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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht lügen ohne sehr guten Grund, und gute Miene machen und so was.«
    »Aber ja«, sagte Hastings einigermaßen erstaunt. »Sie denn nicht?«
    »Ich? Also, Sie erwarten zum Beispiel bestimmt von mir, daß ich so tue, als wäre Onkel Clauds Ableben ein betrübliches Ereignis, ja?«
    »Ist es das nicht?« Hastings war regelrecht schockiert.
    »Ach Gott!« rief Barbara. Sie erhob sich vom Sofa und ließ sich statt dessen auf der Kante des Couchtischs nieder. »Wenn Sie mich fragen, war es das Beste, was uns je passiert ist. Sie ahnen ja nicht, was für ein alter Knauser er war. Und wie er uns alle unterdrückt hat, davon machen Sie sich auch keine Vorstellung!« Sie wurde so von ihren Gefühlen übermannt, daß sie gar nicht mehr weiterreden konnte.
    »Ich –« begann Hastings peinlich berührt – »ich finde, Sie sollten nicht –«, aber Barbara fiel ihm ins Wort.
    »Mögen Sie Ehrlichkeit nicht?« fragte sie. »Sehen Sie, genauso habe ich Sie mir vorgestellt. Ihrer Meinung nach sollte ich statt dieser Sachen lieber Schwarz tragen und mit gedämpfter Stimme vom ›armen Onkel Claud‹ sprechen, der ›so gut zu uns allen war‹.«
    »Ich muß schon sagen!« rief Hastings.
    »Ach, tun Sie doch nicht so«, fuhr Barbara fort. »Als genau so einer würden Sie sich entpuppen, wenn ich Sie erst mal richtig kennenlernte. Aber ich sage immer, das Leben ist zu kurz für dieses ganze Lügen und Theaterspielen. Onkel Claud war nicht gut zu uns allen, und in Wahrheit sind wir bestimmt alle froh, daß er tot ist. Sogar Tante Caroline. Die Ärmste, sie hat ihn ja länger ertragen müssen als wir anderen alle.«
    So plötzlich, wie sie losgelegt hatte, beruhigte Barbara sich wieder. »Wissen Sie, ich habe nachgedacht«, fuhr sie in erheblich milderem Ton fort. »Bei Licht besehen könnte Tante Caroline den armen Onkel Claud vergiftet haben. Dieser Herzanfall gestern abend, der war doch nun wirklich sehr merkwürdig. Ich glaube keine Sekunde, daß es ein Herzanfall war. Nehmen wir einmal an, daß Tante Caroline in den vielen Jahren, die sie ihre Gefühle unterdrücken mußte, einen furchtbaren Komplex entwickelt hat...«
    »Theoretisch wäre das wohl möglich«, meinte Hastings vorsichtig.
    »Aber dann möchte ich wissen, wer die Formel geklaut hat«, fuhr Barbara fort. »Alle sagen, es war der Italiener, aber ich persönlich habe Treadwell in Verdacht.«
    »Ihren Butler? Gütiger Himmel! Warum denn ihn?«
    »Weil er den ganzen Abend nicht auch nur in die Nähe des Arbeitszimmers gekommen ist!«
    Hastings war völlig verwirrt. »Aber –«
    »In mancher Hinsicht bin ich eben sehr orthodox«, erklärte Barbara. »Ich habe gelernt, immer den zu verdächtigen, der am wenigsten in Betracht kommt. In den richtig guten Kriminalromanen ist das immer der Mörder. Und Treadwell kommt zweifellos am wenigsten in Betracht.«
    »Außer Ihnen vielleicht«, meinte Hastings lachend.
    »Oh, ich –!« Barbara lächelte unsicher. Nun stand sie auf und ging zur Terrassentür. »Komisch«, meinte sie bei sich.
    »Was ist komisch?« Auch Hastings stand auf.
    »Ach, mir ist nur gerade etwas eingefallen. Gehen wir ein bißchen in den Garten? Ich finde es gräßlich hier drinnen.« Sie wollte hinausgehen.
    »Leider muß ich hierbleiben«, sagte Hastings.
    »Warum?«
    »Ich darf dieses Zimmer nicht verlassen.«
    »Ich glaube«, sagte Barbara, »Sie haben einen Zimmerkomplex. Erinnern Sie sich noch an gestern abend? Wir sitzen alle beieinander und sind ganz erschüttert wegen der verschwundenen Formel, da kommen Sie hereinspaziert und ruinieren die ganze schöne Stimmung mit Ihrem wohlerzogenen ›So ein schönes Zimmer, Mr. Amory‹. Es war zu komisch, wie Sie beide da hereinkamen. Zuerst dieser unglaublich kleine Kerl, gerade mal einssechzig mit Hut, aber die Würde in Person. Und dann Sie mit Ihrer unfaßbaren Wohlerzogenheit!«
    »Nun ja, Poirot wirkt auf den ersten Blick ein bißchen seltsam«, räumte Hastings ein. »Und er hat auch allerlei sonderbare Marotten. Zum Beispiel diese schon fast besessene Ordnungsliebe. Ein schief aufgehängtes Bild, ein Stäubchen, ja schon ein nicht ganz perfekt sitzender Anzug an irgend jemandem ist für ihn die reinste Folter.«
    »Sie beide sind so herrliche Gegensätze«, lachte Barbara.
    »Poirots kriminalistische Methoden sind ja auch ganz eigener Art«, fuhr Hastings fort. »Methode und Ordnung sind seine Götter. Gegen handfeste Spuren – Fußabdrücke, Zigarettenasche und so etwas, Sie wissen schon –

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