Black Dagger 04 - Bruderkrieg
uns muss nicht daran erinnert werden, was du hast und wir nicht.«
Rhage wirbelte herum und schnappte mit den Zähnen nach der Hand seines Bruders. Das Geräusch seiner aufeinander klappenden Kiefer war so laut, dass sämtliche Gespräche im Raum erstarben.
Phury machte einen Satz rückwärts und zog seinen Arm zurück. »Himmelherrgott, Rhage! Was ist denn – Scheiße. Deine Augen, Mann. Sie haben sich verändert.«
Rhage wurde bleich und stolperte blinzelnd weg von ihnen. »Tut mir leid, Phury, ich wusste noch nicht mal, dass ich –«
Alle im Raum legten hin, was auch immer sie gerade in Händen hielten, kamen auf ihn zu und umrundeten ihn.
»Wie kurz stehst du vor der Ver wandlung?«, fragte Phury.
»Bringt die Besucher raus«, befahl jemand. »Bringt die Frauen nach oben.«
Im allgemeinen Aufbruch drückte Vishous Marys Arm. »Komm mit mir.«
»Nein.« Sie wehrte sich. »Hör auf. Ich will bei ihm bleiben. «
Rhage sah sie an, und sofort kehrte dieser merkwürdige, starre Blick zurück. Dann wanderten seine weißen Augen zu Vishous. Rhage fletschte die Zähne und knurrte so laut wie ein Löwe.
»V, Mann, lass sie los. Sofort«, stieß Phury hervor.
Vishous ließ die Hand sinken, flüsterte ihr aber zu: »Du musst hier raus.«
Kommt überhaupt nicht in Frage.
»Rhage?«, begann sie sanft. »Rhage, was ist los?«
Er schüttelte den Kopf und wandte den Blick von ihr ab. Rückwärts schob er sich gegen den Marmorkamin. Schweiß glänzte auf seinem Gesicht. Er hielt sich an dem kühlen Stein fest und strengte sich dabei sichtlich an, als versuche er, den ganzen verdammten Kaminsims aus der Wand zu reißen.
Die Zeit schien stillzustehen, während er mit sich kämpfte, der Brustkorb hob und senkte sich, Arme und Beine zitterten. Es dauerte lange, bevor er endlich zusammensackte und die Spannung in seinem Körper sich löste. Was auch immer das für ein Kampf gewesen war, er hatte ihn gewonnen. Aber nur um Haaresbreite.
Als er wieder aufblickte, sahen seine Augen wieder normal aus, doch er war ebenso weiß wie die Wand.
»Es tut mir leid, meine Brüder«, murmelte er. Dann sah er Mary an und öffnete den Mund, doch statt etwas zu sagen, ließ er den Kopf hängen, als ob er sich seines Verhaltens schämen würde.
Mary schritt durch das Spalier aus männlichen Körpern und legte ihm die Hände aufs Gesicht.
Als er erstaunt die Luft anhielt, küsste sie ihn direkt auf den Mund. »Zeig uns den Kirschentrick. Komm schon.«
Die Männer um ihn herum waren fassungslos, das erkannte sie an ihren Blicken. Rhage war ebenfalls erschüttert. Doch als sie ihn einfach nur durchdringend anblickte, begann er auf dem Stängel herumzukauen.
Sie drehte sich zu den Kriegern um. »Es geht ihm gut. Uns geht es gut. Macht einfach weiter wie bisher, okay? Er braucht einen Moment, und es ist nicht besonders hilfreich, wenn ihr ihn alle anstarrt.«
Phury lachte kurz auf und ging zum Billardtisch. »Wisst ihr was? Sie ist einfach fabelhaft.«
V nahm sein Queue in die eine Hand und das Glas in die andere. »Stimmt.«
Die Party ging weiter, und Bella und Wellsie kamen zurück. Fürsorglich streichelte Mary Rhage über Gesicht und Nacken. Er schien ihr nicht in die Augen sehen zu können.
»Alles okay bei dir?«, fragte sie leise.
»Es tut mir wirklich so leid –«
»Lass die Entschuldigungen. Was auch immer das ist, du kannst nichts dagegen machen, oder?«
Er nickte.
»Also brauchst du dich nicht zu entschuldigen.«
Sie wollte wissen, was gerade passiert war. Aber nicht hier und nicht jetzt. Manchmal war das beste Gegenmittel
gegen den Wahnsinn die Normalität. Alles andere würde sich dann schon finden.
»Mary, ich möchte nicht, dass du Angst vor mir hast.«
Einen Augenblick betrachtete sie seinen Mund, der heftig an dem Kirschstängel arbeitete.
»Ich habe keine Angst. V und Phury hatten möglicherweise ein kleines Problem, aber mir hättest du nie wehgetan. Ausgeschlossen. Ich bin nicht sicher, woher ich das weiß, aber ich weiß es.«
Er seufzte tief. »Gott, ich liebe dich. Ehrlich, ich liebe dich.«
Und dann lächelte er.
Sie brach in so lautes Gelächter aus, dass alle Köpfe im Raum sich wendeten.
Der Kirschstängel war fein säuberlich um einen seiner Fänge geknotet.
17
So geht das nicht weiter, dachte Bella. Sie starrte ihn immer noch an. Aber sie konnte nichts dagegen unternehmen. Zsadist war der Einzige, den sie wahrnahm.
Nicht, dass er sich wirklich an der Party beteiligte. Abgesehen von der
Weitere Kostenlose Bücher