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Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Black Dagger 04 - Bruderkrieg

Titel: Black Dagger 04 - Bruderkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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ich könnte es tun.«
    »Ach, Mary, ich auch.«
     
    John sah auf die Uhr. In fünf Minuten würde Tohrment ihn abholen, also sollte er lieber hinunter zum Eingang gehen. Mit beiden Händen hob er seinen Koffer hoch und
schleppte ihn zur Tür. Er betete, dass er nicht dem bleichen Mann auf der Treppe oder vor dem Haus begegnen würde. Aber er wollte draußen auf Tohrment warten. Irgendwie fühlte er sich ihm dann ebenbürtiger.
    Als er unten ankam, blickte er noch einmal zu den beiden Fenstern hinauf, aus denen er so viele Stunden gestarrt hatte. Die Matratze und die Hanteln ließ er zurück, wie auch seine Kaution und die letzte Miete. Er müsste nur noch einmal hochgehen, um sein Fahrrad zu holen, wenn Tohrment da war. Abgesehen davon war dieses Kapitel seines Lebens abgeschlossen.
    Er blickte die Straße auf und ab und überlegte, aus welcher Richtung der Mann wohl käme. Und was für ein Auto er wohl fuhr. Und wo er wohnte. Und mit wem er verheiratet war.
    Bibbernd vor Kälte schaute John schon wieder auf die Uhr. Punkt neun.
    Ein einzelner Scheinwerfer blitzte rechts von ihm auf. Er war sich ziemlich sicher, dass Tohrment ihn nicht mit einem Motorrad abholen würde. Aber die Vorstellung, auf einem Bike durch die Nacht zu brausen, war erhebend.
    Als die Harley an ihm vorbeidröhnte, blickte er über die Straße hinüber zu den Büros der Selbstmordhotline. Ihre Freitags- und Samstagsschicht hatte Mary ebenfalls verpasst. Er hoffte inständig, dass sie nur Urlaub machte. Sobald er sich in seinem neuen Zuhause eingewöhnt hatte, würde er sie besuchen und sich davon überzeugen, dass es ihr gut ging.
    Nur … er hatte keinen blassen Schimmer, wohin er eigentlich gebracht wurde. Er ging zwar davon aus, in dieser Gegend zu bleiben, aber wer wusste das schon? Vielleicht fuhr er ja ganz weit weg. Allein der Gedanke, Caldwell zu verlassen, sandte ein Kribbeln durch seine Glieder. O Mann, er würde wirklich gern noch mal neu anfangen.
Und er würde immer einen Weg finden, zu Mar y zu kommen, auch wenn der Weg weit war.
    Zwei weitere Autos und ein LKW fuhren vorbei.
    Es war so einfach gewesen, sich aus seinem armseligen Leben zu verabschieden. Bei Moe’s interessierte es niemanden, dass er fristlos kündigte. Spüljungen gab es wie Sand am Meer. Und es verstand sich von selbst, dass niemand in seinem Mietshaus ihn vermissen würde. Dementsprechend waren auch die Seiten seines Adressbuches blütenweiß – er besaß keine Freunde und keine Familie.
    Um ehrlich zu sein, hatte er noch nicht einmal ein Adressbuch.
    John blickte an sich hinunter. Schon ziemlich erbärmlich, oder? Seine Turnschuhe waren so dreckig, dass die weißen Stellen inzwischen grau waren. Seine Klamotten waren zwar sauber, aber die Jeans war schon zwei Jahre alt, und das Button-down-Hemd – sein bestes – sah aus, als ob es aus der Altkleidersammlung stammen würde. Er hatte nicht einmal eine Jacke, weil sein Parka letzte Woche bei Moe’s geklaut worden war und er erst Geld sparen müsste, um sich einen neuen zu kaufen.
    Er wünschte sich, er sähe besser aus.
    Von der Trade Street bogen Scheinwerfer um die Ecke und blitzten dann nach oben, als hätte der Fahrer das Gaspedal durchgetreten. Was nicht gut war. In dieser Gegend bedeutete so ein rasanter Fahrstil normalerweise, dass jemand auf der Flucht vor den Bullen war oder es zumindest bald sein würde.
    John trat hinter einen verbeulten Briefkasten und versuchte, total unauffällig zu wirken. Trotzdem blieb der Range Rover mit quietschenden Reifen genau vor ihm stehen. Verdunkelte Scheiben. Protzige Chromfelgen. Und G-Unit dröhnte heraus, der Rap wummerte so laut, dass man ihn im ganzen Viertel hören konnte.

    John schnappte sich seinen Koffer und verkrümelte sich Richtung Eingang. Selbst wenn er dem bleichen Mann begegnete, wäre er im Hausflur vermutlich immer noch sicherer als in der Nähe dieses Drogendealers mit dem Rover. Er drängte sich gerade durch die Tür, als die Musik aufhörte.
    »Fertig, Junge?«
    Beim Klang von Tohrments Stimme drehte John sich um. Der Mann trat gerade um die Motorhaube, im Halbdunkel wirkte er ungemein bedrohlich, eine riesenhafte Gestalt, vor der jeder vernünftige Mensch Reißaus nehmen würde.
    »Junge? Können wir los?«
    Tohrment trat in das trübe Licht einer Straßenlaterne, und Johns Blick fiel auf sein Gesicht. Himmel, er hatte ganz vergessen, wie einschüchternd der Mann mit seinem Bürstenschnitt und dem kantigen Kinn aussah.
    Vielleicht war das doch

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