Black Dagger 05 - Mondspur
ganzen Körper untersuchen müssen. Und ich werde ihren Bauch anfassen müssen.«
»Warum?«
»Ich muss die inneren Organe abtasten, um festzustellen, ob welche infolge eines Traumas oder einer Infektion angeschwollen sind.«
»Mach schnell.«
Havers zog das Handtuch zur Seite …
Zs Knie gaben nach, und er sank gegen den harten Körper seines Zwillingsbruders. »O … Nalla.« Seine Stimme versagte. »Jungfrau und Schleier … Nalla.«
Etwas war offenbar auf Englisch in sieben Zentimeter großen Blockbuchstaben in die Haut des Bauches eingeritzt worden. Da er nicht lesen konnte, wusste er nicht, was dort stand, aber er hatte eine furchtbare Ahnung …
»Was steht da?«, zischte er.
Havers räusperte sich. »Ein Name. David. Da steht ›David‹.«
Hinter ihnen knurrte Wrath. »In ihre Haut eingeritzt? Dieses Monster …«
Z schnitt seinem König das Wort ab. »Ich werde diesen Lesser töten. Gott helfe mir, das werde ich.«
Mit leichten und vorsichtigen Griffen inspizierte Havers die Wunden. »Es darf auf keinen Fall Salz in die Nähe dieser Schnitte kommen. Sonst heilen die Narben in dieser Form ab.«
»Was du nicht sagst.« Als hätte er keine Erfahrung damit, wie solche Wunden dauerhaft sichtbar blieben.
Nun deckte Havers sie wieder zu und wandte sich ihren Füßen, dann den Waden zu. Er schob das Nachthemd aus dem Weg, als er sich die Knie ansah. Danach spreizte er eines ihrer Beine seitlich ab.
Z machte einen Satz nach vorn und schleifte Phury hinter sich her. »Was zum Teufel machst du da?«
Erschrocken riss Havers die Hände zurück und hielt sie abwehrend über den Kopf. »Ich muss eine innere Untersuchung durchführen. Falls sie … geschändet wurde.«
Mit einem schnellen Schritt trat Wrath vor Z hin und schlang ihm die Arme um die Taille. Durch die Sonnenbrille brannte sich der Blick des Königs in seine Augen. »Lass es ihn tun, Zsadist. Es ist besser für sie.«
Zsadist konnte nicht zusehen. Er ließ den Kopf an Wraths Schulter sinken und verlor sich in seinem langen schwarzen Haar. Trotzdem er zwischen den Leibern seiner beiden Brüder eingeklemmt war, war er viel zu entsetzt, um bei dem Körperkontakt in Panik zu geraten. Er kniff die Augen zu und atmete tief ein, der Duft von Phury und Wrath drang in seine Nase.
Er hörte ein Rascheln, als suchte der Arzt in seinem Koffer herum. Dann zweimal Schnalzen, als er sich offenbar Gummihandschuhe überzog. Ein Reiben von Metall auf Metall. Flüstergeräusche. Dann … Stille. Nein, nicht ganz. Winzige Laute. Dann knackte es mehrfach.
Z erinnerte sich selbst daran, dass alle Lesser impotent waren. Doch er konnte sich ungefähr ausmalen, wie sie dieses Defizit wettmachten.
Er zitterte für Bella, bis seine Zähne klapperten.
8
John Matthew blickte hinüber zur Fahrerseite des Range Rovers. Tohr konzentrierte sich auf den Weg, der in das ländliche Randgebiet von Caldwell führte, und wenn John auch Angst davor hatte, Wrath, dem König, zu begegnen, so machte ihm die unheimliche Stille doch noch mehr Sorgen. Er konnte nicht begreifen, was los war. Bella war gerettet worden. Sie war jetzt in Sicherheit. Also sollten doch alle glücklich sein, oder? Trotzdem hatte Tohr, als er vorbeikam, um John abzuholen, Wellsie in der Küche umarmt und lange nicht mehr losgelassen. Seine Worte – leise und in der Alten Sprache gemurmelt – hatten einen erstickten Klang gehabt.
John wollte die Einzelheiten erfahren, doch in dem dunklen Auto war es schwer für ihn, Fragen durch Zeichen zu stellen oder auf einen Zettel zu schreiben. Und Tohr sah nicht so aus, als wäre er in Plauderlaune.
»Da wären wir«, sagte er jetzt knapp.
Mit einem schnellen Schlenker nach rechts bog er in
einen schmalen Feldweg ein, und John konnte urplötzlich fast nichts mehr durch die Scheibe erkennen. In dem winterlichen Wald um sie herum hing ein merkwürdiger Dunst, wie eine Art Puffer, der bei ihm eine leichte Übelkeit auslöste.
Aus dem Nichts formte sich ein riesiges Tor in der nebligen Landschaft heraus, und das Auto blieb mit quietschenden Reifen stehen. Direkt dahinter lag noch ein Tor, und in dem Raum zwischen beiden blieben sie zunächst eingesperrt. Tohr ließ das Fenster herunter, tippte eine Art Code in ein Tastenfeld, und sie konnten ihre Fahrt fortsetzen in einen …
Du lieber Himmel, was ist das?
Sie fuhren in einen unterirdischen Tunnel. Und auf ihrem gleichmäßig nach unten führenden Weg in die Erde tauchten mehrere weitere Tore auf, jedes noch
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