Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
die auf Sir Clauds Platz stand.«
    »So?«
    »Seine Kollegen dürften darin wohl nichts als Kaffeesatz gefunden haben –« Er hielt inne.
    Lucia sah ihn nicht an. »Ja – gewiß«, sagte sie.
    Das ist also richtig?« bohrte Poirot weiter.
    Lucia blickte starr vor sich hin, ohne zu antworten.
    Dann sah sie plötzlich zu Poirot auf und rief: »Was sehen Sie mich so an? Sie machen mir angst!«
    »Ich sagte«, wiederholte Poirot, »daß Graham die Tasse mitgenommen hat, die heute morgen auf Sir Clauds Platz stand. Nehmen wir an, er hätte die Tasse mitgenommen, die gestern abend auf Sir Clauds Platz stand?« Er ging zu dem Tischchen bei der Tür und nahm eine Kaffeetasse aus der Blumenschale. »Nehmen wir an, er hätte diese Tasse mitgenommen?«
    Lucia sprang auf und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Sie wissen es!« hauchte sie.
    »Madame!« Poirot ging zu ihr. Er sprach jetzt mit strenger Stimme. »Man wird – sofern man es nicht schon getan hat – die eine Tasse untersuchen und nichts finden. Aber ich habe gestern abend eine Probe von dem Kaffeesatz aus dieser Tasse hier genommen. Was hielten Sie davon, wenn ich Ihnen nun sagte, daß in Sir Clauds Tasse Hyoscin war?«
    Lucia wußte nicht mehr aus noch ein. Sie wankte, fing sich aber wieder und richtete sich stolz auf. Eine Zeitlang schwieg sie noch. Dann sagte sie leise: »Sie haben recht. Sie haben vollkommen recht. Ich habe ihn getötet.« Plötzlich schrie sie: »Ja, ich habe ihn getötet!
    Ich habe das Hyoscin in seine Tasse getan.« Sie ging zum Tisch und nahm die volle Tasse. »Das hier – ist nur Kaffee!«
    Sie hob die volle Tasse zum Mund, aber Poirot war mit einem Satz bei ihr und hielt die Hand zwischen die Tasse und ihre Lippen. Ein paar Sekunden lang sahen sie einander fest in die Augen, bis Lucia zu schluchzen begann. Poirot nahm ihr die Tasse aus der Hand und stellte sie auf den Tisch. »Madame!« rief er.
    »Warum haben Sie mich daran gehindert?« fragte Lucia tonlos.
    »Die Welt ist so schön, Madame«, erwiderte Poirot.
    »Warum sollten Sie aus ihr scheiden wollen?«
    »Ich – oh!« Lucia sank aufs Sofa und weinte herzzerreißend.
    Als Poirot nach einer Weile wieder sprach, klang seine Stimme warm und gütig. »Sie haben mir die Wahrheit gesagt. Sie haben das Hyoscin in Ihre eigene Tasse getan. Ich glaube Ihnen. Aber in der anderen Tasse war auch Hyoscin. So, und nun sagen Sie mir noch einmal die Wahrheit. Wer hat das Hyoscin in Sir Clauds Tasse getan?«
    In Lucias Blick stand das blanke Entsetzen. »Nein, nein!« schrie sie hysterisch. »Sie irren sich. Er war es nicht. Ich habe ihn getötet!«
    »Wer war es nicht? Wen wollen Sie schützen, Madame? Sagen Sie es mir.«
    »Ich sage Ihnen, er war es nicht«, schluchzte Lucia.
    Es klopfte, und Poirot sagte: »Das wird die Polizei sein.
    Wir haben nur noch wenig Zeit. Ich will Ihnen zweierlei versprechen, Madame. Mein erstes Versprechen ist, daß ich Ihren Hals aus der Schlinge ziehen werde –«
    »Aber ich sage Ihnen doch, ich habe ihn getötet!«
    Lucias Stimme überschlug sich fast.
    »Mein zweites Versprechen ist«, fuhr Poirot unbeirrt fort, »daß ich auch den Hals Ihres Mannes aus der Schlinge ziehen werde.«
    »Oh –!« stieß Lucia hervor, während sie ihn mit irrem Blick anstarrte.
    Treadwell trat in die Bibliothek und meldete, an Poirot gewandt: »Inspektor Japp von Scodand Yard, Sir.«

15
    Eine Viertelstunde später hatte Inspektor Japp, ein Mittfünfziger von derber Gutmütigkeit, untersetzter Gestalt und rosigem Teint, mit der Unterstützung seines jungen Konstablers Johnson die erste Tatortbesichtigung in der Bibliothek abgeschlossen. Nun schwärmte er mit Poirot und dem aus seinem Gartenexil zurückgekehrten Hastings von alten Zeiten.
    »O ja«, sagte Japp zu seinem Konstabler, »Mr. Poirot und ich kennen uns schon lange. Sie haben mich oft von ihm erzählen hören. Als wir das erste Mal zusammengearbeitet haben, war er noch bei der belgischen Polizei. Der Fall Abercrombie, diese Fälschungsgeschichte, wissen Sie noch, Poirot? Wir haben ihn in Brüssel gestellt. Ach ja, das waren große Zeiten. Und Sie erinnern sich gewiß an ›Baron‹ Altara? War das ein Halunke! Er hat die halbe europäische Polizei an der Nase herumgeführt. Aber dann haben wir ihn in Antwerpen geschnappt. Dank Mr. Poirot.«
    Japp wandte sich von Johnson wieder an Poirot. »Und dann sind wir uns hier in England wieder begegnet, stimmt's, Poirot?« rief er. »Da waren Sie ja eigentlich schon im Ruhestand.

Weitere Kostenlose Bücher