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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sagte ich. »Haben Sie sich jemals gefragt, warum immer eine ganz bestimmte Sorte Mensch um Sie rumhängt? Handlanger, versoffene Musiker, dummgeile Strandlümmel. Halten Sie’s für ’nen Zufall, daß Sie sich nur mit Schwachköpfen umgeben? Wann hat Ihnen zuletzt mal jemand gesagt, was für ein beschissenes Arschloch Sie sind?«
    Ich konnte ihn atmen hören.
    »Sie sind lebensmüde, Mann. Sie haben sie nicht mehr alle beieinander«, sagte er.
    »Sehen wir den Tatsachen ins Auge, Sal. Ich bin nicht derjenige, der seine Toreinfahrt elektronisch sichert. Haben Sie Angst, daß der Bürstenbinder Sie kaltmacht?«
    Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, als wolle er weiterreden, dann strafften sich plötzlich die Muskeln der einen Gesichtshälfte, und er holte in Richtung meines Kopfes zum Schlag aus. Ich duckte mich zur Seite, spürte aber, wie sein Ring mir übers Ohr und die Kopfhaut schrammte. Dann donnerte ich ihm einen Aufwärtshaken genau zwischen Mund und Nase. Sein Kopf flog nach hinten, und seine gepflegte Frisur fiel in sich zusammen. Wie ein in Wut geratenes Kind ging er mit unkontrollierten Faustschlägen auf mich los. Bevor ich den nächsten Treffer anbringen konnte, umklammerte er meinen Oberkörper mit beiden Armen und grunzte mit keuchendem Atem in mein Ohr; ich konnte sein Haarwasser, das Deodorant und den Marihuanageruch an seinen Kleidern riechen. Plötzlich löste er einen Arm aus der Umklammerung, ging in die Knie und versuchte mir zwischen die Beine zu schlagen.
    Aber die Ausführung war nicht so gut wie der Vorsatz. Er traf nur die Innenseite meines Oberschenkels, woraufhin ich ihm den Ellbogen ans Nasenbein rammte, das wie ein Hühnerknochen zerbrach. Überraschung und Schmerz verzerrten sein Gesicht, bevor er sich den nächsten Schlag einfing, diesmal mitten auf den Mund. Er prallte gegen die Seitenverkleidung des Busses, und ich setzte nach und schlug ihm erneut ins Gesicht. Er versuchte die Hände oben zu behalten, aber mit wenig Erfolg. Ich hörte, wie sein Hinterkopf abermals gegen das Metall krachte, sah das nackte Entsetzen in seinen Augen, sah die Blutspritzer auf der Plexiglasscheibe der Seitenwand und genoß, wie meine Fäuste sein Gesicht bearbeiteten, bis es aussah wie ein Klumpen rohes Fleisch.
    Doch dann warf sich Clete zwischen uns, den Revolver mit vor Zorn aufgerissenen Augen in der ausgestreckten Hand und auf mich gerichtet.
    »Zurück mit dir, Dave! Sonst schieß ich dir in den Fuß! Bei Gott, das mach ich!« schrie er.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich schemenhaft wahr, daß auf der Straße in beiden Fahrtrichtungen Autos anhielten. Cletes Atem ging schwer, und seine ganze Aufmerksamkeit galt mir. Sally Dio hielt beide Hände vors Gesicht gepreßt. Das Blut an seinen Fingern glänzte rot im Sonnenschein, der durch die Bäume fiel. Von fern war die Sirene eines Polizeiwagens zu hören. Ich spürte, wie mit jedem Atemzug die Wut aus meinem Körper wich, wie ein stechend blickender bissiger Rabe, der aus einem Käfig entflieht.
    »Kein Problem«, sagte ich.
    »Ich mein’s ernst, zurück auf die andere Straßenseite«, sagte er.
    Ich hob abwehrend die Hände.
    »Kein Problem«, sagte ich. »Wär’s aber nicht besser, wenn ich meinen Wagen wegfahre. Wir halten den ganzen Verkehr auf.« Ich sah, wie das sonnengebräunte Pärchen Sally Dio auf die andere Seite des Busses führte. Ein Streifenwagen vom Büro des Sheriffs schlängelte sich an dem Stau auf der Straße vorbei. Cletus steckte den Revolver wieder in sein Schulterhalfter aus Nylon.
    »Du verrückter Hurensohn«, sagte er.
    Die kleine Arrestzelle des Bezirksgefängnisses hatte weißgetünchte Wände, und jenseits der Gittertür schloß sich eine kaum größere Büroecke an, wo zwei mit Khakiuniformen bekleidete Hilfssheriffs in ihre Schreibtischarbeit vertieft waren. Abgesehen von einer schmalen Holzbank, die mit Bolzen an der rückwärtigen Wand befestigt war, enthielt die Zelle nichts, auf dem man hätte sitzen oder schlafen können, und es gab keinerlei sanitäre Einrichtung außer einem Abfluß voll gelber Flecken mitten auf dem Zementfußboden. Den mir zustehenden Telefonanruf hatte ich bereits genutzt, um dem Kindermädchen in Missoula mitzuteilen, daß ich an diesem Abend wahrscheinlich nicht nach Hause käme.
    Einer der beiden Hilfssheriffs war ein großgewachsener Indianer, in dessen zugeknöpfter Hemdtasche sich ein dicker Priem Kautabak abzeichnete. Er beugte sich über den Spucknapf neben seinem

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