Black Dagger 04 - Bruderkrieg
schimmerten vor Kraft, aber in die Gesichter waren
tiefe Furchen eingegraben. Wrath nahm die Peitsche von Phury entgegen und trat als Erster vor. Bei der Bewegung klingelten die Ketten so süß wie Vogelgezwitscher.
»Bruder«, sagte der König leise.
»Mein Herr.«
Rhage starrte unverwandt in die Gläser der Sonnenbrille, als Wrath die Peitsche kreisen ließ, um Schwung zu bekommen. Ein Brummen setzte leise ein und schwoll immer weiter an, bis die Waffe nach vorn schnellte und die Luft zerschnitt. Die Ketten trafen auf Rhages Brust und die Stacheln bohrten sich in sein Fleisch, trieben die Luft aus seinen Lungen. Er stützte sich auf die Pflöcke, doch den Kopf hielt er hoch, während ihm schwarz vor Augen wurde.
Tohr war der Nächste, sein Hieb nahm Rhage den Atem und für einen Moment gaben seine Knie nach. Dann folgten Vishous und Phury.
Jedes Mal begegnete er dem schmerzvollen Blick seiner Brüder, um ihnen die Qual zu erleichtern. Doch als Phury sich abwandte, konnte Rhage seinen Kopf nicht länger oben halten. Er ließ ihn auf die Schulter sinken und entdeckte dadurch das Blut, das ihm über die Brust und die Oberschenkel bis auf die Füße rann. Eine Lache bildete sich bereits auf dem Boden, in der sich der Schein der Kerzen spiegelte. Das Rot machte ihn schwindlig. Fest entschlossen, auf den Beinen zu bleiben, drückte er seine Ellbogen durch, so dass seine Knochen und Gelenke sein Gewicht trugen.
Als eine Pause eintrat, erkannte er schemenhaft, dass eine Art Streit entbrannt war. Er blinzelte mehrere Male, bis er klar sehen konnte.
Phury hielt die Peitsche hoch, und Zsadist wich davor zurück. Er schien von Entsetzen gepackt zu sein. Z hielt seine zu Fäusten geballten Hände hoch und seine Brustwarzenpiercings
blitzten im Licht der Flammen auf, weil er viel zu heftig atmete. Der Bruder war ganz grau geworden, seine Haut glänzte unnatürlich.
Sanft sprach Phury auf ihn ein und versuchte, ihn am Arm zu berühren. Z drehte sich wild im Kreis herum, doch Phury blieb an seiner Seite. Es war eine Art Tanz, den sie vollführten. Die Peitschennarben auf Zs Rücken bewegten sich im Spiel mit seinen Muskeln.
Das führte doch zu nichts, dachte Rhage. Zsadist war in Panik, wie ein in die Enge getriebenes Tier. Das war deutlich zu erkennen. Es musste einen anderen Weg geben, zu ihm durchzudringen.
Rhage holte tief Luft und öffnete den Mund, aber es kam kein Ton heraus. Er versuchte es erneut.
»Zsadist …« Seine schnarrende Stimme ließ alle Köpfe zum Altar herumfahren. »Bring es zu Ende, Z … Kann mich … kann mich nicht mehr lange auf den Beinen halten. «
»Nein –«
Phury fiel seinem Bruder ins Wort. »Du musst –«
»Nein! Geh weg von mir!«
Z rannte zur Tür, doch die Jungfrau der Schrift erreichte sie vor ihm und stellte sich ihm in den Weg. Er konnte gerade noch abbremsen, bevor er sie erreichte. Mit zitternden Beinen und bebenden Schultern stand er vor der winzigen Gestalt. Leise sprach sie zu ihm, doch die Worte drangen nicht durch den Schleier der Schmerzen zu Rhage durch.
Endlich deutete die Jungfrau der Schrift auf Phury, der ihr die Waffe brachte. Sie nahm Zs Hand und legte die lederbezogene Peitsche hinein. Dann zeigte sie auf den Altar, und Zsadist ließ den Kopf hängen. Einen Augenblick später kam er mit taumelnden Schritten auf Rhage zu.
Als Rhage den Bruder ansah, wollte er fast vorschlagen,
dass jemand Z die Aufgabe abnahm. Die schwarzen Augen waren so weit aufgerissen, dass sie beinahe aus den Höhlen zu treten schienen. Und Zsadist schluckte in einem fort, sein Hals sah aus, als müsste er einen Schrei ersticken.
»Ist schon gut, mein Bruder«, murmelte Rhage. »Aber du musst es beenden. Jetzt.«
Z keuchte und schwankte, Schweiß troff ihm in die Augen und lief über die Narbe auf seinem Gesicht.
»Tu es.«
»Bruder«, flüsterte Z und hob die Peitsche hoch über die Schulter. Er holte keinen Schwung, vermutlich hätte das seine Koordination in diesem Augenblick einfach überstiegen. Aber er war stark und die Waffe sang, als sie durch die Luft schwirrte. Die Ketten und Stachel zuckten über Rhages Bauch wie ein Sturm aus Eisennadeln.
Rhages Knie gaben nach, und er versuchte, sich mit den Armen abzufangen. Doch auch die versagten ihm den Dienst. Er sank zu Boden, und seine Handflächen griffen in sein eigenes Blut.
Aber wenigstens war es jetzt vorbei. Er atmete tief durch, entschlossen, nicht ohnmächtig zu werden.
Plötzlich erfüllte ein zischendes Geräusch
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