Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
auf keinen Fall tatenlos zusehen, wie die Lesser zu einem lockeren Bündnis von schlampigen, unorganisierten Auftragskillern verkamen, die gelegentlich mal einem Vampir nachjagten. Um Himmels willen, sie vergaßen ja jetzt bereits, wer ihr eigentlicher Gegner war. Und seit drei vollen Tagen ließ O alles schleifen.
Nein, die Gesellschaft musste in der diesseitigen Welt mit einer harten, wachsamen Hand geleitet werden. Also hatte O ersetzt werden müssen.
Nun ließ U sich an dem unbehandelten Tisch nieder und fuhr den Laptop hoch. Als Erstes musste eine allgemeine Versammlung einberufen werden, um Stärke zu demonstrieren. Das war das Einzige gewesen, was O richtig gemacht hatte. Die anderen Lesser fürchteten ihn.
U rief eine Liste aller Betas auf, um sich einen auszusuchen, an dem er ein Exempel statuieren konnte. Doch er kam nicht weit, denn eine sehr schlechte Nachricht blitzte im Posteingang auf. Vergangene Nacht hatte es eine Auseinandersetzung in der Innenstadt gegeben. Zwei Mitglieder der Bruderschaft gegen sieben Jäger. Doch nur einer der Lesser hatte überlebt, also hatten sie erneut Kämpfer verloren.
Die Rekrutierung neuer Mitglieder war von allerhöchster Priorität. Aber wie zum Teufel sollte er die Zeit dazu finden? Zuerst musste er die Zügel anziehen.
U rieb sich die Augen und dachte an all die Arbeit, die vor ihm lag.
Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, dachte er und begann, eine Nummer in sein Handy zu tippen.
Bella funkelte Rhage von unten wütend an, nicht im Geringsten davon beeindruckt, dass er zwanzig Zentimeter größer und siebzig Kilo schwerer war als sie selbst.
Dummer weise schien es den Bruder kein bisschen zu stören, dass sie so sauer war. Und er wich nicht einen Millimeter von der Tür weg, die er blockierte.
»Aber ich will ihn sehen.«
»Jetzt ist nicht der beste Moment, Bella.«
»Wie ernstlich ist er verletzt?«
»Das ist Sache der Bruderschaft«, redete Butch sanft auf sie ein. »Lass es. Wir halten dich auf dem Laufenden. «
»Na klar tut ihr das. Genau wie ihr mit erzählt habt, dass er verletzt ist. Verflucht, ich musste es von Fritz erfahren. «
In diesem Augenblick schwang die Tür auf.
Zsadists Gesichtsausdruck war düsterer als je zuvor, und er war schlimm zugerichtet. Ein Auge war zugeschwollen, die Lippe aufgeplatzt, ein Arm in einer Schlinge. Kleinere Wunden übersäten seinen Hals und die Kopfhaut, als hätte er eine Rutschpartie auf Kies unternommen.
Als sie zusammenzuckte, sah er sie an. Seine Augen wandelten sich blitzend von Schwarz zu Gelb, doch dann wandte er sich einfach an Rhage und sprach schnell.
»Phury schläft endlich.« Er nickte in Bellas Richtung. »Wenn sie gekommen ist, um bei ihm zu sitzen, dann lass sie ruhig. Ihre Anwesenheit wird ihm guttun.«
Damit wandte er sich ab. Als er den Flur hinunter ging, humpelte er, das linke Bein schleifte hinterher, als hätte er keine Kraft im Oberschenkel.
Fluchend lief Bella ihm nach, obwohl sie selbst nicht sagen konnte, warum sie sich die Mühe machte. Er würde nichts von ihr annehmen, nicht ihr Blut, nicht ihre Liebe … und sicher nicht ihr Mitgefühl. Er wollte absolut nichts von ihr.
Außer, dass sie ihn in Ruhe ließ, natürlich.
Bevor sie ihn einholen konnte, blieb Zsadist abrupt stehen und drehte sich um. »Wenn Phury sich nähren muss, wirst du ihn dann an deine Vene lassen?«
Sie erstarrte. Nicht nur trank er von einer anderen, es war auch kein Problem für ihn, sie mit seinem Zwillingsbruder zu teilen. Keine große Sache, nichts Besonderes. War es denn so leicht, auf sie zu verzichten? Hatte ihm ihre gemeinsame Zeit überhaupt nichts bedeutet?
»Wirst du ihn lassen?« Zsadists jetzt wieder gelbe Augen verengten sich. »Bella?«
»Ja«, entgegnete sie leise. »Ich werde mich um ihn kümmern.«
»Danke.«
»Ich verachte dich.«
»Das wird auch Zeit.«
Wortlos drehte sie sich auf dem Absatz um und wollte zu Phurys Zimmer zurückgehen, als sie ihn sanft fragen hörte: »Hast du schon geblutet?«
Na großartig, noch einen draufgesetzt. Er wollte wissen, ob er sie geschwängert hatte. Zweifelsohne wäre er erleichtert, wenn er die gute Nachricht bekam, dass das nicht der Fall war.
Sie blitzte ihn über die Schulter an. »Ich hatte schon Krämpfe. Du musst dir keine Sorgen machen.«
Er nickte.
»Sag mir nur eins. Wenn ich guter Hoffnung wäre, würdest du dich mit mir vereinigen?«
»Ich würde für dich und dein Baby sorgen, bis ein anderer Mann käme.«
»Mein
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