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Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Titel: Black Dagger 04 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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eine Hand hoch. »Geh jetzt. Lass mich mit meinem Bruder allein.«
    Ohne ein weiteres Wort ging Mary ins Badezimmer. Sie blieb so lange in der Dusche, bis ihre Finger ganz aufgeweicht waren, und der Wasserdampf so dick wie Watte war.
Als sie herauskam, zog sie dieselben Kleider an wie vorher, weil sie keine neuen mitgebracht hatte. Leise öffnete sie die Tür.
    Zsadist saß heruntergebeugt am Bett, mit hängenden Schultern, die Arme um die Taille geschlungen. Näher hätte er nicht bei Rhage sein können, ohne ihn zu berühren. Während er vor und zurück schaukelte, lag eine kaum hörbare, zarte Melodie in der Luft.
    Der Vampir sang, seine Stimme hob und senkte sich, umfasste ganze Oktaven, stieg hoch hinauf, sank tief hinunter. Wunderschön. Einfach wunderschön. Und Rhage war ganz ruhig, schlief friedlicher als je zuvor.
    Rasch durchquerte sie den Raum und ging hinaus, um die Männer allein zu lassen.

8
    Irgendwann im Laufe des folgenden Nachmittags wurde Rhage wach. Sofort tastete er nach Mary, doch dann hielt er inne. Er fürchtete, das innere Brennen könnte wieder einsetzen, und er fühlte sich noch nicht stark genug, dagegen anzukämpfen.
    Er schlug die Augen auf und drehte den Kopf. Da schlief sie neben ihm im Bett, auf dem Bauch liegend.
    Wieder einmal hatte sie ihn gepflegt, als er sie brauchte. Unbeirrbar war sie gewesen. Stark. Bereit, seinen Brüdern entgegenzutreten.
    Liebe erfüllte sein Herz, mehr und mehr, bis ihm der Atem stockte.
    Er befühlte die Verbände auf seiner Brust und nahm einen nach dem anderen vorsichtig herunter. Die Wunden sahen gut aus. Sie hatten sich geschlossen und schmerzten nicht mehr. Morgen würde nichts weiter zu sehen sein als helle Streifen auf seiner Haut, und am Tag darauf würden sie komplett verschwunden sein.

    Er dachte an all die Belastungen, die sein Körper in letzter Zeit hatte aushalten müssen. Die Verwandlung. Das Brennen, wenn er in Marys Nähe war. Die Sonnenstrahlen, denen er ausgesetzt gewesen war. Das Auspeitschen. Er würde bald trinken müssen, und zwar am besten, bevor der Hunger wirklich groß wurde.
    Was das Trinken betraf, war er sehr gewissenhaft. Die meisten der Brüder zögerten es so lange es irgend ging hinaus, weil sie mit der Intimität des Vorgangs nicht gut umgehen konnten. Das kam für ihn nicht in Frage. Das Letzte, was er brauchen konnte, war eine Bestie im Blutrausch –
    Moment mal.
    Rhage holte tief Luft. In ihm war eine höchst verwunderliche … Leere. Kein Summen im Hintergrund. Keine drängenden Triebe. Kein Brennen. Und das, obwohl er direkt neben Mary lag.
    Es gab nur … ihn in seinem Körper. Nur ihn selbst. Der Fluch der Jungfrau der Schrift war verschwunden.
    Aber natürlich, dachte er. Sie hatte ihn vorübergehend davon befreit, damit er den Rythos durchstand, ohne sich zu verwandeln. Und ganz offensichtlich gönnte sie ihm eine Ruhepause während der Heilung. Er fragte sich, wie lange die Gnadenfrist wohl noch andauern würde.
    Langsam stieß er die Luft durch die Nase aus und versenkte sich in seinen eigenen Körper. Er genoss den vollkommenen Frieden. Die himmlische Stille. Die brüllende Leere.
    Es war nun schon ein Jahrhundert her.
    Lieber Gott, er hätte am liebsten geweint.
    Nur für den Fall, dass ihm wirklich die Tränen kämen, und Mary aufwachte, legte er sich die Hand über die Augen.
    Wussten andere Leute, wie viel Glück sie hatten, Momente
wie diesen erleben zu dürfen? Augenblicke überwältigender Stille? Vor dem Fluch hatte er so etwas nicht zu schätzen gewusst, hatte es nicht einmal bemerkt. Wahrscheinlich hätte er sich einfach auf die Seite gedreht und weitergeschlafen.
    »Wie fühlst du dich? Brauchst du etwas?«
    Beim Klang von Marys Stimme wappnete er sich innerlich gegen einen Energieschub. Nichts geschah. Er fühlte nichts als ein warmes Leuchten in der Brust. Liebe, die befreit war vom Chaos seines Fluchs.
    Er rieb sich das Gesicht und sah sie an. Empfand so viel für sie, dass es ihm Angst machte.
    »Ich muss bei dir sein, Mary. Jetzt sofort. Ich muss in dir sein.«
    »Dann küss mich.«
    Er zog ihren Körper an seinen. Sie trug nur ein T-Shirt, und er ließ seine Hand darunter gleiten und spannte sie um ihren Rücken. Er war bereits hart für sie, mehr als bereit, sie zu nehmen. Doch ohne gegen die eigene innere Anspannung kämpfen zu müssen, war es ein köstlicher Genuss, sie zu streicheln.
    »Ich muss dich lieben.«
    Er warf die Laken und Decken vom Bett. Er wollte alles von ihr sehen,

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