Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Titel: Black Dagger 04 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
Vom Netzwerk:
ersten, dessen Schädel auf dem Altar lag. Die Inschriften verliefen in Streifen lückenlos über die gesamte Oberfläche, außer einem freien Streifen in der Mitte. Dieses Stück war knappe zwei Meter breit und reichte über die gesamte Vertikale der Marmorfläche. Genau im Zentrum, etwa eineinhalb Meter vom Boden entfernt, ragten zwei dicke Pflöcke aus der Wand, so angebracht, dass ein Mann sie greifen und sich daran festhalten konnte.
    Die Luft roch vertraut: feuchte Erde und Bienenwachskerzen.
    »Meinen Gruß, Bruderschaft.«
    Alle wandten sich der weiblichen Stimme zu.
    Die Jungfrau der Schrift war eine winzige Gestalt, die in der hinteren Ecke stand. Ihr schwarzer Umhang schwebte über dem Fußboden. Von ihrem Gesicht und ihrer Statur war nichts zu erkennen. Doch unter den schwarzen Falten quoll Licht hervor wie herabstürzendes Wasser.
    Sie trieb auf die Gruppe zu und hielt vor Wrath an. »Krieger.«
    Er verneigte sich tief. »Jungfrau der Schrift.«
    Sie begrüßte jeden von ihnen. Rhage war der Letzte. »Rhage, Sohn des Tohrture.«
    »Jungfrau der Schrift.« Er neigte den Kopf.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Es geht mir gut.« Besser gesagt: es würde ihm gut gehen, sobald das hier vorbei war.

    »Und du warst sehr beschäftigt, ist es nicht so? Du gehst weiterhin neue Wege, wie es deiner Natur entspricht. Schade nur, dass sie nicht zu einem lobenswerten Ziel führen. « Sie lachte. Eine Note von Bitterkeit schwang darin mit. »Es überrascht mich nicht besonders, dass du uns hierher geführt hast. Dir ist doch bewusst, dass dies der erste Rythos ist, der jemals von der Bruderschaft anberaunt wurde?«
    Nicht ganz, dachte er. Tohr hatte im Juli einen abgelehnt, den Wrath ihm entboten hatte.
    Doch das würde er jetzt garantiert nicht zur Sprache bringen.
    »Krieger, bist du bereit anzunehmen, was du entboten hast?«
    »Das bin ich.« Er wählte seine nächsten Worte mit Bedacht, denn der Jungfrau der Schrift stellte man keine Fragen. Nicht, wenn einem die eigene Haut lieb und teuer war. »Ich möchte von Euch erbitten, dass ich meine Brüder nicht verletze.«
    Ihre Stimme wurde kalt. »Das ist ein gefährliches Anliegen. «
    »Es war nicht meine Absicht, Euch zu kränken.«
    Wieder hörte man das leise Kichern.
    O Mann, sie genoss das Ganze hier in vollen Zügen. Sie hatte ihn noch nie leiden können, obwohl er ihr das noch nicht mal zum Vorwurf machen konnte. Er hatte ihrer Abneigung gegen ihn ausreichend Nahrung gegeben.
    »Du wolltest mich nicht kränken, Krieger?« Der Umhang bewegte sich, als schüttele sie den Kopf. »Im Gegenteil, du scheust vor einer Kränkung niemals zurück, wenn du etwas zu bekommen wünschst. Das war schon immer dein Problem. Eben deshalb sind wir auch heute Nacht zusammengekommen.« Sie wandte sich ab. »Habt ihr die Waffe?«

    Phury stellte den Seesack ab, öffnete ihn und nahm die dreischwänzige Peitsche heraus. Der fünfzig Zentimeter lange Griff war aus Holz und mit braunem Leder umwickelt, das vom Schweiß vieler Hände dunkel geworden war. Daran befestigt waren drei geschwärzte Stahlketten, an deren Ende sich jeweils eine mit Stacheln bewehrte Kugel befand.
    Die dreischwänzige Peitsche war eine uralte, erbarmungslose Waffe, doch Tohr hatte weise entschieden. Damit das Ritual als erfolgreich galt, durften die Brüder Rhage nichts ersparen – weder, was die Waffe betraf, noch die Art und Weise, wie sie ihn damit trafen. Milde walten zu lassen würde bedeuten, die Redlichkeit der Tradition und somit die dargebotene Reue und die Chance auf wahre Läuterung zu mindern.
    »So sei es also«, sagte sie. »Begib dich zur Wand, Rhage, Sohn des Tohrture.«
    Er ging nach vorn und nahm immer zwei Stufen auf einmal. Als er am Altar vorbeiging, betrachtete er den heiligen Schädel und die Flammen, die von innen an den Augenhöhlen und den langen Fängen leckten. Er stellte sich mit dem Gesicht zu den Brüdern vor dem schwarzen Marmor auf, umfasste die Steinpflöcke und spürte die glatte Kälte an seinem Rücken.
    Die Jungfrau der Schrift schwebte zu ihm und hob ihren Arm. Ihr Ärmel fiel zurück und entblößte ein Licht, das heller war als gleißendes Feuer, und dessen Form entfernt an eine Hand erinnerte. Eine niedrige elektrische Ladung fuhr durch seinen Körper, und er fühlte, wie sich etwas in seinem Rumpf verschob, als wären seine inneren Organe neu arrangiert worden.
    »Ihr dürft nun das Ritual beginnen.«
    Die Brüder stellten sich in einer Reihe auf, ihre nackten Körper

Weitere Kostenlose Bücher