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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Jahrhunderten wollte er schon eine Blutbank aufbauen. Die Schwierigkeit war nur, dass Vampirblut höchst instabil und eine Lagerung außerhalb des Körpers bisher unmöglich war. Luft, diese lebenserhaltende, unsichtbare Decke über der Erde, war eine Ursache dafür. Und es brauchte nicht viel, um eine Probe zu verunreinigen. Nur ein oder zwei Moleküle, und das Plasma zerfiel und überließ die roten und weißen Blutkörperchen ihrem Schicksal. Was ihnen natürlich nicht gut bekam.
    Zuerst hatte er es nicht verstanden. Im Blut befand sich ohnehin Sauerstoff, deshalb war es rot, wenn es die Lungen verließ. Diese Unstimmigkeit hatte ihn zu einigen faszinierenden Entdeckungen über die Lungenfunktion der Vampire geführt, doch im Endeffekt war er seinem Ziel keinen Schritt näher gekommen.
    Er hatte versucht, Blut abzuzapfen und sofort in einen luftdichten Behälter umzuleiten. Diese so nahe liegende Lösung funktionierte aber nicht. Der Zerfall des Plasmas
geschah trotzdem, nur mit verringerter Geschwindigkeit. Das legte nahe, dass noch ein anderer Faktor im Spiel war; etwas, das im körperlichen Umfeld vorhanden war, aber fehlte, wenn das Blut aus dem Körper entfernt wurde. Er hatte Blutproben in Wärme gelagert und in Kälte. In Suspensionen aus Kochsalzlösung und aus menschlichem Plasma.
    Die Verzweiflung hatte seinen Verstand während der unterschiedlichen Versuchsanordnungen auf Trab gehalten. Er führte mehr und mehr Tests durch, probierte immer neue Ansätze. Nahm Abstand von dem Projekt. Kam wieder darauf zurück.
    Jahrzehnte vergingen. Und noch mehr Jahrzehnte.
    Dann gab ihm eine private Tragödie einen neuerlichen, sehr persönlichen Grund, das Problem endlich zu lösen. Der Tod seiner Shellan und seines neugeborenen Sohnes während der Geburt vor etwas mehr als zwei Jahren hatte ihn geradezu besessen von seiner Forschung werden lassen, und er hatte noch einmal ganz von vorne angefangen.
    Sein eigenes Bedürfnis nach Nahrung war der Antrieb.
    Normalerweise musste er nur alle sechs Monate trinken, da er aus einer starken Blutlinie stammte. Nach dem Tod seiner wunderschönen Evangeline hatte er gewartet, so lange er irgend konnte, bis der Hunger so groß gewesen war, dass er krank wurde. Als er dann endlich um Hilfe gebeten hatte, war er unendlich beschämt gewesen. Wie konnte ohne seine geliebte Shellan sein Überlebenswille noch so stark sein, dass er dafür von einer anderen Frau trinken wollte? Er hatte sich überhaupt nur gestattet darüber nachzudenken, da er überzeugt gewesen war, dass es nicht so sein würde wie mit Evangeline. Sicherlich würde er ihr Andenken nicht entehren, indem er Genuss beim Blut einer anderen empfand.

    Es gab so viele, denen er schon geholfen hatte, dass es nicht schwer war, eine Frau zu finden, die sich ihm darbot. Er hatte eine Freundin ausgewählt, die selbst keinen Partner hatte, und gehofft, er könnte seine Traurigkeit und seine Erniedrigung für sich behalten.
    Es war ein Albtraum gewesen. So lange hatte er sich zurückgehalten, dass der bloße Geruch von Blut das Raubtier in ihm zum Vorschein gebracht hatte. Er hatte seine Freundin angegriffen und so heftig getrunken, dass er hinterher ihre Handgelenke nähen musste.
    Beinahe hätte er ihr die Hand abgebissen.
    Dieses Verhalten passte so überhaupt nicht zu dem Bild, das er von sich selbst hatte. Er war immer ein Gentleman gewesen, ein Gelehrter, ein Heiler. Ein Mann, der sich nicht den primitiven Begierden seiner Rasse unterwarf.
    Aber er war auch immer gut genährt gewesen.
    Und die schreckliche Wahrheit war: Er hatte den Geschmack dieses Blutes genossen. Glatt und warm war es durch seine Kehle geflossen, und wilde Kraft war mit ihm in seine Adern geströmt.
    Er hatte Lust empfunden. Und er hatte mehr gewollt.
    Vor Schande hatte er würgen müssen. Er hatte gelobt, nie mehr aus der Vene eines anderen Vampirs zu trinken.
    Dieses Gelübde hatte er gehalten, obwohl er in der Folge schwach geworden war. So schwach, dass er kaum noch in der Lage war, sich zu konzentrieren. Seine Auszehrung machte sich als ständiger Bauchschmerz bemerkbar. Das Verlangen nach Nahrung, die ihm normales Essen nicht geben konnte, hatte zu einer Art Kannibalismus seines eigenen Körpers geführt, um sich am Leben zu erhalten. Er hatte so viel Gewicht verloren, dass seine Kleider an ihm hingen wie Säcke, und sein Gesicht hager und grau geworden war.
    Doch dieser Zustand hatte ihm den Weg gezeigt.

    Die Lösung lag auf der Hand.
    Hunger

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