Black Dagger 03 - Ewige Liebe
hierzubleiben, und wenn die Jäger nach dir suchen, dann werden sie es bald tun. Vermutlich schon heute Nacht. Komm für ein paar Tage mit zu mir, bis wir überlegt haben, was wir tun.«
Eine langfristigere Lösung überstieg im Augenblick seinen Horizont, aber er würde schon eine finden. Er hatte jetzt die Verantwortung für sie, weil sie durch ihn mit seiner Welt in Berührung gekommen war. Und er würde sie nicht schutzlos zurücklassen.
»Vertrau mir bitte. Nur für ein paar Tage.«
Während Mary eine Tasche packte, zweifelte sie ernsthaft an ihrem Verstand. Ich muss vollkommen verrückt sein. Mich weiß der Geier wohin bringen zu lassen. Von einem Vampir.
Doch es ließ sich nicht leugnen, dass sie Vertrauen zu Rhage hatte. Er war zu ehrlich, um zu lügen, und zu klug, um die Bedrohung zu unterschätzen. Außerdem hatte sie den ersten Arzttermin erst am Mittwochnachmittag. Und sie hatte die ganze Woche frei, und von der Hotline hatte man sie auch bis auf Weiteres beurlaubt. Sie würde also nichts verpassen, wenn sie für ein paar Tage verschwand.
Als sie wieder ins Wohnzimmer kam, drehte Rhage sich zu ihr um und schwang sich den Seesack über die Schulter. Unter seiner schwarzen Anzugjacke entdeckte sie einige neue Wölbungen.
»Bist du bewaffnet?«
Er nickte.
»Womit?« Als er sie einfach nur wortlos ansah, schüttelte Mary den Kopf. »Du hast recht. Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich es nicht weiß. Machen wir uns auf den Weg.«
Sie fuhren schweigend über die Route 22 bis in den Speckgürtel zwischen Caldwells ländlichen Ausläufern und der nächsten größeren Stadt. Es war ein hügeliges, weithin unbewohntes Waldgebiet, in dem nur gelegentlich ein halb vergammelter Wohnwagen am Straßenrand stand. Es gab keine Straßenlaternen, nur wenige Autos, dafür aber viele Rehe.
Nach etwa zwanzig Minuten bog Rhage in eine schmale Landstraße ab, die sachte bergauf führte. Im Scheinwerferlicht versuchte sie erfolglos zu erkennen, wo sie waren. Seltsamerweise schien es keinerlei charakteristische Merkmale im Wald oder auf der Straße zu geben. Die Landschaft hatte etwas Verschwommenes, wie eine Art Pufferzone, die sie sich nicht erklären und auch nicht durchdringen konnte, egal wie oft sie blinzelte.
Aus dem Nichts tauchte urplötzlich ein schwarzes Eisentor auf.
Mary schrak in ihrem Sitz zusammen, doch Rhage drückte
nur auf einen Knopf, und das schwere Tor öffnete sich genau so weit, dass sie hindurchfahren konnten. Sofort standen sie vor einem weiteren Tor. Er ließ das Fenster hinunter und tippte einen Code in eine Gegensprechanlage. Eine angenehme Stimme hieß ihn willkommen, und er hob den Kopf und nickte einer Überwachungskamera zu.
Das zweite Tor ging auf, und Rhage beschleunigte auf einer langen, ansteigenden Auffahrt. Als sie um eine Kurve bogen, materialisierte sich eine sechs Meter hohe Steinmauer auf dieselbe beinahe magische Weise wie zuvor die Tore. Sie fuhren unter einem Torbogen hindurch und passierten noch ein weiteres Hindernis, bis sie endlich in einen Hof gelangten, in dessen Mitte ein Springbrunnen stand.
Zur Rechten befand sich ein vierstöckiges Herrenhaus aus grauem Stein, von der Art, wie man sie üblicherweise in Horrorfilmen sieht: düster, unheimlich, bedrückend, von mehr Schatten erfüllt, als die Nerven eines normalen Menschen ertragen können. Gegenüber stand ein kleines einstöckiges Haus mit demselben Wes-Craven-Ambiente.
Sechs Autos, alles teure Marken, standen ordentlich aufgereiht davor. Rhage steuerte seinen GTO in eine Lücke zwischen einem Escalade und einem Mercedes.
Mary stieg aus und reckte den Hals. Sie hatte das Gefühl, aus dem Herrenhaus heraus beobachtet zu werden, und so war es auch. Vom Dach starrte alte Gargoyles und neue Überwachungskameras auf sie herab.
Rhage kam um den Wagen herum, ihre Reisetasche in der Hand. Seine Lippen waren zusammengepresst, der Blick durchdringend.
»Ich werde mich um dich kümmern. Das weißt du doch, oder?« Als sie nickte, lächelte er leicht. »Alles wird gut, aber ich möchte, dass du in meiner Nähe bleibst. Ich will nicht, dass wir getrennt werden. Ist das klar? Du bleibst bei mir, egal, was passiert.«
Beschwichtigung, gekoppelt mit einem Befehl, dachte sie. Das fängt ja gut an.
Sie traten auf eine verwitterte Flügeltür aus Bronze zu, und Rhage öffnete einen Seitenflügel. Sobald sie in eine fensterlose Vorhalle getreten waren, schloss sich das schwere Tor hinter ihnen mit einem Donnern, das
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