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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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nicht kalt war, frei nach der Theorie: Wenn er nur seine Knie hoch genug anzog, würde der Schmerz in seinem Bauch etwas nachlassen.
    Na klar. Der heiße Schürhaken in seinen Eingeweiden war von dem Plan überhaupt nicht beeindruckt.
    Er zwang seine geschwollenen Augenlider auseinander, und nach einigem Blinzeln und ein paar tiefen Atemzügen kam er zu folgendem Schluss: Er war nicht tot. Er war in einem Krankenhaus. Und irgendwelches Zeug, das ihn zweifellos am Leben erhielt, wurde in seinen Arm gepumpt.
    Als er sich ganz vorsichtig umdrehte, machte er noch eine Entdeckung. Sein Körper musste als Boxsack benutzt worden sein. Ach – und irgendetwas war mit seinem Bauch nicht in Ordnung, als wäre seine letzte Mahlzeit ranziges Roastbeef gewesen.
    Was zum Henker war mit ihm passiert?
    Nur eine Reihe schemenhafter Schnappschüsse kam ihm in den Sinn: Vishous, der ihn im Wald fand. Er selbst mit
dem dringenden Bedürfnis, allein zu sterben. Dann eine Messeraktion … irgendwas mit Vs Hand, die hell leuchtete, während er etwas Widerliches aus seinem Körper entfernte …
    Bei dem bloßen Gedanken daran wälzte Butch sich auf die Seite und würgte. In seinem Leib war das Böse gewesen. Die reine, unverdünnte Bosheit. Und der schwarze Schrecken hatte sich immer weiter ausgebreitet.
    Mit zitternden Händen zerrte er den Krankenhauskittel hoch, den er trug. »Ach du … lieber Himmel …«
    Die Haut an seinem Bauch war verfärbt und sah aus wie von einem Brandfleck überzogen. Verzweifelt durchpflügte er sein Gedächtnis, versuchte sich zu erinnern, wie diese Narbe dorthin gekommen war, und was das war. Aber das Ergebnis war eine große, fette Null.
    Als alter Cop konnte er nicht aus seiner Haut, also nahm er den Tatort – sprich, seinen Körper — genauer in Augenschein. Er hob eine Hand und stellte fest, dass seine Fingernägel völlig kaputt waren, als hätte man ihm eine Feile oder kleine Metallstifte unter einige davon gehämmert. Ein tiefer Atemzug klärte ihn darüber auf, dass seine Rippen zumindest angeknackst waren. Und seinen zugeschwollenen Augen nach zu urteilen, musste er davon ausgehen, dass sein Gesicht intensive Bekanntschaft mit einem Schlagring gemacht hatte.
    Er war gefoltert worden. Und das vor kurzer Zeit.
    Wieder durchsuchte er sein Gedächtnis schürfte in seinem Kopf, versuchte, den letzten Ort zu rekonstruieren, an dem er gewesen war. Das ZeroSum. Er war im ZeroSum gewesen, mit … ach herrje, mit dieser Vampirin. In der Toilette. Schneller, harter, Scheißegal-Sex. Dann hatte er den Klub verlassen und … Lesser. Er hatte mit den Lessern gekämpft. War angeschossen worden und dann …
    An diesem Punkt kamen seine Erinnerungen ins Trudeln.
Schossen über den Rand des Wahnsinns hinaus in einen Abgrund aus Ratlosigkeit.
    Hatte er die Bruderschaft verpfiffen? Sie verraten? Hatte er seine besten Freunde den Lessern ausgeliefert?
    Und was zum Teufel war mit seinem Bauch passiert? Gott, was da in seinen Venen floss, fühlte sich an wie dreckiger Schlamm dank dem, was in seinem Körper geschwärt hatte.
    Er ließ sich in die Matratze sinken und atmete eine Weile durch den Mund. Und stellte fest, dass er keinen Frieden fand.
    Es war, als wolle sein Gehirn keine Ruhe geben. Ununterbrochen brachte sein Geist wahllos Bilder aus der fernen Vergangenheit hervor. Geburtstage, an denen sein Vater ihn böse anfunkelte und seine Mutter rauchte wie ein Schlot. Weihnachtsfeste, an denen seine Brüder und Schwestern Geschenke bekamen und er nicht.
    Heiße Julinächte, die kein Ventilator abkühlen konnte und deren Hitze seinen Vater zum kalten Bier trieb. Das Bier, das seinen Vater dazu trieb, Butch mit geballten Fäusten spezielle Nachrichten zukommen zu lassen.
    Erinnerungen, die er seit Jahren verdrängt und vergraben hatte, kehrten zurück, alles unwillkommene Besucher. Er sah seine Schwestern und Brüder, fröhlich, lärmend, auf grünem Gras spielend. Und wusste noch genau, wie er sich gewünscht hatte, so zu sein wie sie, statt immer nur zurückzubleiben, der Spinner, der niemals dazupassen würde.
    Und dann – o Gott, nein, nicht diese Erinnerung.
    Zu spät. Er sah sich als Zwölfjährigen, dürr und zottelig, auf dem Bürgersteig vor dem Haus der Familie O’Neal im Süden Bostons stehen. Es war ein klarer, wunderschöner Herbstnachmittag gewesen, als er seine Schwester Janie in einen roten Chevette mit Regenbogenstreifen auf der Seite
einsteigen sah. Gestochen scharf war das Bild, wie sie ihm durch

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