Black Dagger 03 - Ewige Liebe
gestatten würde.
»Mary, ich muss jetzt ein bisschen allein sein.« Er blinzelte in Richtung der Badezimmertür. »Ich gehe da rein. Wenn jemand zum Haus kommt, oder du irgendetwas Ungewöhnliches hörst, musst du mich sofort holen. Ich brauche nicht lange.«
Er sah sie nicht an, als er die Tür hinter sich schloss.
Im Spiegel über dem Waschbecken sah er seine Pupillen weiß in der Dunkelheit leuchten.
Bitte, lieber Gott, er durfte sich jetzt nicht verwandeln. Wenn die Bestie sich befreite …
Vor Angst um Marys Sicherheit bekam er Herzrasen, was die Lage nur noch verschlimmerte.
Scheiße. Was sollte er nur tun? Und warum passierte das? Warum – Schluss jetzt. Hör einfach auf zu denken. Schluss mit der Panik. Schalt erst mal dein inneres Getriebe zurück in den Leerlauf. Dann kannst du dir so viele Sorgen machen, wie du willst.
Er klappte den Toilettendeckel herunter und setzte sich, die Hände auf die Knie gestützt. Er zwang seine Muskeln, sich zu lockern, dann konzentrierte er sich auf seine Lungen. Atmete durch die Nase ein und durch den Mund aus, ganz ruhig, ganz langsam.
Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen.
Die Welt zog sich zurück, bis alle Geräusche und Gerüche aus seinem Bewusstsein verschwanden, und es nur noch seinen Atem gab.
Nur seinen Atem.
Nur seinen Atem.
Nur seinen …
Als er sich beruhigt hatte, öffnete er die Augen wieder und hob die Hände. Das Zittern war weg. Und ein rascher Blick in den Spiegel zeigte ihm, dass seine Pupillen wieder schwarz waren. Er legte die Hände auf das Waschbecken und ließ sich darauf fallen.
Seit ihn der Fluch getroffen hatte, war Sex immer ein verlässliches Werkzeug im Umgang mit der Bestie gewesen. Wenn er eine Frau nahm, stimulierte ihn das genug, um sich die nötige Erleichterung zu verschaffen, doch die Erregung steigerte sich niemals so weit, dass die Bestie hervorbrechen konnte. Bei Weitem nicht.
Bei Mary aber lag die Sache vollkommen anders. Er glaubte nicht, dass er sich so weit in der Gewalt hatte, um in sie einzudringen, geschweige denn, es bis zum Orgasmus zu schaffen. Dieses verdammte Vibrieren, das sie in ihm hervorrief, katapultierte seinen Sexualtrieb auf direktem Weg ins Land der Gefahr.
Er holte tief Luft. Die einzig gute Nachricht war, dass er sich offenbar schnell wieder in den Griff bekam. Wenn er nur räumlichen Abstand zwischen sie beide brachte, wenn er sein Nervenkostüm zur Ordnung rief, gelang es ihm rasch, seine Empfindungen wieder auf eine überschaubare Intensität zurückzuschrauben. Gott sei Dank.
Rhage ging auf die Toilette, dann wusch er sich das Gesicht und trocknete sich ab. Bevor er die Tür wieder öffnete, wappnete er sich innerlich. Er hatte das dumpfe Gefühl, dass das Vibrieren zurückkehren würde, wenn er Mary wieder sah.
Genau so war es auch.
Sie saß auf der Couch, in eine beige Stoffhose und einen Pulli gekleidet. Das Kerzenlicht betonte ihren ängstlichen Gesichtsausdruck.
»Hey«, sagte er.
»Alles in Ordnung bei dir?«
»Ja.« Er rieb sich den Kiefer. »Tut mir wirklich leid. Manchmal brauche ich einen Moment für mich.«
Ihre Augen weiteten sich.
»Was ist denn?«, fragte er.
»Es ist kurz vor sechs. Du warst fast acht Stunden da drin.«
Rhage fluchte. Von wegen sich schnell wieder im Griff haben. »Mir war nicht klar, dass ich so lange weg war.«
»Ich habe ein paar Mal nach dir gesehen, weil ich mir Sorgen gemacht habe … Jedenfalls hat jemand für dich angerufen. Ein Roth oder so.«
»Wrath?«
»So hieß er. Dein Handy hat ewig geklingelt, deswegen bin ich irgendwann drangegangen.« Sie sah auf ihre Hände. »Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
»Jetzt schon.« Sie holte tief Luft und stieß sie geräuschvoll wieder aus. Das Ausatmen half nicht dabei, die Anspannung in ihren Schultern zu lockern.
»Mary, ich …« Verflucht, was konnte er ihr schon sagen, das die Sache nicht noch schwieriger für sie machen würde?
»Ist schon okay. Was auch immer passiert ist, es ist okay.«
Er kam zum Sofa und setzte sich neben sie.
»Hör mal, Mary, ich möchte, dass du mich heute Abend zu einem sicheren Ort begleitest. Die Lesser, diese Wesen, die du im Park gesehen hast, machen vermutlich Jagd auf dich, und hier werden sie zuallererst suchen. Sie haben dich im Visier, weil du mit mir zusammen warst.«
»Wohin sollen wir denn gehen?«
»Ich will, dass du bei mir bleibst.« Vorausgesetzt, Wrath würde sie zur Tür hereinlassen. »Es ist viel zu gefährlich für dich
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