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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sagte Graham vor sich hin. »Entschuldigen Sie, Richard, aber was wissen Sie eigentlich über diesen Mann?«
    Hastings, den Richards Antwort auf diese Frage ebenfalls interessierte, pirschte sich etwas näher an die beiden heran.
    »Ich weiß gar nichts über ihn«, antwortete Richard auf Grahams Frage. »Ich bin ihm nie begegnet und habe nie etwas über ihn gehört – bis gestern.«
    »Aber er ist ein Freund Ihrer Frau?« fragte der Arzt.
    »Es sieht so aus.«
    »Kennt sie ihn gut?«
    »Nein. Soviel ich weiß, ist er nur ein Bekannter.«
    Graham schnalzte leise mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Sie haben ihm hoffentlich nicht erlaubt, das Haus zu verlassen?« fragte er.
    »Aber nein«, versicherte Richard. »Ich habe ihm gestern abend noch klargemacht, daß er besser im Haus bleibt, bis diese Geschichte – ich meinte die mit der verschwundenen Formel – geklärt ist. Ich habe sogar seine Sachen aus dem Gasthaus holen lassen, in dem er abgestiegen war.«
    »Hatte er nichts dagegen einzuwenden?« fragte Dr. Graham ziemlich erstaunt.
    »O nein, er war ganz meiner Meinung.«

»Hm«, war Grahams einziger Kommentar. Dann sah er sich in der Bibliothek um und meinte: »Gut, und was ist mit diesem Zimmer?«
    Poirot ging zu den beiden hinüber. »Das Zimmer wurde gestern abend vom Butler abgeschlossen«, versicherte er dem Arzt. »Die Schlüssel wurden mir übergeben. Es ist alles noch genauso, wie es gestern war, außer daß wir, wie Sie sehen, die Stühle verrückt haben.«
    Dr. Graham zeigte zu der Kaffeetasse auf dem großen Tisch. »Ist das die Tasse?« Er ging hin, nahm die Tasse in die Hand und schnupperte daran. »Richard«, fragte er, »ist das die Tasse, aus der Ihr Vater getrunken hat? Ich sollte sie wohl mitnehmen. Sie muß untersucht werden.« Er brachte die Tasse an den Couchtisch und öffnete seine Tasche.
    Richard sprang auf. »Sie glauben doch nicht –« begann er, verstummte aber sofort wieder.
    »Es scheint eher unwahrscheinlich zu sein«, sagte Graham, »daß ihm dieses Gift beim Abendessen verabreicht wurde. Ich halte es für viel wahrscheinlicher, daß jemand das Hyoscin in Sir Clauds Kaffee getan hat.«
    »Ich – ich –« begann Richard. Er sprang auf und machte einen Schritt auf den Arzt zu, aber dann ließ er mit einer Geste der Verzweiflung von seinem Vorhaben ab und stürzte zur Terrassentür hinaus in den Garten.
    Dr. Graham nahm einen kleinen Karton mit Watte aus seiner Tasche, und während er die Tasse behutsam hineinlegte, vertraute er Poirot an: »Eine häßliche Geschichte. Es wundert mich nicht, daß Richard so aufgebracht ist. Die Zeitungen werden die Freundschaft dieses italienischen Arztes mit seiner Frau gehörig ausschlachten. Und Dreck bleibt kleben, Monsieur Poirot, Dreck bleibt kleben. Die arme Frau! Wahrscheinlich ist sie vollkommen unschuldig. Der Mann wird auf irgendeine plausible Weise ihre Bekanntschaft gesucht haben. Sie sind ja erstaunlich schlau, diese Ausländer. Na ja, ich sollte vielleicht nicht so reden, als wäre der Fall schon geklärt, aber was soll man denn sonst denken?«
    »Sie finden, es springt einem geradezu ins Auge?« meinte Poirot, wobei er mit Hastings einen Blick wechselte.
    »Nun, immerhin«, erklärte Dr. Graham, »war Sir Clauds Erfindung viel wert. Da kommt dieser Ausländer daher, über den niemand etwas weiß. Ein Italiener. Sir Claud wird auf rätselhafte Weise vergiftet...«
    »Ach ja, die Borgia!« rief Poirot.
    »Wie bitte?«
    »Nichts, gar nichts.«
    Dr. Graham nahm seine Tasche und reichte Poirot die Hand. »So, dann sollte ich jetzt mal wieder gehen.«
    »Auf Wiedersehen – demnächst, Monsieur le docteur «, sagte Poirot.
    An der Tür drehte Graham sich noch einmal um. »Auf Wiedersehen, Monsieur Poirot. Sie sorgen doch dafür, daß in diesem Zimmer niemand etwas verändert, bevor die Polizei da war, ja? Es ist überaus wichtig.«
    »Ich übernehme dafür höchstpersönlich die Verantwortung«, beteuerte Poirot.
    Als Graham die Tür hinter sich zugemacht hatte, meinte Hastings trocken: »Soll ich Ihnen mal was sagen, Poirot? In diesem Haus möchte ich nicht krank werden.
    Erstens läuft hier offenbar ein Giftmörder frei herum – und zweitens kann ich nicht behaupten, daß ich unbedingt Vertrauen zu diesem jungen Arzt hätte.«
    Poirot sah Hastings belustigt an. »Hoffen wir, daß wir nicht lange genug in diesem Haus bleiben müssen, um krank zu werden«, meinte er auf dem Weg zum Kamin, wo er auf die Klingel drückte.

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