Black Dagger 04 - Bruderkrieg
vertreiben zu können.
Stattdessen pflanzte der Kerl seine Hüfte auf die Bettkante. »Wie geht’s dir, Hollywood?«
»Ganz gut.«
»Lässt der Schmerz schon nach?«
»Ja.«
»Dann heilst du gut.«
»Von mir aus kann es gar nicht schnell genug gehen.« Rhage schloss erschöpft die Augen.
Einen Moment lang betrachtete Vishous ihn nur, die Lippen zu einem schmalen Strich gepresst. »Ich komme später noch mal wieder, mein Bruder. In Ordnung?«
»Danke, Mann.«
Vishous drehte sich um und sah ihr in die Augen. Sie wünschte, sie könnte ihm eine Kostprobe des Schmerzes geben, den er Rhage zugefügt hatte. Und sie wusste auch, dass ihre Rachegelüste sich in ihrer Miene spiegelten.
»Wenn er dein Bruder ist, warum hast du ihm das angetan? «
»Mary, nicht«, unterbrach Rhage heiser. »Ich hab dir doch gesagt –«
»Du hast mir gar nichts gesagt.« Sie kniff die Augen zusammen. Es war nicht fair, ihn anzubrüllen, wenn er flach auf dem Rücken lag und seine Brust aussah wie ein rohes Steak.
»Vielleicht sollten wir uns mal so richtig aussprechen«, sagte Vishous.
Mary verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist doch mal ein Vorschlag. Warum erzählst du mir nicht einfach die ganze Geschichte? Damit ich verstehen kann, warum ihr ihn erst zusammenschlagt und ihn dann bemuttert.«
Rhage schaltete sich noch mal ein. »Mary, ich will nicht, dass du –«
»Also, schieß los. Wenn du nicht willst, dass ich deine Brüder hasse, dann erklär es mir.«
Vishous sah zum Bett hinüber, und Rhage musste wohl genickt oder die Achseln gezuckt haben, denn der Mann begann: »Er hat die Bruderschaft verraten, um mit dir zusammen zu sein. Das musste er wiedergutmachen, um bei uns bleiben zu können und dich gleichzeitig hier behalten zu dürfen.«
Mary stockte der Atem. Das alles war ihretwegen geschehen?
O mein Gott. Er hatte sich für sie in Fetzen schlagen lassen …
Ich mache es sicher für dich, wie wäre das?
Für diese Art von Opfer hatte sie nicht das Geringste übrig. Für den Schmerz, den er ihretwegen aushielt. Für das, was ihm von Leuten angetan wurde, denen er angeblich etwas bedeutete.
»Ich kann nicht … mir ist ein bisschen schwindelig. Würdet ihr mich entschuldigen …«
Rückwärts schob sie sich von ihnen weg und hoffte, sie würde es bis ins Badezimmer schaffen. Aber Rhage richtete sich im Bett auf, als wollte er ihr nachlaufen.
»Nein, du bleibst hier, Rhage.« Sie ging zu ihm zurück, setzte sich auf den Stuhl und strich ihm über das Haar. »Bleib, wo du bist. Ganz ruhig, Großer.«
Als er sich etwas entspannt hatte, sah sie Vishous an. »Ich verstehe das alles nicht.«
»Wie solltest du auch?«
Der Blick des Vampirs blieb weiter auf sie gerichtet, die silberne Tiefe darin war irgendwie beängstigend. Sie konzentrierte sich einen Moment auf das Tattoo, das sich bis auf seine Wange ausbreitete, dann wandte sie sich wieder Rhage zu. Mit den Fingerspitzen strich sie ihm über die Schläfen und murmelte etwas, bis er wieder eingeschlafen war.
»Hat es euch Schmerzen bereitet, ihm das anzutun?«, fragte sie leise. Sie wusste, dass Vishous noch da war. »Sag mir, dass es euch auch wehgetan hat.«
Sie hörte ein Rascheln. Als sie über die Schulter blickte, hatte Vishous sein Shirt ausgezogen. Auf der muskulösen Brust zeichnete sich eine frische Wunde ab, ein Schnitt wie von einem Dolch.
»Es hat jeden von uns fast umgebracht.«
»Gut.«
Der Vampir lächelte grimmig. »Du verstehst uns besser, als du glaubst. Und das Essen da ist nicht nur für ihn, wenn er Hunger bekommt. Ich habe auch genug für dich mitgebracht.«
Mochte ja sein, aber sie wollte nichts von ihnen haben. »Danke. Ich sorge dafür, dass er etwas isst.«
Auf dem Weg nach draußen blieb Vishous noch einmal stehen. »Hast du ihm von deinem Namen erzählt?«
Ihr Kopf wirbelte herum. »Was?«
»Rhage. Weiß er es?«
Kalte Schauer krochen ihr über den Nacken. »Selbstverständlich kennt er meinen Namen.«
»Nein, das Warum, meine ich. Du solltest es ihm vielleicht erzählen.« Vishous runzelte die Stirn. »Und nein, ich habe es nicht im Internet herausgefunden. Wie sollte ich?«
Du meine Güte, genau das war ihr gerade in den Sinn gekommen … »Kannst du Gedanken lesen?«
»Wenn ich will, schon; und manchmal, wenn es nicht anders geht.« Vishous ging und schloss die Tür leise hinter sich.
Mühsam versuchte Rhage, sich auf die Seite zu drehen und stützte sich mit einem Ächzen auf. »Mary?«
»Ich bin
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