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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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zu entscheiden, ob sie sich ihm anvertrauen konnte.
    »Was – wollen Sie von mir?« fragte sie schließlich.
    Poirot setzte sich ihr gegenüber. »Was ich will?«
    meinte er nachdenklich. Dann sah er Lucia wieder an und fragte freundlich: »Warum sagen Sie mir nicht einfach die Wahrheit, Madame?«
    Lucia schwieg. Dann streckte sie ihm flehend die Hände entgegen und begann: »Ich – ich –« Aber wieder verstummte sie unentschlossen, dann verhärtete sich ihr Gesichtsausdruck. »Monsieur Poirot«, sagte sie, »ich verstehe wirklich nicht, was Sie von mir wollen.«
    Poirot sah sie lange an. »Hm! Dann muß es wohl so sein. Schade, sehr schade.«
    Lucia hatte sich inzwischen wieder gefaßt und erklärte kühl: »Wenn Sie mir sagen, was Sie von mir wollen, beantworte ich Ihnen jede Frage, die Sie stellen.«
    »Ach so!« rief der kleine Detektiv. »Sie wollen sich mit der Intelligenz eines Hercule Poirot messen? Bitte sehr. Aber seien Sie versichert, Madame, daß wir so oder so hinter die Wahrheit kommen.« Er klopfte auf den Tisch. »Nur auf weniger angenehme Weise.«
    »Ich habe nichts zu verbergen«, versetzte Lucia trotzig.
    Poirot zog den Brief aus der Tasche, den Edward Raynor ihm gegeben hatte, und reichte ihn ihr. »Vor ein paar Tagen«, sagte er, »hat Sir Claud diesen anonymen Brief erhalten.«
    Lucia überflog das Schreiben scheinbar ungerührt. »Ja, und was ist damit?« fragte sie, als sie ihn Poirot zurückgab.
    »Haben Sie diesen Namen, Selma Goetz, schon einmal gehört?«
    »Nie. Wer ist das?« fragte Lucia zurück.
    »Sie ist tot – vorigen November gestorben – in Genua«, antwortete Poirot.
    »Und?«
    »Vielleicht sind Sie ihr ja dort einmal begegnet«, meinte Poirot, während er den Brief wieder einsteckte.
    »Ich bin sogar davon überzeugt.«
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Genua«, behauptete Lucia mit Nachdruck.
    »So. Wenn nun aber jemand käme, der sagt, er habe Sie dort gesehen?«
    »Dieser Jemand – wäre im Irrtum.«
    Poirot ließ nicht locker. »Aber soviel ich weiß, Madame, haben Sie und Ihr Gatte sich doch in Genua kennengelernt.«
    »Hat Richard das gesagt? Wie dumm von ihm! Wir haben uns in Mailand kennengelernt.«
    »Dann ist diese Frau, mit der Sie in Genua waren –«
    »Ich war noch nie in Genua!« unterbrach sie ihn zornig.
    »Oh, Verzeihung«, sagte Poirot. »Stimmt, das haben Sie ja eben erst gesagt. Es ist trotzdem merkwürdig.«
    »Was ist merkwürdig?«
    Poirot schloß die Augen und lehnte sich zurück. »Ich will Ihnen eine kleine Geschichte erzählen, Madame«, begann er selbstgefällig, indem er ein Notizbuch zückte. »Ich habe einen Freund, der bestimmte Londoner Zeitungen mit Fotos beliefert. Es sind – wie sagt man hier? – Schnappschüsse, Schnappschüsse von Gräfinnen und anderen vornehmen Damen, die sich am Lido sonnen. Und Ähnliches.« Poirot blätterte in dem Notizbuch, ehe er fortfuhr: »Nun, und dieser Freund war letzten November gerade in Genua, als er auf der Straße eine sehr berüchtigte Dame erkannte. Baronne de Giers nannte sie sich da, und sie war la chère amie eines sehr hohen französischen Diplomaten. Die Welt redete, aber das störte die Dame nicht, denn der Diplomat, er redete auch, und darauf kam es ihr an. Seine Verliebtheit war eben größer als seine Verschwiegenheit, wenn Sie verstehen ...« Poirot unterbrach seine Erzählung. »Ich langweile Sie doch hoffentlich nicht, Madame?« fragte er mit Unschuldsmiene.
    »Keineswegs. Ich sehe nur die Pointe der Geschichte nicht.«
    Poirot blätterte wieder in seinem Notizbuch und fuhr dann fort. »Ich komme gleich zur Pointe, Madame, das versichere ich Ihnen. Mein Freund, er hat mir nämlich eines der Bilder gezeigt, die er bei dieser Gelegenheit geschossen hat. Wir waren uns darüber einig, daß die Baronne de Giers une très belle femme war, eine sehr schöne Frau, und haben uns über das Verhalten des Diplomaten gar nicht gewundert.«
    »Ist das alles?«
    »Nein, Madame. Wissen Sie, die Dame war nämlich nicht allein. Sie wurde bei einem Spaziergang mit ihrer Tochter fotografiert, und die Tochter, Madame, hatte ein wunderschönes Gesicht, ein Gesicht vor allem, das man nicht so schnell vergißt.« Poirot erhob sich und klappte mit einer galanten Verbeugung sein Notizbuch zu. »Natürlich habe ich dieses Gesicht sofort wieder-erkannt, als ich hierherkam.«
    Lucia sah zu Poirot auf und holte vernehmlich Luft.
    »Oh!« machte sie. Gleich darauf faßte sie sich aber wieder und

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