit zusammengeknülltem Zeitungspapier unter drei Kiefernscheite in den Kamin legte, um dann den hellroten Flammenkegeln zuzuschauen, die den geziegelten Abzug hinaufzüngelten. Draußen ging jetzt starker Regen nieder, der aufs Dach und an die Fenster prasselte, und jenseits des Flusses konnte ich ein hellerleuchtetes Sägewerk erkennen.
    Im Laufe der Nacht zuckten weiße Blitze über die Wand meines Schlafzimmers. Dadurch entstand im zartgrünen Putz eine Art Fenster, durch das ich Annie am Ufer eines Baches auf einem Felsen sitzen sehen konnte. Zylindrische Steinformationen hoben sich am kobaltblauen Himmel hinter ihr ab. Ihre Haare und ihr Jeanshemd waren durchnäßt, und ich konnte die Brüste durch den Stoff schimmern sehen.
    Dave, ich mache mir Sorgen, sagte sie.
    Weshalb?
    Du warst nicht beim Treffen der Anonymen Alkoholiker.
    Bist du schon wieder so weit, daß du einen draufmachen mußt?
    Ich hatte keine Zeit.
    Sie zupfte sich mit den Fingern das nasse Hemd von der Haut.
    Versprichst du mir, heute noch im Branchenbuch nachzuschauen, wo sich die Anonymen Alkoholiker treffen? sagte sie.
    Ich versprech es dir.
    Ich glaube nämlich, daß du auf der Kippe angelangt bist. Womöglich läßt du dich auf was viel Schlimmeres ein, als bloß einen draufzumachen.
    Das würde ich niemals tun.
    Was?
    Ich bin Katholik.
    Mein Geliebter, ich meine etwas ganz anderes. Wenn dir die Sicherungen rausfliegen, verfrachten sie dich nach Mandeville.
    Noch hab ich sie alle beisammen. Ich bin trocken.
    Aber du rufst immer nach mir. Sweetheart, ich bin sehr müde. Ich muß einen weiten Weg gehen, um mit dir zu reden.
    Tut mir leid.
    Sie hielt einen Finger an ihre Lippen.
    Ich werde wiederkommen. Bald schon. Aber du mußt dein Versprechen halten.
    Annie.
    Als ich aufwachte, wurde mir bewußt, daß ich im Schlaf umhergelaufen war und meine Hände gegen den kalten grünen Putz der Schlafzimmerwand gedrückt hatte.

Kapitel 6
    A m nächsten Morgen war es immer noch kalt und regnerisch. Von den Holzscheiten im Kamin war nur noch ein Häuflein Asche übrig, und der Himmel draußen war grau. Im schummrigen Licht der Morgendämmerung sah man nur die schwarzen Umrisse der regennassen Bäume im Hof. Ich stellte die Ofenheizung an, legte frische Holzscheite in den Kamin, die ich mit Spänen und zusammengeknülltem Zeitungspapier in Brand setzte, und versuchte dann, während sich Alafair für die Schule anzog, für uns beide Toast zuzubereiten. Ich hatte das Gefühl, in meinem Schädel brumme ein Moskitoschwarm. Immer wieder wischte ich mir mit dem Ärmel meines Flanellhemdes den Schweiß aus den Augen.
    »Dave, warum zitterst du?« sagte Alafair.
    »Ich habe Malaria. Da kriegt man immer mal wieder Rückfälle.

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