Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
und ich war der einzige Fremde im Haus. Selbstverständlich war ich gern bereit, hierzubleiben, mich auch durchsuchen zu lassen – um letzteres habe ich sogar ausdrücklich gebeten. Als Mann von Ehre konnte ich gar nicht anders handeln.«
    »Versteht sich«, pflichtete Poirot ihm bei. »Aber heute?«
    »Heute sieht es anders aus«, antwortete Carelli. »Ich habe, wie gesagt, in London dringende Geschäfte zu erledigen.«
    »Und Sie möchten sich gern verabschieden?«
    »Ganz recht.«
    »Mir leuchtet das vollkommen ein«, versicherte Poirot.
    »Ihnen nicht auch, Hastings?«
    Hastings antwortete zwar nicht, aber sein Gesicht verriet, daß ihm nichts dergleichen einleuchtete.
    »Vielleicht«, sagte Carelli, »wäre ein Wort von Ihnen bei Mr. Amory angebracht, Monsieur Poirot. Ich möchte, wenn irgend möglich, Unannehmlichkeiten vermeiden.«
    »Meine Dienste stehen Ihnen zur Verfügung, Monsieur  le docteur «, versicherte ihm Poirot. »Und nun können Sie mir vielleicht mit dem einen oder anderen Detail behilflich sein?«
    »Nur zu gern«, erwiderte Carelli.
    Poirot dachte kurz nach, bevor er seine erste Frage stellte: »Sind Sie schon lange mit Madame Richard Amory befreundet?«
    »Sehr lange«, sagte Carelli. Er seufzte. »Es war eine ausgesprochen angenehme Überraschung, ihr hier in diesem gottverlassenen Flecken so völlig unerwartet über den Weg zu laufen.«
    »Unerwartet, sagen Sie?«
    »Ganz und gar unerwartet«, antwortete Carelli mit einem raschen Blick zu dem Detektiv.
    »Ganz und gar unerwartet«, wiederholte dieser. »Man stelle sich das vor!«
    Eine gewisse Spannung hatte sich in die Atmosphäre geschlichen. Carelli sah Poirot scharf an, sagte aber nichts.
    »Sind Sie an den neuesten Entdeckungen der Wissenschaft interessiert?« fragte ihn Poirot.
    »Gewiß doch. Ich bin Arzt.«
    »Oh, das allein genügt aber wirklich nicht als Grund«, bemerkte Poirot. »Ein neuer Impfstoff, ein neuer Röntgenstrahl, ein neuer Erreger – das alles ja. Aber ein neuer Explosivstoff, der fällt doch nicht ganz in das Gebiet eines Doktors der Medizin?«
    »Die Wissenschaft sollte uns alle interessieren«, versetzte Carelli. »Sie steht für den Triumph des Menschen über die Natur. Der Mensch entringt der Natur ihre Geheimnisse, trotz ihrer erbitterten Gegenwehr.«
    Poirot nickte zustimmend. »Bewundernswert, wie Sie das ausdrücken. Fast poetisch! Aber wie mein Freund Hastings mir erst vorhin wieder in Erinnerung gerufen hat, bin ich nur ein Detektiv. Ich gehe prosaischer an die Dinge heran. Sir Clauds Entdeckung – sie war doch sicher sehr viel Geld wert, ja?«
    »Kann sein«, antwortete Carelli wegwerfend. »Über diesen Aspekt habe ich mir bisher keine Gedanken gemacht.«
    »Offenbar sind Sie ein Mann von hoher Gesinnung«, stellte Poirot fest, »und zweifellos auch ein Mann von Vermögen. Reisen ist zum Beispiel ein kostspieliges Vergnügen.«
    »Man soll sich die Welt ansehen, in der man lebt«, meinte Carelli trocken.
    »Wie wahr«, pflichtete Poirot ihm bei. »Und auch die Menschen, die darin leben. Sonderbare Menschen mitunter. Der Dieb zum Beispiel – welch eine sonderbare Mentalität muß er haben.«
    »Sie sagen es«, bestätigte Carelli. »Höchst sonderbar.«
    »Und der Erpresser«, fuhr Poirot fort.
    »Wie meinen Sie das?« fragte Carelli scharf.
    »Ich sagte nur, der Erpresser«, wiederholte Poirot. Es entstand eine verlegene Pause, bevor er weitersprach:
    »Aber wir schweifen vom Thema ab – Sir Claud Amorys Tod.«
    »Sir Claud Amorys Tod? Wieso ist das unser Thema?«
    »Ach ja, natürlich, das wissen Sie noch gar nicht«, besann sich Poirot. »Bedauerlicherweise ist Sir Claud nicht an der Folge eines Herzanfalls gestorben. Er wurde vielmehr vergiftet.« Poirot beobachtete genau die Reaktion des Italieners.
    »Aha«, sagte dieser nur kopfnickend.
    »Sie sind nicht überrascht?«
    »Ehrlich gesagt, nein«, antwortete Carelli. »Ich habe so etwas schon gestern abend vermutet.«
    »Dann sehen Sie also«, fuhr Poirot fort, »daß die Sache jetzt ernster geworden ist.« Sein Ton veränderte sich.
    »Siewerden das Haus heute nicht verlassen können, Dr. Carelli.«
    Carelli beugte sich zu Poirot vor. »Bringen Sie Sir Clauds Tod mit dem Diebstahl des Dokuments in Verbindung?«
    »Gewiß«, antwortete Poirot. »Sie nicht?«
    Carelli sprach schnell und mit Nachdruck. »Gibt es denn niemanden in diesem Haus, in dieser Familie, der sich Sir Clauds Tod gewünscht haben könnte, ganz unabhängig von dieser

Weitere Kostenlose Bücher